Review

Als direktes Sequel sollte man "Gonin 2" nicht bezeichnen, denn er knüpft handlungstechnisch nicht an und hat mit dem Vorgänger nur noch den Austragungsort des Finales gemein, desweiteren lassen sich bei der Story ein paar Parallelen finden. Regisseur Takashi Ishii (Freeze me, Flower and Snake) hat wie Takeshi Kitano oder Takashi Miike einen ganz besonderen Stil seine Filme in Szene zu setzen und den Großteil seiner Drehbücher selbst zu schreiben. "Gonin" feierte in Japan horente Erfolge, deswegen verging gerade ein Jahr, bevor der zweite Teil in den Startlöchern stand.

Der Geschäftsmann Toyama Masamichi (Ken Ogata) steht bei der Yakuza in der Kreide. Also wird er eines abends von ein paar Schlägern heimgesucht, die auch seine Frau vergewaltigen. Weil sie damit nicht leben kann, erhängt sich Toyamas Frau kurze Zeit später. Er schmiedet sich ein Schwert und begibt sich auf einen blutigen Rachefeldzug. Derweil wird ein Juwelierladen ausgeraubt, fünf Frauen werden gezwungen in dieser misslichen Lage zusammen zu arbeiten. Sie überlisten die Diebe und fliehen mit dem geklauten Schmuck. Doch nun haben sie einige Killer der Yakuza am Hacken und kreuzen somit auch den Weg von Racheengel Toyama.

Ishii lässt zwei Handlungsstränge nebeneinander her laufen und er beginnt mit dem Industriellen Toyama Masamichi, der seiner Frau beim Juwelier gerade ein teueres Paar Ohringe gekauft hat. Ausserdem hat er ihr das sogenannte "Katzenauge" versprochen, einen wertvollen Diamantring der im Film noch eine wichtige Rolle spielt. Doch daheim warten schon die Schläger der Yakuza, verkloppen den Geschäftsmann ein wenig und vergehen sich an seiner Frau. Entgegen seiner Kollegen hat es Ishii mit Brutalitäten nicht so sehr, somit fällt der Beginn eigentlich zahm aus, die Titelmelodie erfolgt erst nach fünfzehn Minuten. Schließlich haben wir vier Frauen, alle wurden von Männern enttäuscht, doch sie lernen sich erst beim Überfall kennen. Sie können die Diebe austricksen und deren Komplizin als Geisel nehmen, die schließt sich den Mädels kurzerhand an, jedoch nur um der Beute willen. Was nun folgt, ist ein eher schnarchiges Katz- und Mausspiel. Toyama will die Yakuza mit seinem Schwert richten, ist aber gleichzeitig hinter dem "Katzenauge" her, welches die Mädels bei ihrer Beute haben. Doch auch die Yakuza ist hinter den Klunkern her, somit treten hier drei Parteien an, jeder versucht den anderen auszuboten.

Dies führt unweigerlich zu einigen Konfrontationen, die leider sehr kurz und unspektakulär ausfallen. Größtenteils lässt Ishii die Schusswaffen sprechen, was einige blutige Einschüsse zur Folge hat und einen moderaten Bodycount. Nur Toyama prügelt sich mit dem Schwert durch seine Gegner, welches er leider nicht sonderlich gut beherrscht. Natürlich gibt es bald Verluste auf beiden Seiten, wobei auch dem Zuschauer sympathisch gewordene Charaktere nicht verschont werden. Doch warum nimmt man nicht einfach die Beute und verschwindet aus der Stadt ? Doch unsere Mädels ruhen sich immer sehr lange an einem Ort aus, übernachten sogar in der Nähe des Juwelierladens in einem Fitnessstudio. So werden sie stets gefunden, also flieht man ins nächste Gebäude und bleibt dort wieder ein Weilchen. Zudem sind die Charaktere alles andere als gut ausgarbeitet, dem Zuschauer fällt das Mitfiebern schwer. Immerhin kann Ishiis düstere Optik gut gefallen, auch wenn die Sets ziemlich trist ausfallen. Die Darstellen rufen gemischte Gefühle herbei, zum Beispiel hat Ken Ogata (Zatoichi, The Hidden Blade) seine Rolle als Racheengel gut im Griff, der mit seiner toten Frau auf dem Beifahrersitz ihre Peiniger richtet, auch die Frauen werden ordentlich verkörpert, doch die Schläger der Yakuza sind ein schlechter Scherz, auch sind deren Dialoge sehr gewöhnungsbedürftig.

Die überraschungsarme Gangsterstory hätte in einem kurzweiligen Beitrag vielleicht getaugt, doch "Gonin 2" läuft satte 108 Minuten und präsentiert sich obendrein sehr action- und spannungsarm. Die düstere aber mit der Zeit zu monotone Optik und nicht durchweg glaubwürdige Darsteller bringen das Fass langsam zum überlaufen. So bleibt ein langwieriges Actiondrama mit einigen intensiven Momenten.

Details
Ähnliche Filme