Review
von Alex Kiensch
Ein um Authentizität bemühter Politfilm, der detailliert die sich entwickelnde Freundschaft zwischen einem anfangs rassistischen Gefängniswärter und dem inhaftierten Nelson Mandela im von der Apartheid regierten Südafrika nachzeichnet. Die Geschichte begleitet die beiden unterschiedlichen Menschen über einen Zeitraum von 22 Jahren und vermittelt dabei sowohl die Ideologie der weißen Apartheid-Regierung als auch die der dagegen aufbegehrenden Freiheitskämpfer.
"Goodbye Bafana" scheut auch nicht davor zurück, deutlich die Gewalt der Weißen gegen die Schwarzen zu zeigen und diese mit den scheinheiligen Begründungen für ein solches Vorgehen zu konterkarieren (besonders nachhaltig ist dabei die Szene, in der die Frau des Wärters ihrer Tochter erklärt, dass es ja auch nicht Gottes Wille sei, verschiedene Tierarten miteinander zu mischen). So gibt es im Laufe des Filmes einige gelungene Szenen, die den grundlegenden Irrsinn jeglicher rassistischer Theorien aufdecken und dabei nicht nur auf die Apartheid im Speziellen, sondern auf jegliches rassistische Gedankengut und jede diktatorische Staatsform bezogen werden können.
Doch trotz dieser intelligenten Punkte und des zweifellos gut gemeinten Themas kann "Goodbye Bafana" nicht überzeugen. Das liegt einerseits an der allzu sehr mäandrierenden Story. Im Verlauf von zwei Filmstunden gibt es keine nennenswerten Höhepunkte, sodass die Geschichte irgendwann anfängt, vor sich hin zu plätschern. Und auch wenn Regisseur Bille August einige ausdrucksstarke Szenen für sein Plädoyer gegen Rassismus findet, bleibt der Film insgesamt doch zu harmlos, um wirklich aufzurütteln. Auch gelingt es ihm nicht, die politischen Veränderungen, die sich im Laufe dieser 22 Jahre in Südafrika abgespielt haben, glaubhaft zu vermitteln. Das wiederholte Vorspringen in der Zeitabfolge über mehrere Jahre macht es schwierig, eine konstante Entwicklung zu erkennen (ganz zu schweigen davon, dass der Alterungsprozess der Hauptfiguren nicht sehr überzeugend wirkt).
Andererseits ist auch die Leistung der Hauptdarsteller mehr als bescheiden. Joseph Fiennes kann seiner Figur keine rechte Überzeugungskraft verleihen - es wird zwar klar, wie er sich vom Rassisten zum Menschenfreund entwickelt, aber warum er nach seiner Kinderfreundschaft mit einem Afrikaner namens Bafana (daher der Titel) überhaupt erst so glühender Rassist wurde, bleibt unklar. Und Dennis Haysbert ist als eine der größten Symbolfiguren für den Kampf um eine gerechte Welt eine glatte Fehlbesetzung. Gerade bei dieser Storyanlage wäre eine überzeugende Besetzung von größter Wichtigkeit gewesen. So vermittelt die misslungene Darstellung zusammen mit einer Reihe kleinerer Schwächen in Inszenierung und Erzählweise das Bild eines gescheiterten Versuchs, politisch versiertes Kino zu schaffen.
Auch wenn "Goodbye Bafana" es gut meint und sowohl einige starke Szenen als auch kluge Gedanken zu bieten hat, bleibt er auf halber Strecke stehen. Anstatt die Historie als Aufhänger für eine aktuelle Aussage zu nehmen, erzählt er einfach nur eine Geschichte nach, die ein gebildeter Zuschauer wahrscheinlich sowieso schon kennt. Und das nicht einmal besonders spannend oder emotional. Wirklich schade um die gute Grundlage.