Der Gruselfilm kehrt zurück, der Folterhorror stirbt aus.
Das ist wahrscheinlich der neue Leitspruch einiger Filmemacher. Die Zeit von erfolgreichen Folterhorrorfilmen (Saw, Hills Have Eyes) scheint bald vorbei angesichts immer häufiger auftretender Gruselschocker, in denen nur ein Minimum an Blut gebraucht wird, denn anstatt sich im Tode quälende Leute zu zeigen setzen immer mehr Horrorfilme auf Grusel in Perfektion. Das reicht vom dunklen Haus wo Geister ihr Unwesen treiben bis zu mysteriösen Begebenheiten. Maßgebend waren für die Erweiterung des Genres sicher The Grudge, The Ring oder auch Zimmer 1408. Aber selbst jetzt, kurz nach der neu aufgenommenen Suche nach den perfekten Horror, verlangen manche zu viel oder eher zu wenig und so entstehen Lückenfüller, die jede Art Film zu bieten hat. Die Gebrüder Pang, deren Film The Eye wohl bisher am bekanntesten ist, präsentieren hier eines dieser typischen "Lückenwerke".
Die Story ist ein wichtiger Bestandteil eines Films, sozusagen der Rücken. The Messengers besitzt in diesem Fall einen krummen Rücken. Die Brüder Pang erzählen die Geschichte einer Familie, die in ein Haus zieht, in dem es spukt. Sicher kein Geniestreich in der langen Liste von Horror-Plots. Das einige typische Aspekte auch hier nicht fehlen dürfen scheint nebenbei unausweichlich. So steht dieses spukende Haus natürlich mitten im Nirgendwo. Umgeben von Hügeln, Feldern und Sonnenblumen. Die nächste Stadt, bzw. Dorf, liegt in anscheinend erreichbarer Nähe mit dem Auto, aber sonst setzt The Messengers auf die typische Einöde, in die man immer schön viel Potenzial investieren kann, wenn man denn die nötige Erfahrung mitbringt. Die Brüder Peng allerdings scheinen entgültige Erfahrung vermissen zu lassen. Die erste Hälfte des Films ist mit grob gesehen immer den selben Schockeffekten gefüllt. Vorzugsweise Töchterchen steht irgendwo am Fenster, im Raum oder im Freien, plötzlich fällt ein Gegenstand um oder ein Schatten läuft vorbei, die Person bekommt Angst, Ende. Mehr darf man in den ersten 50 Minuten nicht erwarten, hier erweist sich der Film zugegebenermaßen als routiniert bearbeitetes Stück Rohling. Nebenher wird auch Zeit in die Familie investiert. Vater setzt alles auf das neue Zuhause inklusive Sonnenblumen-Zucht (Gut, dass ist wirklich neu), Tochter genießt eine gute Portion Misstrauen von der Mutter, und Sohnemann im Baby-Alter sieht Gespenster. Auch bei der Einführung der Charaktere macht der Film den ein oder anderen Fehler. So erfährt man erst gegen Ende, warum der zweijährige Sohn kein Wort aus dem Mund bekommt und warum man der Tochter kein Vertrauen schenken will. 20 Minuten vor Filmschluss bringt einem diese Eingebung herzlich wenig.
Zumindestens die Spannungs-Kurve ist ganz gut ausgefallen. Am Anfang ein, zwei verstörende Momente, dann eine ganze Weile gar nichts und schließlich die ersten Leichen. Zwischendruch lernt man auch zwei neue Gesichter kennen. Der Grundstück-Verkäufer (Oder wer immer das sein mag), der immer von der Seite jemanden anspricht, ist durchaus mysteriös, am Ende läuft diese Figur aber anscheinend ohne Erklärung ins Leere. Und der Farmarbeiter John, zu dem man möglicherweise schon von Anfang an ein gespaltenes Interesse hat, ganz zu schweigen von der finalen Auflösung des Charakters. Aber auch hier stellen sich die Peng-Brüder ein Bein und warten am Ende mit einem Finale auf, was man so nicht erwartet hätte, weil es zu offensichtlich war. Schon der Anfang mit der Familie, die durch eine nicht ins Bild tretende Person ausgelöscht wird, war vielleicht ein Fall über das eigene Bein. Das macht zwar durchaus Lust auf mehr, lässt aber auch erahnen, auf was das hier hinausläuft. Und so ist es dann selbstverständlich gegen Ende. Der auf den ersten Blick sympathische Farmer John entpuppt sich als Mörder der ursprünglich hier lebenden Familie, kriegt nach einem Vogelangriff plötzlich undefinierbare Rückblenden eingetrichtert und macht letzendlich im Wahn Jagd auf die hier neu lebende Familie. Warum Mörder John erst zu diesem Zeitpunkt jene Gedanken bekommt bleibt leider unausgesprochen, genauso wie der ungelöste Fakt, ob er jetzt den ursprünglichen Familienmord erfolgreich verdrängt oder einfach nur Gras drüber hat wachsen lassen.
Die Schauspieler machen dabei einen einigermaßen ordentlichen Eindruck. Kristin Stewart als Tochter Jess überzeugt, kann sich aber auch nur im Rahmen der ihr möglichen Darstellkunst behaupten und liefert auch nur Routine. Dylan McDermott als Vater Roy kann auch nicht sonderlich hervorstechen. Er gibt zwar einen sympathischen Eindruck, lässt sich aber am besten mit dem Wort austauschbar abstempeln. Penelope Ann Miller als manchmal sehr misstrauische Mutter Denise überzeugt, auch wenn sie nach einigen Minuten Bildaufenthalt etwas auf die Nerven geht. John Corbett als (zufälligerweise) John macht seine Sache noch am ordentlichsten und kann bis auf die etwas aufgesetzte Laune am Ende eigentlich am besten überzeugen.
Und am Ende kann man sagen, dass die Brüder Peng hier nichts halbes und nichts ganzes auf den Tisch gelegt haben. Zwar vermag der Film in seinen besten Momenten gut zu unterhalten, aber es ist letzendlich die manchmal aufkeimende Unlogik, die sinnfreien Szenen wie z.B die, in der Jess Talent im Basketbal beweist, und nicht zuletzt einige altbekannte Effekte, die das Wasser dann doch etwas trüben. Sicherlich, Routine kann immer irgendwie überzeugen, aber The Messengers fehlt der entscheidene Funke um zu überzeugen, mal vom fehlenden Ideenreichtum ganz abgesehen.
Fazit
Nette Horrorkost, die sich zwar erfreulich auf Gruseleffekte stützt, diese aber nicht konsequent nutzen kann. Für den ein oder anderen sicher ein guter Horrorfilm, aber man findet besseres, um einen angsterfüllten Abend im Sessel zu verbringen, plötzlich erscheinende Gänsehaut inklusive.
6/10