Cruises „Mission Impossible“, zweite Runde.
Und weil alles noch sehr viel mehr „mega“ sein mußte, um den ersten Teil zu toppen, setzte man auf den actiontechnischen Overkill, versammelte reichlich Blockbustertalente und die setzen sich dann im Filmverlauf auch alle schön gegenseitig matt.
Start off mit einer schön mysteriösen Anfangssequenz rund um einen Flugzeugabsturz, ein hinterhältiger Einstieg mit Niveau. Dann blendet der Film rüber auf Cruises Hunt, der im Monument Valley flott Freeclimbing macht. Willkommen im Land der Übermenschen, denn Cruise hängt nach einem Rutscher an einer Hand, schwingt nach außen und blickt gestählt, aber angstfrei in die Kamera, die ihn umkreist, als ginge es darum, ihn trockenzulecken.
Spätestens mit dieser Einstellung ist die Hoffnung auf einen ähnlich ausgewogenen Film wie Teil 1 flöten. Dieser Film dreht sich nur um Cruise, immer und in jeder Szene. Alles was sonst kreucht und fleucht, ist nur nettes Beiwerk und soll nicht stören und so geschieht es.
Wie auch sonst, denn der zweitgrößte Star des Films sitzt auf dem Regiestuhl: John Woo übernahm höchstpersönlich die schwere Aufgabe des Sequels. Der ist nun mal bekannt für aufsehenerregende Actionsequenzen, aber nicht für gut erzählte Geschichten, sondern eher für die grob gestrickten Dramen, vor allem seit er in den USA weilt.
Sein Stil ist dann zwar in der Optik manchmal spürbar, wenn man etwas ordentlich ballern und zu Bruch gehen sieht, aber meistens zititert sich der Meister lediglich selbst und das auch noch dreist. Wieder mal wird bewährt in Ballerszenarios die Zeitlupe eingesetzt, die Tauben fliegen in einer Szene, der Gute und der Böse gehen mano a mano in einem finalen Duell, Knarren werden geschwungen, wie sich das für Phallussymbole gehört und eine schöne Frau schmollt sich nebenbei durch den Film.
Doch „MI2“ ist kälteste Berechnung, leblos und steril. Anthony Hopkins gibt ein hinreichend überflüssiges Cameo als Hunts Chef und Dougray Scott wurde als Böser ausgesucht, weil er als Cruise-Nachahmer durchgehen mußte. Obwohl er ein Agent sein soll, den wohl auch die MI-Leute schon angeheuert haben, trägt er deutlich unkontrolliert psychopathische Züge, die ihn als Terroristen identifzieren und die von ihm vertretene Logik (foltert einen ehrlichen Untergebenen und riskiert sein Leben, weil er noch etwas mit Thandie Newton vögeln will) ist mehr als brüchig.
Ving Rhames ist nur noch ein kleiner Stichwortgeber und der auch noch teilnehmende Pilot ist sofort vergessen, wenn er nicht im Bild ist. Thandie Newton dann als Love-and-Virus-Interest ist die Inhaltslosigkeit pur, ein schickes Schmollmündchen mit tiefem Ausschnitt, deren Diebesfähigkeit gegen Null ausgelotet werden, weil sich Hunt auch noch in sie verlieben muß. Später huscht sie mit betroffener Miene durch den Restfilm und versucht zu überleben, weil das alles nur ein echter Männerjob ist.
Wären jetzt die Actionsequenzen neben ihrer Aufwändigkeit noch originell, hätte man das retten können, aber nada! Der Einbruch zum Virenklau ist nur eine blasse Variante des Langley-Coups aus Teil 1, das finale Motorrad-Duell mit seinen Stunts und der anschließende Kampf einfach nur albern, denn die Künste hatte Hunt in Teil 1 noch nicht drauf und sie sind trotz ihrer Spektakularität wohl nur eingebracht worden, weil es Woo-Standards sind.
Was bleibt ist zwar ein perfekt durchgestylter, aber seelenloser und vor allem unglaublich langweiliger Blockbuster, der ständig bemüht ist, seinen Hauptdarsteller ins rechte Licht zu rücken und stattdessen die Story zu einem schicken Nichts zusammenreduziert. Nehmt John Woo also bloß die A-Listen-Stars weg, dann ist wieder mit Erlesenem zu rechnen. (4/10)