Eigentlich entstammt der Fährmann der griechischen Mythologie und wird dort "Charon" genannt. Gegen eine Münze bringt er die Toten über den Fluss, damit sie ins Reich von Hades gelangen. Jedoch muss vorher ein Begräbnis stattgefunden haben und die Hinterbliebenen müssen dem Toten eine Münze unter die Zunge gelegt haben. Wird eines dieser beiden Dinge nicht erfüllt, verbringen die Toten ihr Dasein als Schatten am Ufer des Flusses. Für den neuseeländischen Horrorfilm "The Ferryman" wurde das Ganze ein wenig abgeändert, denn der Fährmann ist hier zum Beispiel eine Art Dämon. Zweitens versucht ein Toter schon lange in Hades Reich zu gelangen und springt dafür von Körper zu Körper, um so dem Fährmann zu entgehen. Das Ganze ist von Chris Graham (Sione´s Wedding) leider nur mäßig umgesetzt.
Zwei Liebespaare gönnen sich eine sechstägige Überfahrt von Neuseeland nach Fidschi, noch mit an Bord der Kapitän und seine Frau. Die Fahrt über den Pazifik verläuft problemlos, bis eine Nebelbank auftaucht und man einen Hilferuf erhält. Man geht dem Notsignal nach und stößt auf einen griechischen Fischkutter. Eine Person (John Rhys-Davies) kann geborgen werden, die restliche Besatzung ist verschwunden. Doch kurze Zeit später zeigt der Grieche sein wahres Gesicht und rammt einem der Männer einen Dolch in den Bauch. Aber es ist keine Stichwunde zu sehen, doch das Verhalten des Betroffenen beginnt sich zu verändern. Doch das Grauen an Bord hat somit erst begonnen.
Richtig durchdacht ist das Ganze nicht, schließlich fragt man sich, was es mit dem Dolch auf sich hat. Durch den Stich kann der Geist oder Dämon den Körper wechseln, welcher schon lange versucht den Fährmann zu täuschen. Doch irgendwie ergibt das Ganze keinen Sinn. Gleich zu Beginn dürfen wir miterleben, wozu ein Besessener fähig ist, denn der zerstückelt seinen Kammeraden mit einer Machete. Doch schon hier fällt die schlechte Ausleuchtung auf, zu erkennen ist kaum etwas, hinzu kommen hektische Schnitte wenn es zur Sache geht. Erst dann lernen wir die drei Paare kennen, welche die nächten sechs Tage auf See verbringen wollen. Die Charaktere bleiben oberflächlich, nur auf die ehemalige Krankenschwester Suze (Amber Sainsbury) geht Graham ein wenig ein, mit an Bord ist leider auch eine zickige Blondine, die bei jedem aneckt. Bis es zur Sache geht, hat Graham noch einige Elemente abzuarbeiten. Da wären sich anbahnende Streitereien, die üblichen Liebeleien und es gilt dem Notsignal nachzugehen und den einzigen Passagier zu bergen. Der macht zunächst einen freundlichen Eindruck, rammt Suze´s Macker aber plötzlich den Dolch in den Bauch. Bis dies passiert, ist die erste Halbzeit aber schon gegessen.
Zumindest kriegt Graham eine optische Bedrohung gebacken, denn das kleine Boot vom Nebel verschlungen löst schon eine Gänsehaut aus. Auch geht jetzt auf kleinstem Raum, ein Kampf ums Überleben los, es gibt quasi kein Entkommen. So darf der Geist mal in jeden Körper schlüpfen und seine Opfer schön fies herunterputzen oder vögeln, bevor er sie ins Jenseits schickt. Richtig fesselnd wirkt dieses Treiben nie, auch auf Goreeffekte braucht man nicht zu hoffen. Raufereien, dem Hund das Rückrad brechen, mal vereinzelt ein blutiger Einschuss oder Messerstich, aber es gelingt dem Körperwanderer seine Opfer zu dezimieren. Das Ganze läuft spannungstechnisch solide und recht unterhaltsam ab, nur das ständige Geheul und Gekreische geht schnell auf die Nerven. Auch hebt sich das Finale in keinster Weise vom restlichen Geschehen ab, im Gegenteil, man dürfte sich hier ruhig kürzer fassen. Ausser John Rhys-Davies (Cyborg Cop, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug), sind die restlichen Darsteller recht unbekannt. Man neigt hier gerne mal zum overacting, insgesamt ist die Leistung höchstens durchschnittlich.
Graham mangelt es an der nötigen Erfahrung, um solch einen schwachen Plot wenigstens spannend und kompromisslos ins Szene zu setzen. "The Ferryman" braucht viel Zeit, um zu Potte zu kommen, richtig gruselig oder blutig wird er nie. Desweiteren bleiben einige Fragen offen, was den Körperwanderer angeht. Viel zu gängige Horrorkost mit schwacher Umsetzung.