Nachdem Child's play (1988) mit knapp 45 Millionen Dollar weltweitem Kinoerlös sein Budget von 9 Millionen Dollar fast verfünffachen konnte, erkannte auch der letzte Skeptiker bei MGM das enorme Franchisepotenzial der mit der Seele des Massenmörders Charles Lee Ray verfluchten, mordenden Good-Guy Puppe Chucky. Als die Vorproduktion zu Chucky 2 (1990) bereits in vollem Gange war, mussten die Arbeiten abgebrochen werden, da eine Übernahme der Australischen Firmengruppe Qintex kurz bevor stand und diese vorerst keine Horrorfilme umsetzen wollten. Namhafte Studios wie Columbia Pictures, Paramount Pictures, 20th Century Fox, Carolco und sogar die Walt Disney Studios stritten sich um die Filmrechte, während am Ende des Tages Universal Pictures das Rennen für sich entschied. Finanziell bekamen David Kirschner (Produktion), John Lafia (Regie) und Don Mancini (Drehbuch) 13 Millionen Dollar in die Hand gedrückt, um ihre Vorstellungen eines weiteren Chucky Abenteuers zu verwirklichen. Zum Puschen von Child's play 2 wurde der Streifen in Robert Englund's TV Sendung "Horror Hall of Fame" 1991 vorgestellt, bei welcher Chucky himself, wie im Film von Brad Dourif synchronisiert, im weißen Smoking auftrat und Teile der Show moderierte. Gebracht hat die interessante PR-Aktion nicht all zu viel, denn der globale Kinoumsatz schrumpfte um ca. 10 Millionen Dollar und auch die allgemeinen Kritikerreaktionen fielen gegenüber Teil 1 eher durchwachsen aus.
Wenn Sie mich jedoch fragen, steht die Fortsetzung dem Original qualitativ nur unwesenltich nach und macht sogar das eine oder auch andere etwas besser: Ein dezent höherer Bodycount, ein kleines bisschen mehr Blut und einen schlagfertigeren Chucky. Über den Fortgang der Geschichte war man sich anfangs uneinig. Mark Patrick Carduccis sollte ein Skript entwerfen, seine Ideen wurden aber nicht berücksichtigt. David Kirschner hatte sich indessen in den Kopf gesetzt, Chucky 2 in einem Kinderheim spielen zu lassen. Don Mancini hingegen schwebte laut einem früheren Drehbuchentwurf ein weihnachtlich besinnlicher Hintergrund als Kontrast zu Chuckys Bösartigkeit vor. Letzten Endes entschied man sich Andy (Alex Vincent) nach den einschneidenden Ereignissen des ersten Teils bei den Pflegeeltern Joanne (Jenny Agutter) und Phil Simpson (Gerrit Graham) unterzubringen. Die Familienidylle soll für Andy jedoch nicht lange bestehen bleiben: Die vom Geist des verstorbenen Serienkillers Charles Lee Ray besessene Mörderpuppe Chucky (Brad Dourif) ist wieder da und verfolgt Andy bis zu seinem neuen zu Hause um mit Voodoo-Zauber seinen Körper zu übernehmen. Nach den ersten mysteriösen Todesopfern wird Andy schnell klar: Chucky steckt hinter den Morden! Gemeinsam mit seiner Stiefschwester Kyle (Christine Elise) sagt er dem abgrundtief Bösen den Kampf an....
Dass es Fortsetzungen von bekannten Klassikern nicht immer einfach haben, sollte hinlänglich bekannt sein. Im Falle von Chucky 2 bediente man sich dem beliebten Steigerungsprinzip und versuchte in jedem Bereich eine Schippe drauf zu legen, gleichzeitig aber auch seine eigenen Wurzeln nicht zu verraten, was im Umkehrschluss selbsterklärend als wenig innovativ ausgelegt werden kann, wobei aber auch die Seelenfangthematik hier noch nicht so ausgelutscht ist wie bei den Nachfolgern. Chuckys Charakter erfährt ein spürbares Persönlichkeitsupgrade. Böse war er schon immer, nun wirkt er noch gemeiner und reißt mit fiesem Humor zynische Sprüche ohne dabei lächerlich zu wirken. Er agiert bei seinen Tötungen clever und einfallsreich zu gleich, während die deutsche Synchronisation des Bösewichts von Lutz Harder in Charisma und Gehässigkeit kaum zu überbieten ist, was Brad Dourif im englischsprachigen Original auch nicht besser hinbekommen haben dürfte. Körperlich bewegt sich die Puppe flüssig und lebensnah und auch die Gesichtszüge kann man ohne Übertreibung als faszinierend betiteln. Man bedenke, dass es anno 1990 noch keinerlei CGI-Unterstützung gab, von daher sind die unter der Leitung von Richard Gross entstandenen mechanischen Effekte aus meiner Sicht über jeden Zweifel erhaben.
