Review

Westwärts! (1935, s/w) von Robert N. Bradbury

Wichtiger Hinweis: Mit diesem Review möchte ich auch auf fehlerhafte Profilangaben des Films bei der OFDb hinweisen. Fälschlicherweise wird darin "Westwärts!" (1935, s/w) von Robert N. Bradbury mit "Paradise Ranch" gleichgesetzt! "Paradise Ranch" (1935, s/w), der eigentlich "Paradise Canyon" heißt, ist ein völlig anderer Film von Carl Pierson und hat überhaupt nichts mit "Westwärts!" im Original "Westward Ho" gemeinsam! Siehe dazu auch "Also Known As" unter "Details" der jeweiligen Filmprofile bei imdb.com. Infolgedessen sind auch die OFDb-Angaben zu den in Deutschland erhältlichen Fassungen alle falsch! Bezugshinweise finden sich am Ende dieses Reviews. Dieser Abschnitt kann dann nach der Korrektur der Profilangaben von der OFDb-Redaktion entfernt werden.

...Beim Überfall der Ballard-Bande auf den "MARK WYATT-FREIGHT" Planwagenzug, der mit einer Rinderherde nach Kalifornien unterwegs ist, werden die Eltern des kleinen John Wyatt getötet und sein Brüderchen Jim verschleppt. Einige Zeit nach Ende des Bürgerkriegs stellt John, aus dem inzwischen ein junger Mann geworden ist, eine Truppe von rund 30 Mann zusammen. Sie nennen sich fortan "Die Vigilanten", reiten alle ein weißes Pferd und tragen schwarze Hemden mit weißen Halstüchern. Mit ihnen zusammen will John eine Bande von Verbrechern bekämpfen, die skrupellos rauben und morden. Was John jedoch nicht weiß, dass eben diese Bande damals seine Eltern getötet hat und einer dieser Banditen sein Bruder ist. So kämpfen John (John Wayne) und Jim (Frank McGlynn Jr.) nun gegeneinander, ohne es zu ahnen...

Während es beim Fernsehen heutzutage immer mehr nur noch ums Überbieten von technischen Merkmalen geht, waren in meiner Kindheit und Jugend noch s/w-Geräte, teils mit Zimmerantenne üblich. Und doch war diese Ära der heutigen um eines klar überlegen - dem eigentlichen Fernsehprogramm! Gerade mal 3 Sender plus der Schweizer Kanal, der oft nur "verschneit" zu empfangen war, brachten täglich Spaß und Spannung (und viele Western) ins Wohnzimmer - zudem frei von Werbeunterbrechungen! Dies ist nicht zuletzt Leuten wie Joe Hembus (1933-85) zu verdanken, der zusammen mit Eydo von Hadeln die Serie "Western von gestern" ins Leben rief und damit einen kleinen Beitrag dazu leistete. Und nur ihm ist es zu verdanken, dass es von "Westwärts!" eine deutsche Fassung gibt - meines Wissens die einzige.

Mit "Westwärts!" beginnend, möchte ich in den nächsten Wochen eine Handvoll Reviews verfassen, die auserwählte John-Wayne-Kurzwestern aus den 1930er Jahren beschreiben. Hat man erst einmal die damalige Technik und die damit verbundenen Schwächen akzeptiert und sich auf die über 80 Jahre alten und rund 50 minütigen Filmchen eingestellt, entdeckt man darunter so manch verborgene Schätze, die aufgrund ihres Ideenreichtums Vorlage für spätere Western waren.
Ferner ist es dem Kameramann Archiebald "Archie" Stout, der noch im "Wilden Westen" geboren wurde zu verdanken, dass wir u.a. Reiter- und Kutschenszenen genießen können, die in ihrer Rasanz und Echtheit bis heute unerreicht sind!

So auch bei "Westwärts!". Dieser äußerst kurzweilige Film bietet nicht nur letzt genannte, mitreißende Außenaufnahmen, sondern ist auch prallgefüllt mit Action! So beinhaltet das nur ca. 50 Minuten dauernde Spektakel neben dem Überfall auf den Wyattschen Wagentreck gleich 3 große Massenschießereien! Dank der professionellen, deutschen Synchro aus "Western von gestern" , die nicht etwa wie bei manch anderen frühen John-Wayne-Western im Heimstudio von drittklassigen Amateuren übelst nachvertont wurde, finden wir hier neben vielen, meist passenden Melodien und klaren, motivierten Sprechern auch richtig gute Schussgeräusche! Ist doch geil, wenn's beim vielen Geballer auch richtig schön knallt! :)

Einen Punkt Abzug, weil nicht jede Schießerei so detailliert und packend inszeniert war, wie etwa beim Überfall. So sind die Massenschießereien oft Fernaufnahmen und eher oberflächlich. Auch sind die 2, 3 kurzen Gesangseinlagen aus meiner Sicht, dem heutigen Publikum eigentlich nicht mehr zumutbar. Aber abgesehen von diesen kleinen Mängeln macht "Westwärts!" viel Freude und die klare und unterhaltsame Story ist bestens umgesetzt! Mit 9 von 10 Punkten verneige ich mich vor dieser großartigen Leistung, wenngleich ich auch weiß, dass solche Filme einer ganz anderen Liga angehören und mit späteren, moderneren (A-) Filmen kaum vergleichbar sind.

Bemerkenswert noch, dass die ersten 6-7 Minuten, die den Überfall zeigen, später etwa in die Mitte gelegt wurden und nicht etwa wie beim Original gleich am Anfang zu sehen sind. Dieser Film musste nämlich in der dt. Fassung durch die 2 x 25 Minuten Sendezeit von "Western von gestern" gesplittet werden. Im Zuge diese Aktion ist die Szene mit dem Überfall dann erst am Anfang des 2. Teils zu sehen!

Bezugshinweis: "Westwärts!" (1935, s/w) von Robert N. Bradbury ist NICHT identisch mit "Paradise Ranch" und ist auch NICHT in der John-Wayne-Collection von DeAgostini erschienen. Ebenso fehlt er auf allen mir bekannten John-Wayne-(Western-)Boxen. Diese Perle lief vor ziemlich genau 39 Jahren erstmals im ZDF und ist seit April 2016 bis dato in der 4-teiligen DVD Sammlung
"Western von gestern" (1. Staffel) von ALIVE Fernsehjuwelen unter dem Namen "Westwärts" erhältlich.
Auf YouTube ist derzeit ein Trailer(?) des Originals mit 1:54 Minuten verfügbar - im Suchfeld bspw. "westward ho 1935" eintippen.

Viel Spaß und gute Unterhaltung! ;)

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