"Sie werden bibbernd in Ihrem Sessel sitzen und sich den Schweiß von der Stirn wischen." Mit diesen lächerlichen Worten bewirbt unser aller Lieblings-DVD-Hersteller "Medienvertrieb in Buchholz" (MiB) dieses von Altersmuff überzogene Werk von William Castle, dessen Konzept vor einigen Jahren als modischer, überzogener Krawallhorror mit Geoffrey Rush unter der Regie von William Malone neu verfilmt wurde. Mangels eines Sessels und vor allem mangels jeglichen Grusels konnte ich diese Wirkung leider nicht am eigenen Leibe erfahren.
Auch als Bewunderer des Horror-Grandseigneurs Vincent Price und seiner großen Auftritte als Dr. Phibes, als Hexenjäger Matthew Hopkins und in verschiedenen Poe-Adaptionen muss ich sagen, dass "House on Haunted Hill" ein ungruseliger alter Käse ist. Und das äußere ich als großer Anhänger z. B. des überragenden Geisterfilms "The Haunting of Hill House" (trotz des sehr ähnlichen Titels ein ganz anderes Kaliber...) alias "Bis das Blut gefriert" oder des exzentrisch-surrealen "Eye of the Devil" alias "Die schwarze Dreizehn", beides Filme, die die Möglichkeiten des Schwarzweißfilms optimal auszunutzen verstehen und mit es mit sehr originellen Einfällen schaffen, den Zuschauer in Schaudern zu versetzen, teilweise eher durch das Nicht-Zeigen als durch das Zeigen bestimmter Dinge. Ebenfalls als positives Gegenbeispiel auf dem Gebiet des Schwarzweiß-Grusels zu nennen: Mario Bavas "La maschera del demonio".
"The Haunting of Hill House", von Robert Wise 1963 gedreht, hat eine ähnliche Handlung: In beiden Filmen setzt sich eine sehr heterogene Gruppe von Testpersonen dem Spuk in einer Geistervilla aus. Das Werk von Robert Wise, ein paar Jahre jünger und in manchen Punkten (schon beim Titel beginnend) dem hier zu besprechenden Film ähnlich, macht einfach alles ungleich besser, verlegt sich auf das Unfassbare, erforscht mit schmerzlicher Intensität die Gedankenwelt der Hauptfigur und webt ein magisches Bild des Schreckens nach dem anderen, völlig abseits banaler Horrorklischees. Ein Film mit Alptraumszenen, die mir eine Gänsehaut bereiten, wenn ich nur an sie denke. Soviel zum Vergleichsfilm.
Ganz anders William Castles Biedergrusel, der durchgehend den Charme einer albernen Geisterbahnfahrt versprüht und dessen 18er-Freigabe in Deutschland wenig begreiflich erscheint. Der seltsame Kopf in einer Schatulle, der irgendwann kurz zu sehen ist, und ähnliche Kinkerlitzchen begründen ja wohl nicht ernsthaft eine Nichteignung für Jugendliche ab 16. Eine Freigabe ab 12 wäre meiner Ansicht nach auch ohne weiteres vertretbar. Anders als in "The Haunting of Hill House" sieht das Geisterhaus allenfalls von außen gruselig aus. Eine bedrohliche Innenarchitektur mit seltsamen Skulpturen und von selbst zufallenden Türen - wie im Konkurrenzfilm - ist hier Fehlanzeige. Der Grusel wird hier lediglich durch hanebüchene Effekte und alberne Gimmicks erzeugt, z. B. erhält jeder der Teilnehmenden eine Pistole, die in einem kleinen Sarg liegt. Dazu erzählt einer der Teilnehmer in weinerlicher Manier pseudogruselige Geschichten von Leuten, die in dem Haus umgekommen sind. Ansonsten gibt es natürlich den Helden mit Pomade im Haar und die unschuldige junge Bürofrau, zwischen denen es die ganze Zeit tugendhaft hin und her romanzt, sowie eine handlungstechnisch belanglose Dame mittleren Alters, einen weiteren pomadigen Herrn, das bizarre Haushälterehepaar und Vincent Price als Millionär mit seiner jungen Frau.
Zwischen diesen Personen entfaltet sich nun ein Intrigenspiel, das sich der hauseigenen Gruselmöglichkeiten weidlich bedient, ohne dass sich der Grusel wirklich entfalten kann. Das verhindert allein schon die Tendenz des Films, jeden Geisterspuk möglichst schnell als gestellte Inszenierung zu enttarnen, so dass am Ende nur die Auflösung übrigbleibt, wer jetzt wen erschrecken, aus dem Weg räumen usw. wollte. Die Schlusswendung ist zwar ganz nett, aber rettet den Film auch nicht mehr. Selbst für Vincent-Price-Begeisterte ist der Streifen nicht wirklich zu empfehlen, da der Mann sich hier kaum entfalten kann. Der einzige wirkliche Schock des Films ist das plötzliche Auftauchen der Haushälterin, das so brachial geraten ist, dass es sich schon wieder am Rand des Komischen bewegt. Dies gilt auch für den an einer Stelle auftauchenden abgehackten Kopf, der leider sehr billig aussieht.
Fazit: Ziemlich alberner Geisterbahn-Grusel, muss man nicht sehen. Ich gebe aber noch 4/10, da ich vermute, dass der Film im Originalformat und in besserer Bildqualität etwas wirkungsvoller sein könnte.