Chuckys gnadenlose Schandtaten wurden hingegen geschickt über die gesamte Laufzeit verteilt, was kombiniert mit der recht knapp gehaltenen Länge von ca. 84 Minuten Langeweile gar nicht erst entstehen lässt und zum kurzweiligen Horrorvergnügen beiträgt. Opfer bezogen durften insgesamt 6 Menschen teilweise mehr, teilweise weniger phantasievoll ins Gras beißen, während die Mordsequenzen selbst verglichen mit dem Erstling etwas grausamer und blutiger ausgefallen sind. Als unbestrittenes Highlight sei die an den Showdown von Terminator (1984) erinnernde Entscheidung in der Good-Guy Fabrik genannt, in welcher die Widerstandsfähigkeit von Chucky beeindruckend demonstriert wird, der kleine Teufel ist einfach nicht Tod zu kriegen. Trotz alledem muss ganz klar festgehalten werden, dass Chucky 2 bei weitem nicht in der Slasheroberliga mitspielen kann, dafür gibt es einfach zu wenig Mord und Totschlag und auch die Intensität der handwerklich solide umgesetzten Kills kann heut zu Tage niemanden mehr von den Sitzen reißen, weswegen die Herabstufung des einst nicht jugendfreien Titels auf FSK 16 nur folgerichtig erscheint. Chucky 2 zieht wie schon sein direkter Vorgänger den größten Teil des Unterhaltungspotenzials aus seiner besonderen Atmosphäre und der Anziehungskraft der glorifizierten Killerpuppe, was blutige Schauwerte, Schockmomente und Spannung angeht, ist der Streifen bestenfalls Genre Mittelmaß.
Es war eine gute Entscheidung, die Rolle des bedauernswerten kleinen Andys wieder Alex Vincent zu zuteilen, was dem Zuschauer die Identifikation mit dem Hauptprotagonisten vereinfacht und für angenehme Kontinuität in der Besetzungsliste sorgt. Vincent verkörpert den verstörten und traumatisierten Jungen erneut authentisch und transparent, so dass sich das Publikum ausgezeichnet in seine Lage versetzen kann. Mit Jenny Agutter und Gerrit Graham wurde für Andys Pflegeeltern fähiges Personal gefunden, welches die Divergenz der unterschiedlichen Erziehungsmethoden evident zur Geltung bringt. Während Joanne fürsorglich und verständnisvoll reagiert, versucht ihr Mann Phil sich mit Autorität Respekt zu verschaffen. Ein bisschen enttäuscht war ich hingegen von Christine Elise, die als aufmüpfiger Teenager Kyle einfach zu wenig Akzente setzt. Vor allem in der Darbietung der für dieses Alter üblichen Launen konnte sie mich nicht überzeugen. Die restlichen Darsteller wie z. B. die Erzieherin Grace Poole (Grace Zabriskie) oder Andys Lehrerin Miss. Kettlewell (Beth Grant) performen bestenfalls auf mittelprächtigem B-Movie Niveau, so dass man Chucky letzten Endes gar nicht böse ist, wenn er mit dem "Fußvolk" kurzen Prozess macht.
Abschließend kann ich Ihnen nur nochmal inständig ans Herz legen: Erwarten Sie nicht zu viel von Chucky 2! Der Film bietet grundsolide Slasherunterhaltung, welche von den Qualitäten seiner berühmten Hauptfigur lebt und dessen Boshaftigkeit regelrecht zelebriert wird. Obwohl Chucky auch bei seinem zweiten Auftritt sein blutiges Handwerk zweifellos versteht, fehlt den solide inszenierten Attentaten der letzte Pep und am Ende des Tages auch die Wucht um sich gegen die namhafte Konkurrenz wie Freddy, Jason oder Michael Myers durchzusetzen, was ihn zumindest meiner Meinung nach immer etwas hinter den führenden Horrorikonen hinken lässt. Dennoch ist Chucky 2 für Fans des gehässigen Rotschopfes absolutes Pflichtprogramm, welches neben Chucky mit einer kurzweiligen Inszenierung, mit gefällig agierenden Schauspielern und mit einem mitreißenden Schlussakt punkten kann. "Hi, ich bin... Tommy und ich bin dein Freund bis zum Ende! Hidey-ho! Hahaha!" MovieStar Wertung: 7 von 10 Punkte.