Review

Katastrophal!
Dem neuerlichen "Hollywood-Trend", geschichtliche Themen (allerdings nur besonders auffallend auf den WW II und den Nationalsozialismus fokusiert) aufzugreifen und in gewinnträchtige Kassenschlager umzuarbeiten (wobei "Schindlers Liste" den Auftakt bildete) gehört auch dieses Machwerk an.
Es soll die Filmadaption des "Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses" darstellen, welcher sich zwischen November 1945 - Oktober 1946 zutrug.
Ich möchte - da es sich schließlich um eine Filmkritik handeln soll - mich nicht mit der durchaus kontrovers diskutierten und auch nicht unumstrittenen Nachkriegsrechtsprechung der Alliieren nach dem Zweiten Weltkrieg, die allein auf der Seite der Besiegten ("Vae victis") ihre Anwendung fand, hier näher auslassen.
Jedenfalls erweist sich dieses Werk als typischer "Yankee-Streifen" nebst allen zugehörigen Klischees, welcher in seiner dargestellten Schwarz/Weiß-Malerei den filmischen Vorgänger "Judgement at Nuremberg" von 1961 um Längen übertrifft.
Insgesamt ist der Film einfach nur schlecht. Auf der einen Seite die "Guten" - die alliierten Ankläger und Richter des Tribunals, wobei die Hauptrolle des US-Chefankläges Justice Robert Jackson von dem Hollywood-Beau Alec Baldwin verkörpert wird.
Auf der anderen Seite die rund zwanzig Angeklagten, ehemalige Regierungsvertreter des Dritten Reiches und der Weimarer Republik von teilweise vollkommen verschiedenem politischem Hintergrund. Dargestellt werden sie hingegen allesamt als üble "Nazis" und zwar ausnahmslos einer schlimmer als der andere.
Die Ausnahme bildet der ehemalige Rüstungsminister Albert Speer, dem hier eine regelrechte Hommage geliefert wird. Näher darauf einzugehen, inwieweit "Hollywood" hierbei Speer ebenso auf den Leim gegangen ist, wie das interalliierte Tribunal von Nürnberg, würde hier den Rahmen sprengen.
Im Gegensatz zu den Protagonisten (also ausschließlich den Alliierten) wird keiner der Angeklagten (abgesehen vielleicht von Reichsmarschall Göring und eben Speer) näher porträtiert.
Wir dürfen andererseits sogar eine subtil eingefügte leidenschaftliche (aber fiktive?) Affäre zwischen unserem "Held" Justice Jackson und seiner Sekretärin bewundern.
Vom Quellenmaterial zum Nürnberger Prozeß her gesehen, wird vieles vereinfacht, verkürzt oder ignoriert.
Es kommt bspw. überhaupt nicht hinreichend zum Ausdruck, daß der rein interalliiert geführte Prozeß bereits von Seiten der Verteidigung fundamentalen (und kaum widerlegbaren!) Einwänden ausgesetzt war ("Tu quoque", Nulla poena sine lege" usw.).
Die Schauspieler - dies mag aber auch am Film selbst liegen - sind trotz teilweise hochkarätiger Besetzung allesamt schlecht.
Durch die Darstellung der "Nazis" gewinnt der Film aufgrund seiner hier (unfreiwilligen) Komik noch einen gewissen Unterhaltungswert, weshalb ich auch noch2 /10 Punkte zu vergeben bereit bin!
Zunächst weisen sie allesamt eine auffallende Un-Ähnlichkeit mit den geschichtlichen Personen, die sie darstellen sollen, auf.
Der "Göring" könnte als "Superschurke" im nächsten Batman-Streifen herhalten.
Am eindrucksreichsten ist die Verkörperung des Generaloberst Alfred Jodl, der bedrohlich und augenrollend auftritt, wie einst Bela Lugosi in seinen Gruselstreifen durch die Gänge wandelte.
Der "Rudolf Heß" ist einfach nur peinlich!!
Das Drehbuch des Films scheint mir stark von dem bekannten "Nuremberg Diary" des amerikanischen Gerichtspsychologen Gustav M. Gilbert geprägt zu sein, dem es stark an wissenschaftlicher Objektivität mangelt.

Insgesamt : Ein einfach nur lächerlicher Film, der kaum noch etwas mit historischer Realität und dem entsprechendem Forschungsstand gemein hat. Er ist - ähnlich wie z.B. "Der Soldat James Ryan" sichtlich auf ein US-Publikum als Klientel zugeschnitten, durch den der amerikanische Patriotismus sanft getätschelt werden soll und daher in Europa nur mißverstanden werden kann.

Gnädige :
2/10

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