Review
von Alex Kiensch
Durch ein himmlisches Missgeschick wird der Football-Profi Joe (Warren Beatty) bei einem Verkehrsunfall zu früh ins Jenseits geschickt. Da sein Körper eingeäschert wird, müssen sich die himmlischen Helfer etwas einfallen lassen, um ihren Fehler wiedergutzumachen: Sie schicken Joe in den Körper des frisch ermordeten Milliardärs Farnsworth. Als dieser krempelt Joe erst einmal das rücksichtslose Firmenimperium um, sorgt für Gerechtigkeit anstatt Profit und verliebt sich in die Lehrerin Betty (Julie Christie). Doch sein größter Wunsch bleibt bestehen: Am Superbowl-Finale teilzunehmen.
Mit leisem Witz, originellen Ideen und sehr viel Charme erzählt „Der Himmel soll warten" eine nicht ganz respektvolle Geschichte über die Fehlbarkeit der göttlichen Ordnung und das daraus resultierende Chaos. Mit sehr viel Situationskomik, wenn etwa Joe scheinbare Selbstgespräche mit seinen unsichtbaren Engelshelfern führt oder als eigentlich konservativer Milliardär völlig neue und abstruse Gewohnheiten an den Tag legt, lockert der Film auch die eher ernsten Aspekte der Geschichte angenehm auf. Auch wenn er in den meisten Szenen keinen brüllenden Humor oder Schenkelklopfer zelebriert, kommt man hier doch beinahe durchgehend aus dem Schmunzeln nicht heraus. Und einzelne Dialoge, die etwa auf sympathische Art die Heuchelei des modernen Kapitalismus ad absurdum führen, reizen dann doch gehörig die Lachmuskeln.
Das alles wird in allererster Linie getragen von Warren Beatty, Hauptdarsteller, Produzent und Co-Regisseur. Mit seinem intensiven Charisma gibt er Joe als durch und durch sympathischen Kumpel, dessen tiefe Begeisterung für Sport und Körperoptimierung dank seiner hintergründig-selbstironischen und locker-flockigen Art niemals unangenehm wird. Innerhalb kürzester Zeit findet der Zuschauer hier eine uneingeschränkte Identifikationsfigur - und das nicht erst bei seinem herrlich begriffsstutzigen Auftritt auf dem jenseitigen Rollfeld zum Himmel.
Auch der restliche Cast gibt eine überzeugende, teils etwas überzogen karikierende, aber stets unterhaltsame Performance - ob der nette Coach, die so engagierte wie liebenswerte Lehrerin, der oft perplexe Butler, die exzentrische Ehefrau oder der zwischen Hass und Diensteifer hin und her gerissene Sekretär, der selbst, als er sich im Schlafzimmer der Frau seines Chefs versteckt, nicht umhin kann, auf einen Befehl seines Vorgesetzten zu antworten. Auch die Inszenierung gefällt mit ihrer unaufgeregten, lockeren Art. Keine Kameramätzchen, keine technischen Spielereien treten hier in den Vordergrund, auch wenn es hin und wieder originelle Perspektiven gibt, um den Körpertausch zu inszenieren (bzw. eben nicht zu inszenieren).
Alles in allem ist „Der Himmel soll warten" eine durchgehend unterhaltende Geschichte, deren Ausgangslage noch oft und gerne (und selten so souverän) verfilmt wurde. Und auch wenn der Ausgang natürlich weit vorhersehbar ist, wird er doch mit einigen überraschenden Details erreicht. Und die Football-Szenen werden dankenswerter Weise nicht über die Maßen angestrengt, sondern bleiben nur so ausufernd, wie es für die Story tatsächlich nötig ist. Und wahrscheinlich können selbst Gläubige hier mit einem zugedrückten Auge noch über den einen oder anderen tollpatschigen Engel lachen.