Seit tausenden von Jahren geistert ein Dämon auf Erden herum, der sich damals vor dem Tod drücken konnte - per Körpertausch. Der Fährmann, welcher (laut griechischer Mythologie) die Verstorbenen ins Reich der Toten überführt, verfolgt jenen Dämon schon seit dieser Zeit. Er fordert seine Bezahlung.
Was hat griechische Mythologie nun in einem neuseeländischen Film zu suchen? Gute Frage. Ich habe dafür auch keine Antwort parat.
"The Ferryman" startet jedenfalls so:
Auf hoher See hat es der Dämon erneut geschafft, von einem Körper zum anderen zu wechseln. Ungeduldig setzt er von einem Fischkutter ein Notsignal aus, und prompt kommt eine Segelyacht mit sechs jungen Leuten zur Rettung herbei. Da der Dämon mit seinem neuen Körper (dem von John Rhys-Davies) nicht glücklich ist, kommt jeder an Bord der Yacht als Austauschobjekt in Frage ...
"The Ferryman" gehört - trotz seltsamer Grundidee - zu den besseren DtV-Produktionen im Horrorgenre. Der unheimliche und blutige Auftakt ist vielversprechend. Leider braucht der Film anschließend eine gute dreiviertel Stunde um richtig in die Gänge zu kommen. Dann geht das Körpergetausche los und im dichten Nebel steigt die Spannung auf dem Kahn. "The Ferryman" ist eines dieser Werke, die zwar nie über den gehobenen Standard hinauskommen, aber von Minute zu Minute besser werden. Trotzdem hatte ich immer den Eindruck, dass der Film als Psychothriller um einen irren Killer (als eine Variante von "Todesstille") besser funktioniert hätte.
Ordentlich in Szene gesetzt, hat der streckenweise atmosphärische Horror mit John Rhys-Davies einen überzeugenden Hauptdarsteller auf der Habenseite zu verbuchen. Der Engländer, bekannt aus "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Herr der Ringe", macht einen soliden Job. Die Co-Stars (mir komplett unbekannt) wissen ebenfalls zu gefallen. Vor allem dann, wenn sich der Dämon ihrer sterblichen Hüllen bemächtigt und sie - meist mit blutverschmiertem Gesicht - den Wahnsinn raushängen lassen!
"... und eine ganze Palette zum Teil ziemlich drastischer Bluteffekte" (Covertext) schreibt die Videowoche. Wer in letzter Zeit die aktuellen Horrorfilme im Kino ohne weiteres überstanden hat, wird über dieses Statement sicherlich mit dem Kopf schütteln können. Drastisch ist nämlich so gut wie nix. Abgesehen vom Beginn gibt es nur wenig Blutiges zu bestaunen.
"The Ferryman" bietet zwar absolut nichts Neues, ist aber dennoch einigermaßen spannende Unterhaltung. Wer es vermeidet nach dem Sinn hinter der Story zu suchen, kann hier ruhig einen Blick riskieren. 6/10 Punkten.