Mein bisheriger Favorit von Stuntman und B-Regisseur Jesse V. Johnson. Der Mann lässt einfach nicht locker. Egal wie klein das Budget oder wie schwach das Drehbuch, Johnson versucht etwas daraus zu machen, auch wenn es nicht immer funktioniert. Man nehme sein Regiedebüt "The Honorable", dem ein besserer "Pit Fighter" folgte. "The Last Sentinel" mit Don Wilson blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück, hier setzte Johnson auch das knappe Budget zu. Für "The 5th Commandment" hatte er sichtlich mehr Kohle zur Verfügung. Gedreht wurde dieser temporeiche B-Actioner in Thailand. Das Geschehen spielt sich vor abwechslungsreicher und exotischer Kulisse ab. Keine kargen Sets aus dem Ostblock, oder irgendwelche Fabrikgelände in der Einöde.
Ein kleiner Schwachpunkt ist nur Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller Rick Yune. Er war James Bonds Gegenspieler in "Stirb an einem anderen Tag". Er ist einfach nicht zum Actionheld geboren, seine Mimik und Gestik ist beschränkt. Es lässt sich sicher darüber streiten ob er die richtige Besetzung ist, aber man nimmt ihm die Rolle des Profikillers ab.
Im Kindesalter musste Chance (Rick Yune) mitansehen, wie seine Eltern vom Profikiller Z (Roger Yuan) ermordet wurden. Max Templeton (Keith David), auch ein Killer, rettete Chance damals das Leben. Max nahm Chance unter seine Fittiche und bildete ihn zum Profikiller aus. Leider verlor er so den Kontakt zu seinem Bruder Miles (Bokeem Woodbine). Miles ist nun Bodyguard und soll die hübsche Sängerin Angel (Dania Ramirez) beschützen. Chance wird beauftragt die Sängerin zu töten, doch er lehnt ab. Nun bekommt Z den Auftrag. Chance will Rache für den Tod seiner Eltern und eilt seinem Bruder Miles zur Hilfe.
Mit einem durchgehend hohen Tempo lenkt Johnson geschickt vom gängigen Plot ab. Im Schnelldurchlauf wird die Kindheit von Chance erzählt. Wie er seine Eltern verliert und wie er bei Max aufwächst und zum Killer ausgebildet wird, nebst dem Kontakt zu Bruder Miles. Dem Ganzen widmet Johnson nicht viel Zeit. Schnell blendet er zum Hauptgeschehen, nämlich dem Wiedersehen der beiden ungleichen Brüder und den Beschützerjob um Sängerin Angel. Wer Angel letztendlich tot sehen will, erfahren wir erst ganz zum Schluss, der Kenner könnte gleich darauf kommen. Aber alles in allem geht der Plot als solide durch und hat mittig eine dramatische Wendung zu verbuchen.
Trotz massig Action sind die Charaktere keine Abziehbilder. Wir erfahren zwar kaum etwas über den skrupellosen Killer Z, aber bei Chance, Miles und Max geht Johnson ein wenig in die Tiefe. Und das trotz der kurzen Laufzeit, ohne dabei je zu dialoglastig zu werden. Johnson lässt es dann auch richtig krachen. Viele Shootouts, Nahkämpfe, eine Autoverfolgungsjagd und kleinere Explosionen gehören der Palette an. Besonders die Shootouts sind edel choreographiert. Beidhändig ballernd werden die Gegner hier blutig perforiert, der Bodycount schnellt in die Höhe. An Fights ist einiges geboten und endlich bekommen wir mal wieder einen richtig langen Endkampf zu sehen. Die restlichen Kloppereien sind leider immer recht schnell vorbei, aber top choreographiert. Die kleine Verfolgungsjagd kann sich auch sehen lassen, bei den Explosionen muss man kleine Abstriche hinnehmen. Es fliegen zwar Autos in die Luft und am Ende ein ganzes Fabrikgebäude, aber die Explosionen sind verhältnismäßig klein, doch ich rechne Johnson hoch an, dass er das nicht nur CGI kaschiert hat.
Rick Yune schlägt sich als Chance wacker, bleibt aber gegen die restliche Riege etwas blass. Bokeem Woodbine und besonders Keith David machen einen tollen Job. Dania Ramirez fällt ein bisschen ins Klischee der nervigen Popdiva, aber ihre Figur kriegt später noch die Kurve. Roger Yuan als Killer Z ist ebenfalls eine Topbesetzung.
Genauso geht´s. Johnson hat die Formel raus und sorgt für lückenlose Actionunterhaltung. Auch wenn Yune ersetzbar bleibt und die Story das Genre nicht neu erfindet, so liefert Johnson seinen bisher besten Beitrag ab. Solide spannend, sehr actionstark und schick inszeniert. Um "The 5th Commandment" kommt der Actionfan nicht herum.