Nachdem er mit "Halloween 4" die glühenden Kohlen aus dem Feuer holte, blieb Regisseur Dwight H. Little dem Genre Horror treu. Er durfte gleich die erste Folge der erfolgversprechenden Serie "Freddys Nightmares" drehen, doch sein Abenteuerfilm "Bloodstone" ging völlig unter. Nun wurde Little erwählt die Splatterversion der berühmten Gaston Leroux Novelle "The Phantom of the Opera" zu verfilmen. Mit knappem Budget avancierte der geplante Direct To Video Film zu einer Kinoauswertung und verhalf Little zu "Marked of Death" Circa neun Jahre später wagte Dario Argento eine weitere Verfilmung des Stoffs und 2004 nervte uns Joel Schumacher mit seiner musikalischen Version. Mal sehen wie lange es dauert, bis uns die nächste Verfilmung von Leroux Novelle ins Hause steht.
In einer alten Bibliothek findet die Sängerin Christine Day (Jill Schoelen) ein unvollendetes Lied des angeblich toten Komponisten Eric Destler (Robert Englund). Als sie das Lied bei einem Casting vorträgt, erweckt sie Eric, auch bekannt als das Phantom der Oper, wieder zum Leben. Sogleich geschehen mysteriöse Unfälle und das Phantom findet Gefallen an Christine. Jeder der ihrer Karriere im Weg steht, findet grausam den Tod. Schließlich verschleppt das Phantom Christine in die endlosen Katakomben der Oper. Christines Freund Richard Dutton (Alex Hyde-White) dringt mit ein paar Polizisten in das Labyrint ein. Dort eröffnet das Phantom eine blutige Jagd auf die kleine Gruppe.
Diese sehr blutige Version ist sehr frei nach Lerouxs Novelle. Little setzt hier auf blutige Goreeffekte, welche wirklich von guter Qualität sind. Das Phantom ist hier sehr verstümmelt, muss sich Hautfetzen ins Gesicht nähen, um die Wunden einigermaßen zu verdecken. In Nahaufnahme darf der Zuschauer diese Näharbeit sehen und überhaupt geht man hier mit dem Menschen nicht zimperlich um. Mit einem großen Messer bewaffnet schlitzt das Phantom die Opfer auf, speißt sie auf, schneidet ihnen die Köpfe ab, reisst Herzen heraus und ab und an wird auch mal ein ganzer Körper enthäutet. Auf jeden Fall sorgt die unheimliche Gestalt im schwarzen Umhang für einen hohen Bodycount. Robert Englund ist hierfür eine passende Wahl. Sein Gesicht hat schon diesen wahnsinnigen Ausdruck, verunstaltet sieht er wirklich grässlich und unheimlich aus. Die Maske leistete tolle Arbeit. Hingegen ist Jill Schoelen eher nervig. Sie mimt den Singvogel Catherine Day, in welche sich das Phantom verguckt. Die restliche Rige macht hinterlässt einen soliden Eindruck, aber in Erinnerung bleibt nur Englund.
Die Kulisse des alten London hat man wirklich gut hinbekommen, ganz besonders die dunklen Katakomben unter der Oper. Nur bei Tag erkennt man die Studiokulisse und der Schnee wirkt zu künstlich. Beim Score mag mein Urteilsvermögen etwas getrübt sein, da ich mit Oper und allgemein klassischer Musik nicht allzu viel anfangen kann. Gerade in der ersten Filmhälfte lässt Little seine Darsteller sehr viele Liedchen trällern, damit man sich nicht ganz vom Original entfernt, doch ansonsten hören sich die rein instrumentalen Sounds sehr stimmig an. Die Story spielt kurze Zeit im Jetzt und den Großteil im alten London. Das Finale entbehrt leider jeglicher Logik und wirkt aufgesetzt. Wie wenn Little der Film zu kurz geworden wäre und man am Ende noch improvisieren musste. Auf jeden Fall wirkt es reichlich unpassend. Bis dorthin inszeniert Little ohne Durchhänger, auch wenn das Spannungsniveau höher sein könnte. Atmosphäre hat der Film allemal, aber ich glaube Leroux würde beim Ansehen im Grabe rotieren.
Hier war man sichtlich nur auf Brutalitäten aus, trotzdem inszeniert Little sehr atmosphärisch, in stimmigen Kulissen. Ausser Englund sind die Darsteller etwas blass. Maske und die F/X Abtelung leistete hier die beste Arbeit. Eher ein Slasher, als die Verfilmung einer kultigen Novelle.