Sogenannte Tierhorrorfilme gibt es wie Sand am Meer. In der Regel absolut belanglos, purer Trash und Effekte zum Vergessen. Ganz selten aber, werden echte Perlen ans Ufer gespült und so eine stellt "Prey" glücklicherweise dar.
Vater Tom arbeitet in Afrika als Wasserkraftingenieur und nutzt den Betriebsausflug als Kennenlernurlaub für seine beiden vorehelichen Kinder, Jessica und David, und seine jetzige Ehefrau, Amy. Gleich am zweiten Tag steht eine Safaritour auf dem Programmplan, die bereits nach kurzer Zeit ausartet, als der übermütige Fahrer von Löwen gerissen wird, während der nichtsahnende Tom arbeitet.
Die Geschichte ist ganz gewiss keine Offenbarung, aber die Umsetzung durch Regisseur Darrell Roodt ist mehr als konsequent und dadurch ein echtes Erlebnis.
Die Familie Newman bezieht ihr Hotel in Afrika, erste kurze Charakterstudien in Form von Gesprächen untereinander und übereinander folgen und bereits nach kürzester Zeit befinden sich Frau und Kinder im Jeep.
Das Tempo, das hier vorgelegt wird, ist eine echte Bereicherung für den ganzen Film, denn bis auf die klassischen Stereotypen geben die Charaktere ohnehin nicht mehr her. Die bemühte Stiefmutter, die neidische Tochter und der verzweifelte Vater. Unter Umständen wäre da mehr drin gewesen, doch dies dann nur unter Abstrichen im sehr rasanten Handlungsverlauf.
Denn genau dort liegt die Stärke in "Prey". Bereits kurz nach Aufbruch der drei Familienmitglieder plus Fahrer wird Letzterer von Löwen getötet, worauf sich die verbleibenden Insassen des Jeeps in einem klaustrophobischen Alptraum befinden. Streitigkeiten werden auf ein Minimum reduziert und für langwierige Dialoge bleibt gar keine Zeit, denn, abgesehen von der vorherrschenden Panik, mangelt es schon sehr bald an Nahrungsmitteln. So wird dann unter anderem versucht den Autoschlüssel aus dem Savannengras zu bergen, oder mit einheimischen Wilderern Kontakt aufzunehmen. Nur hin und wieder werden in kurzen Szenenwechseln die von Vater Tom eingeleiteten Rettungsmaßnahmen gezeigt, ansonsten ist der Zuschauer für den Rest der Spielfilmdauer beim Überlebenskampf im Jeep fast live dabei.
Die Inszenierung ist nämlich derart gut gelungen, dass "Prey" in dem Genre schon als Ausnahmefilm gefeiert werden darf.
Angefangen bei den Darstellern, die nahezu alle eine mehr als solide Leistung abliefern. Insbesondere Bridget Moynahan fällt als Amy sehr positiv ins Auge. Ihr Charakter ist extrem glaubwürdig bemüht die Situation zu meistern und so fiebert man insbesondere mit ihr mit, auch weil man ihren Charaktertod, der Figurenkonstellation entsprechend, am ehesten erwartet.
Auch der Sound ist absolut erstklassig. Die häufig eingespielte Musik mit den harten Trommelschlägen ist sehr atmosphärisch und trägt beeindruckend zur beklemmenden Stimmung bei. Das schaurige Löwengebrüll hingegen fällt äußerst spärlich aus.
Abgesehen von den wenigen Brülleinlagen aber stellen die zahlreichen Löwen eine majestätische Bedrohung dar. Da offensichtlich so wenig wie möglich mit dem Computer gearbeitet wurde wirken die Tiere sehr authentisch. Die Löwen sind immer präsent und sorgen für einige eher schwache Schocker, oder toben sich auf dem Wagendach aus.
Obwohl sich die Tötungssequenzen und die damit verbundenen Spezialeffekte auf einem hohen Niveau befinden, kann "Prey" nicht wie der herkömmliche Tierslasher verstanden werden. Denn dieser Film nimmt sich absolut ernst und ist ebenso bedrohlich. Besonders auffällig ist in dieser Hinsicht auch der starke Kontrast zwischen der wunderschönen Flora und Fauna der afrikanischen Savanne und den blutigen Angriffen durch die Bewohner.
Regisseur Darrell Roodt gelingt es hier nicht etwa einfach nur einen durchschnittlichen Genrebeitrag zu liefern, sondern einen starken Film, der sich aufgrund seiner Ernsthaftigkeit, Bedrohlichkeit und insbesondere seiner grandiosen Atmosphäre deutlich von einem eher speziellen Genre distanziert. Die durch das realistische Szenario verursachten Schritte in Richtung Mainstream tun "Prey" defintiv gut und machen den Film zu einem extrem kurzweiligen und unterhaltsamen Terrorerlebnis.