Roadmovies bieten Regisseuren die gern genutzte Möglichkeit, ihr Setting zu wechseln und dem Filmfreund optisch etwas Abwechslung zu bieten. Da fliehen die Helden oft vor der Polizei oder vor den ihnen an den Kragen wollenden Spitzbuben, oder sie jagen selbst im Cabrio über staubige Highways dem Objekt ihrer Begierde hinterher. Nicht so bei Marc-Andre Samsons „Interstate", der dem Namen nach zwar auf ein weiteres Straßenfilmchen hoffen lässt, doch in dieser Hinsicht nach dem ersten Kontakt die weiße Flagge hissen muss.
Edgar (Shiloh Fernandez) ist mit seiner Freundin Chloé von Montréal auf dem Weg nach Los Angeles, da seine bessere Hälfte dort natürlich bald ein Casting hat. Nachdem aber das Auto den Geist aufgegeben hat und das Geld für den Bus nicht für beide reicht, entschließen sich die Zwei, Chloé allein mit dem Bus weiterzuschicken, während Edgar hinterhertrampt. Kurze Zeit später wird Edgar vom zwielichtigen Allan (Walter Pena) per Anhalter mitgenomen, der sich in der Folge während der Autofahrt inflationär Drogen in die Nase schiebt. Just als Walter überraschend an einer Tankstelle das Zeitliche segnet und Edgar unter Mordverdacht gerät, tauchen zwei Femmes Fatales auf, die es sich bei Edgar im Wagen (des toten Allan) bequem machen und bald wie Kletten an dem mit der Situation völlig überforderten jungen Mann hängen. Nach kurzer Zeit wird allerdings klar, dass die beiden Böses im Schilde führen und mit dem manisch hilflosen Edgar Spielchen spielen...
Samsons Billigfilmchen lässt sich zu Beginn viel Zeit damit zu versuchen, so etwas wie Spannung aufzubauen. Erst nach zwölf Minuten des neunundsiebzigminütigen Streifens tritt Allan ins Bild. Vorher verdöst man für die weitere Story völlig belangloses Gezanke Edgars mit seiner doch sowieso bald aus dem Bild tretenden Freundin. Während in der ersten halben Stunde des Films rein gar nichts Unterhaltsames geschieht, kommt mit dem Tod Allans etwas Leben in die Bude. Edgar lässt sich von den beiden wie Sirup an ihm klebenden Gören bald behandeln wie ein Hund und tappt putzig in jede ihm gestellte Falle der Mädels. Warum Hündchen Edgar sich das zunächst alles bieten lässt, leuchtet zwar nicht so recht ein, ist aber eigentlich auch egal, denn dass Edgar nie den Nobelpreis gewinnen wird, ahnte der - bis hier noch nicht schlafende - Zuschauer nämlich zuvor schon. Während sich Edgar, der sich als Allan ausgibt und wie nach einem Hirnschaden Unsinn redet, von den beiden Mädels in jeder Hinsicht munter missbrauchen lässt, ahnt man, dass das noch nicht so recht alles gewesen sein kann. Also wird die stinklangweilige Chose noch etwas komplexer, denn nun muss Edgar auch noch seine Rolle als Allan zu Ende spielen, denn der Verstorbene wollte einen lukrativen Drogendeal über die Bühne bringen.
Der schon schmerzhaft billig produzierte "Interstate" weiß keine Sekunde zu unterhalten. Edgars Dauermasochismus ist ebensowenig zu ertragen wie die beiden heruntergekommenen Schlampen. Die Dialoge des Trios erinnern zudem an die irgendwelcher RTL-Vorabendserien, die schauspielerischen Leistungen der hier Agierenden leider auch. Edgars geistloser Hundeblick ermuntert den Zuschauer eher dazu, früher ins Bett zu gehen, als sich mit dem Herumgeschubsten zu identifizieren. Eines könnte den kundigen Filmfan allerdings bei dieser zum Gähnen langweiligen filmischen Schlaftablette wach halten: die Frage, warum "Interstate" mit einer FSK-18 Freigabe versehen wurde. Bis auf Allan - der zudem im Off das Zeitliche segnet - stirbt hier niemand. Psychisch wird, bis auf den zu Tode gelangweilten Zuschauer, auch niemand gefoltert, denn Dauerdödel Edgar, alias Shilo Fernandez, vermittelt ob seines kometengroßen mimischen Handicaps weder Schmerz, noch Angst, noch sonst irgendwas. "Interstate" könnte ungeschnitten im Nachmittagsprogramm eines deutschen Senders laufen, niemand würde daran Anstoß nehmen. Man möchte meinen, die FSK-18 ist eine Werbemaßnahme, die darauf abzielt, ein paar Freunde des Erwachsenenfilms aufs Kreuz zu legen und zum Konsum dieser Gähnorgie zu verleiten. Tut euch einen Gefallen und geht lieber früher schlafen. Gute Nacht!