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Mit "In den Fängen des Wahnsinns" liefert uns William H. Molina einen recht interessanten Einblick in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele. Poträtiert wird Ian Lazarre. Der ist Psychiater und damit nicht gerade der typische Anwärter auf den Platz eines Wahnsinnigen. Ian hat ein schweres Alkoholproblem und nachdem seine Frau Wendy ums Leben kam (Alkohol am Steuer) verzweifelt er zusehends. Als er in seiner Praxis versucht sich das Leben zu nehmen, beschließen sein bester Freund Joe und seine jetzige Frau Teresa (übrigens ebenfalls verkörpert von Candice Daly, genau wie Wendy, nur das sie hier keine blonden, sondern dunkelbraune Haare hat) ihn in eine Psychiatrie einzuliefern.

Gesagt ... getan. Rein storytechnisch lässt sich "In den Fängen des Wahnsinns" durchaus mit "Gothika" vergleichen, seine Machart erinnert einbisschen an Carpenters "Mächte des Wahnsinns". Regisseur Molina entführt uns in eine recht düstere Irrenanstalt mit dicken, weißen, kahlen Wänden, die eher an ein Gefängnis erinnern, als an eine Psychiatrie. Dank der ganz ordentlichen Kameraarbeit entsteht ruckzuck eine schön schaurige Atmosphäre.

"In den Fängen des Wahnsinns" switcht nach dem Vorfall in der Praxis stetig zwischen Horror/Mystery und Psychothriller hin und her und nimmt dabei sehr surreale Züge an. Molina profitiert im Grunde von einem ganz einfachen Konzept, das auch Wes Craven bei seinem "Nightmare on Elm Street", David Fincher bei seinem "The Game", Alejandro Amenábar bei seinem "Open Your Eyes", Paul Verhoeven bei seinem "Total Recall" und John Flynn bei seinem "Brainscan" nutzten. Er lässt Realität und Fiktion geschickt verschwimmen. Was ist echt und was nicht oder was ist Traum und was Wirklichkeit? Ian kann zwar dem Alkoholismus den Rücken zukehren, hat aber immer stärkere Wahnvorstellungen und verliert langsam aber sicher den Bezug zur Realität, was im Fall von Ian Lazarre übrigens vergleichbar ist mit der Genesung einer Amnesie, zumindest entsteht einbisschen der Eindruck. Nichtsdestotrotz sind die Bilder wirklich toll geworden. Das Konzept geht also ganz gut auf.

Zum Schluss erwartet den Zuschauer eine bitterböse Überraschung. Gegen Ende geht der rote Faden leider allmählich verloren, die ganze Geschichte löst sich auf, was sich jedoch als eher unglaubwürdig entpuppt und arg konstruiert wirkt. Davon mal abgesehen ist "In den Fängen des Wahnsinns" aber ein absolut solide inszeniertes, spannendes und sehenswertes Katz- und Mausspiel, allerdings nur für Freunde von Werken wie "The Cell", "Unforgettable" oder so manchem Erguss von Joel Schumacher, sprich inhaltlich nicht vollends ausgereift, visuell aber absolut berauschend, wobei "In den Fängen des Wahnsinns" deren Level natürlich noch nicht ganz erreicht, weil weniger intensiv.

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