Review

Philip G. Atwell, ein Neuling auf dem Regiestuhl, bringt uns Jet Li und Jason Statham als Konkurrenten und Todfeinde auf die Leinwand und macht damit natuerlich den gemeinen Actionfilmfan neugierig. Dass der Film zudem mit einem R-Rating und keinem familienfreundlichen PG-13 ausgestattet wurde, laesst hier zusaetzlich hoffen.

Nach dem Tod seines Partners sinnt FBI Agent Jack Crawford (Jason Statham) auf Rache, und zwar um jeden Preis. Um den mutmasslichen Moerder, den unheimlichen, kaum fassbaren Kampfsportler Rogue (Jet Li) in die Finger zu bekommen, ist Crawford jedes Mittel recht, auch Polizeigewalt und Amtsmissbrauch. Doch wie oft zuvor bereits im Genre erlebt, ist nicht alles so wie es scheint, und so mancher der Beteiligten wird von den Schatten seiner dunklen Vergangenheit gejagt.

„War" ist ein durch und durch konventioneller Film geworden. Es gibt plotbezogen natuerlich die ein oder andere Ueberraschung, doch vom Lebenswandel der Akteure bis zu den genreueblichen Versatzstuecken bleibt (fast) alles wie gewohnt. Es wird geballert, gestorben, etwas gewitzelt und finster dreingeschaut. Hier tut sich ganz besonders Jason Statham in gewohnter Manier hervor. Stoerend wirken allerdings die immer haeufiger Verwendung findenden Stilmittel der Stakkatooptik und Bildfetzen. Vom Kugelhagel bedachte Unglueckliche werden zwar im Bild getroffen, um dann allerdings in der naechsten Sekunde, von ruetelnden Schnipselbildern begleitet, auf dem Boden zu liegen. Schoene Shootouts der Marke Schwarzenegger oder Seagal - wie erst letztens erfrischend bei Antoine Fuquas„Shooter" wieder erlebt - werden dem Actionfan diesmal vorenthalten. Das ist schade und tut dem Gesamteindruck nicht eben gut. Aufgrund des sowieso anfallenden R-Ratings waere diese inhaerente Zensur gar nicht noetig gewesen. An anderen Stellen des Films wird durchaus ordentlich geblutet und amputiert, was so gar nicht zu den im Vergleich dazu (bis auf den ein oder anderen Kopfschuss) harmlosen Ballereien passt. Womoeglich ist der Grund dieser nervtoetenden Darstellung gar nicht im Kaschieren von Gewalt, sondern in einer trendigen Aesthetik zu finden, die den Film klar als ein Werk neueren Datums ausweisen moechte. Wie dem auch sei, die Optik und der Schliff des Films leiden unter dem unsinnigen Schnittgewitter. Ansonsten ist „War" uebrigens kein harmloser Film. Auch Unbeteiligte werden unverhofft aus der Welt befoerdert und ein paar Ninjas lassen es sich nicht nehmen, statt der Schusswaffe das Schwert zu bemuehen, um fuer genuegend Filmblut zu sorgen. Auch Jet Li zeigt hier, wie ausgezeichnet er mit der Hieb- und Stichwaffe umzugehen vermag. Kampfsportfans kommen also auch auf ihre Kosten.

Was bietet der Film sonst noch? Eine durchaus coole Optik, gut aufgelegte Darsteller und einen passenden Score. Kurz, der Film ist Hollywood-Action pur. Wer bei diesen Schlagworten feuchte Traeume bekommt, darf voellig bedenkenlos zugreifen, denn wo hier Action draufsteht, ist auch Action drin. Dieser Film wird seine Fans finden und seine Zielgruppe bedienen; Statham und Li Fans werden bestens versorgt. Etwas stoerend ist, dass Teile des Scores bei anderen Filmen bereits zu hoeren waren. Ein unschoener Umstand, der derzeit in Hollywood zu sehr um sich greift. Auch sonst schielt Atwell zu auffaellig auf die grossen Kassenerfolge seiner Kollegen in Hollywood und auf deren respektive Vorstellungen und Ideen, ohne diese allerdings mit einem eigenen Anstrich zu wuerzen. Seinem Werk mangelt es so leider etwas an Authentizitaet.

„War" besitzt im Grossen und Ganzen durchaus Charme, vermag aber irgendwie nicht aus der Masse der Genreveroeffentlichungen herauszustechen. Alles ist fast schon zu konventionell beziehungsweise zu wenig einfallsreich, als dass man hier von einem Highlight sprechen moechte. Da wir es aber nicht mit einem Politfilm, sondern einem gemuetlichen Actioner zu tun haben, der gar nicht den Anspruch erhebt, etwas Aussergewoehnliches zu sein, sollten wir es dabei belassen, uns zuruecklehnen und uns von Jason Statham und Jet Li ein wenig die Zeit vertreiben lassen. Wenn man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzt und mit - allerdings routinierter - Stangenware zufrieden ist, ist Atwells „War" („Rogue") einen Kinogang wert. Ein dickes „Kann", aber sicherlich kein „Muss".

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