Keine Sorge, mir geht's gut. (2006)

Eine kleine Perle im Ozean für Freunde reifer, ruhiger und sensibler Dramen

Die Geschichte der scheinbar ganz normalen französischen Familie mit der umsorgenden Mutter, dem emotional verhärteten Vater und der sich zwischen diesen Polen bewegenden emotional sensiblen Tochter, beginnt schon nach wenigen Minuten mit einem kleinen Verwirrspiel mit dem Zuschauer und gibt seinen storytechnischen Weg alles andere als vor. Sofort wird klar, dass es ein wenig Ungeklärtes mit dem Verschwinden des Zwillingsbruders von Elise (Mélanie Laurent) gibt. Wer realistische, ja minimalistische Dramen ohne große dramaturgische Ausholbewegungen liebt, könnte in KEINE SORGE, MIR GEHT’S GUT eine kleine Entdeckung machen.

Geschickt werden - ohne etwas zu verraten - diverse falsche Pfade gelegt und die Stimmung wandelt sich sogar zwischenzeitlich in einen bedrückenden Albtraum aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Dabei ist der Film immer dem Realismus geschuldet und genau dieser Fakt macht die langsam ansteigende sogartige Wirkung von KEINE SORGE, MIR GEHT’S GUT aus. Dabei gibt es auch Phasen der scheinbaren Ereignisarmut in der zweiten Hälfte die dennoch auf eine schier auswegslose fatale Eskalation hinzusteuern scheinen.

Doch KEINE SORGE, MIR GEHT’S GUT ist als gleichnamige Romanverfilmung konsequent in seinem Minimalismus und liefert auch hier keine übliche Auflösung und die Kurve die die Geschichte nimmt, sondern bleibt konsistent in den zarten Symbolen, in den leisen Tönen die beim Zuschauer im Kopf erst Stück für Stück verknüpft werden und nicht auf dem Präsentierteller dramaturgisch vorgekaut werden. Schauspielerisch ergibt die Crew ein Team, niemand sticht negative heraus und Melanie Laurent meistert die Hauptlast als Protagonistin bestens.

Ihr gelingt die physische Verwandlung von der lebenslustigen jungen Frau zur seelisch kranken ausgemergelten Patientin äußerst berührend und realistisch. Auch sie trägt spielt dabei nicht mit Dampfhammer-Methoden, Tränendrüsen und emotionalen Ausbrüchen auf und versucht damit die schnelle Emotion zu provozieren. Nur in den Gesichtszügen und Blicken versteht sie es die Ungewissheit, das Leiden und die Hoffnung widerzuspiegeln. Für Freunde ruhiger, emotional reifer Dramen ist KEINE SORGE, MIR GEHT’S GUT sehr zu empfehlen.

6,5/10 Zulu-Kumpels....äh,....Punkten