Sollte irgendjemand einen langgezogenen Todesschrei vernommen haben, der wie das Verenden eines sehr, sehr großen Tieres aus der Vorzeit klang, während er „The Fifth Commandment“ genossen hat, das wird das Hongkongkino während einer Agonieattacke gewesen sein.
Sicher, der Streifen wurde in den Staaten zusammengeschustert und in Thailand gedreht, aber was er an Klischeekonglomeraten hochwürgt, hätten die Großen des Asiakinos sicher schon zum Harakiri genötigt, würden sie nicht in Würde darüber stehen.
Jesse V. Johnsons Film soll wohl ein richtig dreckiger Kracher in allen Gassen sein, so von Killer-Thriller bis Kampfkunstfilm, ist in erster Linie aber wohl auf Rick Yune ausgerichtet, der bisher nur dadurch aufgefallen ist, daß er in einem Vin Diesel-Film und einem Bond die miese Lippe verzogen hat.
Hier stellt er einen eiskalten Profikiller dar, der von einem farbigen Hitman, dem Jazzman aufgezogen und trainiert wurde, nachdem ein schlitzäugiger Finsterling seine Eltern entsorgt hatte. Jahre später ist er die Nr.1 und wird auf einen viertklassigen Jennifer-Lopez-Klon angesetzt, wobei er seinen „Stiefbruder“ als Bodyguard gleich mitbeseitigen soll, was er, türlich türlich, nicht so recht will. Also engagiert man, logo, den Killer seiner Eltern, der inzwischen mit einer noch größeren Psychopathin verheiratet ist und los geht’s.
Sämtliche abgedroschenen Klischees bekannter Killerfilme aus diesem Machwerk zu sythetisieren, hieße ein Buch zu schreiben, darum sei nur gesagt, daß sich hier eins an das Andere reiht. Bedeutungsvoller D-Klasse-Dialog weist uns an den entscheidenden Stellen immer schon darauf hin, was alles noch passieren wird („Einmal werden wir vielleicht Gegner sein!“...“Mach es wie ich!“...) und das trifft dann auch alles ein.
Der Killer pustet die Killerin um, der Ehemann pustet den Bruder um, die Uschi hat ne bedeutungsvolle Vorgeschichte von null Interesse, der einzige mögliche Verdächtige ist der Auftraggeber und am Ende gibt der Killer alles auf, stellt sich dem Gegner und trifft dann auf Vati zum Showdown.
Um halbwegs auf normale Filmlänge zu kommen, flieht man zwischendurch immer wieder an sichere Plätze, wo nur eins sicher ist, daß scheißegal wo ständig innerhalb von drei Minuten eine Armee von Finsterlingen vor der Tür steht, selbst als man scheinbar zufällig in einem verrufenen Viertel strandet.
Das ergibt dann ganz klar Klassikermaterial: die „Brüder“ erneuern die Brüderschaft, landen in dem Viertel, wo Jennifer (die hier, ganz phantasievoll „Angel“ heißt) natürlich pullern muß und so lange an „Chance“ (was für ein Name für einen Killer!!!) rumbitcht, bis sein Bro dann doch noch nach 10-gegen-1-mano-a-mano-Fight ins Pflaster gebissen hat.
Aber was soll man schon sagen von einem Film, bei dem man „Bodyguard“-like beim Abendkonzert die Holde von der Bühne rettet, ins Freie flieht, losfährt und zwei Minuten später dämmert der Morgen...
Daß mir hier keiner singt, „In Bangkok sind die Nächte lang...“!
Jesse Johnson mag ein toller Stuntman gewesen sein, ihm eine eigene inszenatorische Handschrift zu attestieren, ist es noch deutlich zu früh. Es ist zwar ständig was los und es wird auch mit der nötigen Härte vorgegangen, aber so überragend durchschnittlich und reizlos hat man das selten gesehen, einfallslos mit Zeitlupen und den Zutaten Feuer und Wasser zusammengewichst, auf daß die üblichen Reize ausgelöst werden.
Binnen kürzester Zeit wird dieses Süppchen arg fad und da man nur alte Versatzstücke aneinander reiht und die Dialoge so blutleer wie pathetisch aufgesagt werden, erwartet man auch irgendwann nichts Richtiges mehr, nur beinharte Actionfans können sich daran vielleicht noch erfreuen.
Wie gesagt: das ist nicht inkompetent gemacht, aber hat weder Stil noch irgendeine Form von Grandezza, von Tempo und Stimmigkeit ganz abgesehen.
Darüber hinaus wirkt Bokeem Woodbine fast noch statischer als Eisgesicht Yune und Dania Ramirez als wandelndes Popstarklischee wirkt so jämmerlich nervtötend, daß man sich fragt, wieso der Auftraggeber die Uschi nicht gleich vom nächsten Dach gestoßen hat.
Wer also mal so einen richtigen Baukasten-Actioner mit Asia-Anstrich will, kann hier einen Happen nehmen, für alle anderen wird der Ball so flach gehalten, daß man sich sogar Onkel Seagal herwünscht, der hat zwar nen Bauch, aber dafür wenigstens eine Prise Charisma.
Daß Buddy Yune auch noch das Skript verzapft hat, ist da nur noch das Sahnehäubchen. (3/10)