Review

Gesamtbesprechung

Ghettoslang, Hip Hop und fette Katanas. Im japanischen Ghetto-Mittelalter geht es rau zu.

Afro Samurai ist zugegeben schon ein ziemlich lustiger, wenn auch skurriler Titel für eine Serie. Wenn man eben bedenkt, dass es in diesem Anime um einen afroamerikanischen Samurai geht, der in einem alternativen mittelalterlichen Japan so richtig auf den Putz haut, dann lädt das gerade wegen dem hohen Grad an Absurditäten einfach nur zum Gucken ein. Dabei funktionierte allerdings der gewagte Mix aus Samuraiaction, Ghettoslang und jede Menge Elektrospielzeugen bei mir nur bedingt. Doch woran liegt das eigentlich?
Klar, diese Mini-Serie ist schon wirklich ziemlich abgefahren und stellenweise auch sehr kreativ und witzig, das muss man ihr schon irgendwie hoch anrechnen. Dennoch mangelt es gerade der Geschichte klar an Tiefgang und überzeugenden Charakteren. So ist z.B. Justice, der Hauptbösewicht, ein typischer oder besser gesagt ein stereotypischer Drecksack wie er nur im Buche steht. Vor vielen Jahren köpfte er die damalige Nummer 1 im direkten Zweikampf. Diese Nummer 1 war niemand geringeres als Afros Vater. Von diesem Augenblick an schwört der noch sehr junge Dreikäsehoch blutige Rache und will eines Tages selbst zur Nummer 1 aufsteigen.
Tja, wenn man es ganz grob nimmt, ist das schon alles was Afro Samurai zu erzählen hat. Natürlich gibt es da noch viele Flashbacks und auch interessantere Einblicke in das Leben des wortkargen Kriegers aber der Hauptplot ist mit den zwei Sätzen eigentlich schon erklärt. Wenn ich übrigens schon bei dem Thema Wortkarg bin: Das genaue Gegenteil von Afro ist sein Alter Ego Ninja Ninja. Der ist nämlich eine richtige Quasselstrippe und gibt mal mehr oder weniger sinnvolle Beiträge von sich. Zugegeben sind auch viele seiner Sprüche ganz witzig, aber irgendwann wirkt sein Dauergequatsche einfach nur nervig.
Übrigens: Die Idee Handys, Kopfhörer oder Bazookas ins japanische Mittelalter zu verfrachten fand ich schon etwas gewagt. Anfangs wirkte dieser Effekt sogar so, als hätte man auf Teufel komm raus nur etwas ganz absurdes abliefern wollen. Allerdings gewöhnt man sich doch überraschend schnell daran und die Serie bleibt zudem bis Schluss ihrem eigenwilligen Stil treu.
Ach ja, noch was: Ich bin wirklich kein großer Hip Hop Fan aber die Musik fügte sich trotzdem meiner Meinung nach sehr gut ins Gesamtwerk ein, das muss ich schon zugeben. Sei es bei den wilden Kämpfen, als auch in ruhigeren Szenen.
Kommen wir aber nun zum Wichtigsten einer Serie, den Charakteren. Diese sind leider weitestgehend eher unauffällig. Während es Afro und sein Alter Ego auf weiter Strecke wirklich nur mit Stereotypen zu tun bekommt, darf dann aber gegen Ende auch noch mal ein sehr interessanter Charakter seinen Einzug feiern, nämlich ein unglaublich skurriler Kämpfer mit Teddybärenkopf.
Außerdem kommen zu den bereits oben erwähnten Figuren auch noch die hübsche Okiku und der meiner Meinung nach stärkste Charakter der Serie, nämlich Jinnosuke - ein alter Freund von Afro - zur Figurenliste hinzu. Unterm Strich ist das aber sogar für eine kurze Serie wie diese, leider einfach zu wenig um in Sachen Charakteren überzeugen zu können.
Die größten Stärken von Afro Samurai sind aber auch eigentlich die blutigen Kämpfe und die interessante Optik. Die Serie bietet wirklich sehr harte Schwertkämpfe und butterweiche Animationen. Erstaunlich schöne Hintergrundzeichnungen sorgen zudem für ein gelungenes Ambiente.
Was mir übrigens aufgefallen ist: Während gerade die ersten Folgen fast ausschließlich aus Action bestehen, sind die letzten Folgen nochmal sehr spannend aufgebaut und halten sogar einige Überraschungen parat. Doch leider kommen diese interessanten Teile viel zu spät. So ist Afro Samurai wegen der eher unterdurchschnittlichen Geschichte nur halbgare Kost und bleibt leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Denn gerade die letzten Folgen beweisen, dass da einfach mehr möglich war. Dann hätte man lieber noch ein paar mehr Folgen drangehängt. Unterhaltend ist die Serie aber trotzdem allemal.
Im Gepäck mit dabei sind Ghettoslang, Hip Hop und fette Katanas. Im japanischen Ghetto-Mittelalter geht es rau zu.

Mein Schlusswort:
Afro Samurai ist sicherlich Geschmacksache, gerade was die Stilfragen angeht. Ja und einerseits kann ich sogar die vielen Lobeshymnen irgendwie verstehen aber mich konnten weder der Plot, noch die Charaktere richtig überzeugen. Vielleicht ist aber Afro Samurai einfach nur nicht so meine bevorzugte Art von Anime.
Dennoch: Dank der tollen Action und dem guten Schlussteil sind immerhin noch knappe 5 Punkte drin.

P.S: Wer jetzt glaubt ich würde zum Schluss nochmal einen fetten Rap hinlegen, der liegt eben kräftig daneben.

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