In einer Zeit, da zumeist englisch geprägter Gothic-Horror die Leinwände in festen Händen hielt, etablierte Roger Corman Verfilmungen nach Motiven von Edgar Allan Poe. Lose auf den oftmals nur kurzen Vorlagen aufgebaut war dies der Grundstein für eine ganze Werbestrategie der American International Pictures. So wurde vieles zumindest in den Annoncen ganz in die Nähe zu diesen Erfolgsfilmen gerückt. Nach anderen Stoffen suchend, die er mit seinem Stammschauspieler Vincent Price umsetzen konnte, versuchte sich Roger Corman mittels Die Folterkammer des Hexenjägers an der H.P. Lovecraft Geschichte Der Fall Charles Dexter Ward.
Auf ein Wesentliches getrimmt ist der Plot vornehmlich von Edgar Allan Poes Worten eingerahmt, um weiter auf den Wogen zu gleiten. Dabei war dieser Schachzug auch deshalb relativ klug, weil H.P. Lovecraft zu dieser Zeit gerade in den USA sehr wenig Bedeutung beigemessen wurde. Man hing sich mehr an Rassismusvorwürfen auf, als sich mit der inhaltlichen Qualität auseinander zu setzen. Erst zum 21. Jahrhundert hin vollendete sich eine allgemeine Wertschätzung des Autoren. Da H.P. Lovecraft sich unter anderem stark an Edgar Allan Poe orientierte, spricht es nur für die Wahl dieser kleinen Mogelpackung.
Vincent Price darf in Die Folterkammer des Hexenjägers gleich in zweifacher Ausführung auftreten. Einerseits spielt er den auf dem Scheiterhaufen hingerichteten Joseph Curwen, der die Bewohner Arkhams mit einem Fluch belegt hatte. Andererseits gibt er dessen Erben Charles Dexter Ward, den Titelhelden der Geschichte. In künstlicher, von Rauch umwaberter Kulisse zelebriert man ein zunächst archetypisches Szenario. Dieses entwickelt ein schauriges Grausen in dem Moment, da als Mißgeburten bezeichnete Freaks die Bildfläche betreten; ein Resultat rücksichtsloser Experimente des verfluchenden Wissenschaftlers Ward. Auch Lon Chaney jr. als Hausdiener vermag einen Schauer zu erzeugen, was jedoch auch durch die stellenweise intime Kamera gestützt wird.
Obschon man die Begleitumstände und Beteiligten gern als gültiges Argument heranzieht, Die Folterkammer des Hexenjägers im eigenen Archiv zu führen, so rangiert der Film aus heutiger Sicht doch eher als Liebhaberstück. Oft genug ist es das Sounddesign, dominiert von der kongenialen Musikuntermalung durch Ronald Stein, welches den allgemeinen Fluß aufrecht erhält. Geschmackssache ist, ob man sich lieber die teils aus der Feder von Francis Ford Coppola stammenden Dialoge im Original anhört, oder sich an vertrauten Stimmen von Arnold Marquis oder Eduard Wandrey und überdies Michael Chevalier als Erzähler in der Adaption von der Firma Hermes-Synchron erfreut. Beides bieten die jeweils von Black Hill Pictures stammende Blu-ray und DVD. Der in 2,35:1 präsentierte Kinofilm weckt auch durch die charakteristische Farbgebung nostalgische Gefühle. Mit diesen kann Die Folterkammer des Hexenjägers wohl auch am besten genossen werden.