Die Anwältin T.K. Katwuller unterhält eine Affäre mit ihrem Mandanten Steven Seldes, der angeblich unwissentlich eine seiner Immobilien als Drehort für Pornofilme mit Minderjährigen zur Verfügung gestellt hat. Auf T.K. warten jedoch mehrere böse Überraschungen, denn Steven ist in Wahrheit nicht nur mit mit ihrer College-Freundin Ellie verheiratet, sondern entpuppt sich dann auch noch als der Kopf hinter dem besagten Kinderporno-Ring. Eines Abends kommt es in Seldes' Büro zwischen diesem und T.K. zu einem Handgemenge, bei dem sie ihm versehentlich die Nase bricht und anschließend aus dem Gebäude flieht. Als sie kurz darauf zurückkehrt, findet sie Stevens übel zugerichtete Leiche in einer der Toiletten-Kabinen vor. Der in dem Fall ermittelnde Polizist Detective Beutel verdächtigt prompt Ellie und nimmt sie in Untersuchungshaft, doch T.K. hält Sherman Bodeck für den wahren Täter, dem offenbar die Sicherungen durchgebrannt sind, als er herausgefunden hat, dass seine 14jäjrige Tochter in Seldes' Filmen mitgewirkt hat und sich nun auf einem Vergeltungstrip befindet... Wie schon bei seinem 1988er-US-Debüt "Der Frauenmörder" liefert der spätere Bond-Regisseur Martin Campbell mit "Wehrlos" erneut einen zwiespältigen Streifen ab, der ebenfalls nicht als streight durcherzählter Thriller daherkommt, sondern inhaltlich in ziemlich exakt die gleiche Kerbe haut und sich als Mischung aus Juristen-Drama mit Gerichtsfilm-Anleihen, typischem Polizei-Krimi und einem recht oberflächlich gehandhabten Psychopathen-Subplot (übrigens: bei dem Stuntman George P. Wilbur, der den Michael Myers in den "Halloween"-Teilen 4 und 6 gegeben hat, mal ohne Maske auftreten darf) bewusst zwischen alle Stühle setzt. Okay, zur reinen Stangenware gerät das Ganze dadurch zwar keinesfalls, doch so wirklich gut unterhalten wird man hierbei auch nicht, denn dazu bremst das im Vordergrund stehende und mit vielen melodramatischen Momenten aufgebauschte Porträt der Anwältin T.K. die Angelegenheit doch zu sehr aus. Hauptdarstellerin Barbara Hershey performt ihre Rolle derweil durch sämtliche Dialog-Szenen und Selbstgespräche hindurch mit Schauspielkino-likem Enthusiasmus und trägt ihr Scherflein dazu bei, den Zuschauer auf Distanz zu halten. Verstörender als die besagte Nebenhandlung um den durchgeknallten Bodeck, bei der dann auch ein wenig Slasher-Action zum Zug kommt, empfindet man da aber doch die angesprochene Thematik rund um die Kinderpornos sowie ein paar verbratene Inszest-Motive, aus denen allerdings auch kein echtes Psycho-Thriller-Kapital geschlagen wird und die irgendwie innerhalb der konstruiert wirkenden Story untergehen. Was das Ganze dann aber doch etwas besser dastehen lässt als den besagten, nur durchschnittlichen "Der Frauenmörder", ist zum einen Martin Campbells ausgefeilte Inszenierung, der zwischendurch durchaus ein paar brauchbare Spannungs-Momente gelingen, und andererseits die souveräne Vorstellung von Sam Shepard als abgebrühter Bulle, der hier darstellerisch die beste Figur macht. Fazit: Als ungewohnter Genre-Mix einigermaßen sehenswert.
6/10