Review

Gesamtbesprechung

Dürfen wir vorstellen: Tony Soprano, ein ganz normaler Geschäftsmann in den besten Jahren. Tony hat eine pflichtbewusste Gattin. Eine weniger pflichtbewusste Tochter. Einen Sohn namens Anthony Jr. Eine Mutter, die er ins Altersheim abschieben möchte. Einen hitzköpfigen Onkel. Eine Mätresse, von der jeder weiß. Und eine Seelenklempnerin, der er alle seine Geheimnisse anvertrauen kann - außer dem einen, das sie längst kennt: Tony ist ein Mafia-Gangsterboss. Heutzutage wird es immer schwieriger, mörderischen Umsatz mit mörderischen Geschäften zu machen. Nur weil du verrückt bist, bedeutet dies nicht, dass es dir leichter fallen würde.

Das selbst das Leben von Mafiabossen nicht immer nur das reine Zuckerschlecken ist, lernen wir bei den Sopranos und deren Familienoberhaupt Tony. Der hat so seine liebe Müh und Not seinen beiden Familien, die biologische und die kriminelle, unter einen Hut zu bringen. Um dem abzuhelfen finden häufig, anfangs heimlich, Sitzungen mit seiner Psychologin Dr. Melphi statt. Aber auch Frau und Kinder und die gelegentlichen Auswüchse seiner Mafia Untergebenen sorgen nicht gerade verstärkt für ein ruhiges Gemüt.
Viele halten die Serie für eine der Besten, wenn nicht sogar die Beste überhaupt. Ganz so weit würde ich jetzt nicht gehen, aber eine sehr gute Serie ist sie mit Sicherheit. Es werden einfach sehr viele Spektren bedient. Mal möchte man Tony knuddeln, mal am liebsten hinter Gitter sehen. Man weiß einfach quasi nie, was als nächstes geschieht. Mal ist man lustig (und ich liebe wirklich die gut geschriebenen psychiatrischen Sitzungen), mal ist man dramatisch und wenig später geht man den kriminellen Machenschaften nach.
Abwechslung ist jedenfalls Trumpf. Dazu kommen noch wirklich gute Darsteller. James Gandolfini darf seine komplette mimische Bandbreite ausschöpfen und das gelingt ihm wirklich gut. Dazu kommen vergleichsweise clevere Drehbücher. Es ist einfach nett auch als Zuschauer mal in die Internas der Mafia zu blicken, ohne Angst haben zu müssen Betonschuhe verpaßt zu kriegen. Von mir aus hätte man da auch gerne etwas komödiantischer an die Sache gehen können. Das Metier der verschworenen Ehrenmänner bietet sich ja geradezu an. Die Sopranos sind gelungen vielfältig, auch wenn man beim anvisierten Realismus sicher gerne mal etwas dramaturgisch aufbauscht.
8/10

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