(Die) Winde der Wildnis (1936, s/w) von Mark V. Wright
...Johnny Blair (John Wayne) und Larry Adams (Lane Chandler) arbeiten als Reiter für den "Pony Express". Dieser ist bis dato die schnellste Möglichkeit, Post und Briefe quer durch's Land zu senden. Doch schon bald lohnt der Betrieb nicht mehr, denn die Erfindung des Telegraphen erlaubt Nachrichten noch schneller und günstiger zu senden. Bei der Entlassung bekommt aber jeder Reiter als Anerkennung 2 Pferde geschenkt. Johnny und Larry tun sich zusammen und wollen mit dem Erlös der verkauften Pferde eine eigene Postkutschenlinie gründen. In Buchanan City wenden sie sich an Cal Drake (Douglas Cosgrove), der ihnen für nur $3.000 Dollar eine eigene Linie inklusive Postkutsche, zu dem 35 Meilen nördlich gelegenen Crescent City anbietet. Klingt alles gut, Johnny und Larry willigen ein und es winkt eine lukrative Zukunft - vorausgesetzt Drake hat die beiden nicht über's Ohr gehauen...
Herzlich willkommen zu meinem 50. Review! :)
So möchte ich dieses einem ganz besonderen Western widmen, den ich gestern zum 3. Mal innerhalb eines Jahres angeschaut habe. Außerdem bietet dieser Oldie eine ganze Reihe von Besonderheiten! ;)
Aufgrund meiner bewusst knapp gehaltenen Inhaltsangabe, lässt sich nur schwer erahnen, wie kurzweilig und spannend dieses ca. 50 minütige Filmchen ist und was es denn Schönes beinhaltet.
- Da wäre zunächst einmal der Pony Express, den es von April 1860 bis Oktober '61 tatsächlich gegeben hat. In fast allen Fassungen dieses Films erscheint anfangs auch eine Texttafel mit einer Widmung dazu.
- Ein weiteres Thema ist die Geisterstadt. Und an dieser Stelle möchte ich zu meinem 1. Review "Die Rache der Cheyenne" (1956, s/w) eine Korrektur vornehmen. Seinerzeit spekulierte ich, ob letzterer u.U. der erste Western war, der eine Geisterstadt beinhaltete. Nun, rund ein Jahr später, habe ich nach intensiven Recherchen und einigen Zufallstreffern, viele weitere "Geisterstadt-Western" entdeckt und angeschaut. So gehört "(Die) Winde der Wildnis" von 1936 zu den ältesten Beiträgen dieses Themas. Gegen Ende werde ich dazu noch ein paar lohnende Titel nennen.
- Den Höhepunkt dieses Films stellt allerdings ein spektakuläres Postkutschenrennen dar. Nicht etwa im Kreis/Oval, wie bei einer Aschenbahn, sondern quer durch die Landschaft von A nach B. Dieses dauert, ohne den Zwischenstopp, knapp 9 Minuten(!), also fast 20% der gesamten Laufzeit und ist mit Sicherheit ein sehr rares, u.U. sogar einzigartiges Westernvergügen! Leider stand hier nicht Archie Stout vor der Kamera, der für seine legendären Reiter- und Kutschenszenen bekannt ist. :( s.a. mein Review zu "Westwärts!" (1935, s/w).
- Letztendlich stellen aber auch die verschiedenen Fassungen eine Besonderheit dar.
Einen Punkt Abzug in meiner Bewertung ist fällig, da manche Großaufnahmen vom Kutschbock im Studio vor bewegter Hintergrundkulisse stattfinden. Auch hätte ich gerne gesehen, wie Larry angeschossen wurde - also 9 von 10 Punkte. Wie schon bei meinem Review zu "Westwärts!" erwähnt, muss man aber berücksichtigen, dass diese frühen Werke mit John Wayne nicht nur B-Western sind, sondern einer ganz anderen Liga angehören.
Kommen wir nun zu den Fassungen - und diese haben's in sich:
- Diese kleine Filmperle erschien unter dem Alternativtitel "Stürme im Wilden Westen" als Ausgabe #82 in der "John-Wayne-Collection" von DeAgostini. Das s/w Bild ist nicht sonderlich scharf, die dt. Synchro ist leider nur zweitklassig, engl. Originaltonspur ist vorhanden, Untertitel keine. Laufzeit zwischen Vor- und Abspann ca. 53:42 Minuten (netto).
- Daneben erschien der Film unter "Winde der Wildnis" als einer von 6 Titeln auf der Box "John Wayne in Farbe" von Great Movies. Hier kann der Betrachter zwischen der s/w oder der nachträglich colorierten Fassung wählen. Das Bild ist insgsamt besser, einigermaßen scharf (zumindest schärfer wie das von DeAgostini) und die Colorierung empfinde ich als ziemlich gelungen. Auch hier ist die gleiche und weniger gute dt. Synchro, sowie die engl. Originalspur enthalten und ebenfalls keine Untertitel. Laufzeit 49:24 Min. netto. Ich vermute allerdings, dass keine Szene fehlt, sondern der Film nur schneller läuft, denn die stehende Texttafel ist mit ca. 30 Sek., gegenüber den 33 Sek. von der DeAgostini etwa 10% kürzer zusehen. Von den Ungenauigkeiten meiner Messung abgesehen, würde dies etwa den vermeintlich fehlenden 4 Minuten entsprechen.
- Gestern sah ich jedoch die Fassung "Die Winde der Wildnis" aus der Serie "Western von gestern" (3. Staffel) an. Diese bietet eine andere, hochwertige und mit Abstand beste dt. Synchro. Zudem sorgt sie als einzige mit entsprechendem Windgeheul für eine unheimliche Atmosphäre beim Erreichen der Geisterstadt! Auch ist das Bild hier nochmal einiges besser wie auf der 6er-Box und wirklich sehr scharf. Zusätzlich sind hier neben der engl. Originalspur noch dt. Untertitel verfügbar. Leider beträgt die Laufzeit beider Teile zusammen nur ca. 46:45 Minuten netto, da wohl aus Gründen der Sendezeit von rund 2 x 25 Minuten gekürzt werden musste! :( Bspw. fehlt definitv die Szene, als der Arzt Johnny mitteilt, dass beim angeschossenen Larry die Kugel nahe eines Wirbels sitzt (ca. 80 Sek.).
Die 6er-Box kann ich übrigens uneingeschränkt empfehlen. Man bekommt für wenig Geld 6 frühe Western mit John Wayne, von denen ich persönlich aus der Erinnerung heraus 2 Geschichten mit gut und 4 mit sehr gut bewerten würde. Alle 6 Filmchen stehen hier als s/w oder colorierte Fassung zur Verfügung. Leider haben aber alle diese lausige dt. Synchro.
Hier meine "Geisterstadt-Lieblinge" in chronologischer Reihenfolge. Diese Western beinhalten Geisterstädte, die sehr schön in Szene gesetzt wurden und mit Windgeräuschen, Staub, Spinnweben usw. für die richtige Stimmung sorgen.
"(Die) Winde der Wildnis" oder auch "Stürme im Wilden Westen" (1936, s/w)
"Stunde der Abrechnung" (1953) - atmosphärisch beste und intensivste Geisterstadtinszenierung!
"Fünf Revolver gehen nach Westen" (1955)
"Die Rache der Cheyenne" (1956, s/w)
"Der Schatz des Gehenkten" (1958)
Wer's noch gruseliger mag: "Ghost Town" (1988) oder "7 Mummies" (2006)
Viel Spaß und gute Unterhaltung! ;)