"Evan Allmächtig" ist sozusagen eine Fortsetzung von "Bruce Allmächtig", jedoch hat dieser Film nicht das geringste mit dem Vorgänger zu tun, außer dem sympathischen Morgan Freeman als Gott und das war es dann auch schon. Auf der einen Seite möchte man durch den Wiedererkennungswert, dass es sich um eine Fortsetzung handelt, mehr Geld scheffeln. Auf der anderen Seite muss sich "Evan" aber auch mit "Bruce" messen lassen - was ich für sehr gewagt halte. Denn ein Jim Carrey (natürlich geschmacksbedingt) in Top-Form ist momentan in einer Slapstick-Komödie einfach nicht zu toppen. Regisseur Tom Shadyac schickte den mittlerweile bekannten Steve Carell (Jungfrau, 40, männlich, sucht...) ins Rennen, der zudem auch noch eine hässliche Nebenrolle in dem Prequel hatte, die hier gänzlich vergessen bzw. umgeschrieben wurde, um ihn zum Sympathisant werden zu lassen...
Evan Baxter (Steve Carell) hat es mittlerweile gepackt. Vom TV-Moderator hat er sich zum Kongress-Abgeordneten hochgearbeitet und will seine neue Karriere in Washington mitsamt seiner Familie durchstarten. Die Sache scheint aus dem Ruder zu laufen, als Gott (Morgan Freeman) ihm erscheint und befiehlt, eine Arche ganz nach Noah zu bauen. Auf dieser sollte von jeder Tierart ein Päarchen platz haben, denn es wird bald eine Katastrophe geben. Natürlich glaubt Evan, dass er gerade einem Spinner über den Weg gelaufen ist und probiert es weitgehend zu ignorieren, jedoch passieren merkwürdige Dinge: Evan wachsen Kopf- und Barthaare im Eiltempo und auch alle sämtlichen Tiere fühlen sich in Evan´s Nähe wohl...
Die wohl beste Situation an "Evan Allmächtig" ranzugehen ist es, ihn als eigenständigen Film anzusehen. Vergessen wir "Bruce Almighty", vergessen wir die Nebenrolle von Steve Carell in dem ersten Teil.
Der Anfang lahmt, auch die ersten witzigen Szenen (Hygiene-Wahn) wurden beispielsweise 1:1 von dem Film "Ritter Jamal" kopiert, aber danach kommt der Film (besonders Steve Carell) in Schwung. Das Drehbuch wurde auf Carell zugeschnitten (wie Teil 1 auf Carrey), aber Carell ist eben nicht ein Jim Carrey - und somit liegt der Humor auf anderer Ebene. Bei mancher Situationskomik die Carell an den Tag legt, muss man einfach mitschmunzeln oder sich vor Lachen zwei Unterhosen vollsprunzen, je nachdem wie man diese Art von Humor mag.
Die erste Hälfte schludert man mit Carell mit, man fragt sich, warum "Gott" das so wollte, denn das Familien-Leben so wie der Job von ihm geraten immer mehr ins Wanken bis zum völligen Desaster, für diese blöde Arche zu bauen. Freeman als Gott macht sich zu diesem Zeitpunkt etwas rar, lässt Carell sowie den Zuschauer nach dem Warum ein wenig im Stich. Das missfällt etwas, auch wenn es immer wieder durch heitere Einlagen aufgepeppt wird.
Irgendwann macht diese ganze Chose dann doch irgendwie Sinn, spätestens als "Gott" der Ehefrau als Kellner erscheint und ihr Ratschläge zum Leben gibt, bzw. mit dem Auftauchen verdammt vieler Tiersorten.
Was bitter aufstößt, ist die ständige Zurschaustellung von Gaffern und Medien, bzw. Carell aka Baxter als Idioten abzustempeln. Selbst spät am Schluss, wenn tausende Tierarten die Arche mal einfach so betreten, wird er noch als Waldgaukler oder Fallensteller in eine Schublade gesteckt. Da vermisst man in solch einer "göttlichen Mission" einfach die Logik, der Zweit-Protagonisten. Klar, Baxter hat einfach einen an der Klatsche. Es ist doch ganz natürlich, wenn alle Tierrassen sich ohne zu Zanken oder Menschen anzugreifen ganz friedlich auf dieses Boot begeben.
Natürlich kann man das Finale auch unter "5 Meter Feldweg Intelligenz" abbuchen. Aber hey, der Film, bzw. die Komödie will einfach nur unterhalten. Was er auch tut, je nach Geschmack des persönlichen Humors. Warum sollte ich bei solch einem Film die Logik des Schlusses ankreiden. Es ist schon zur Filmhälfte klar, was nun diese Katastrophe auslösen wird. Natürlich müsste die ganze Landschaft von der Bildfläche verschwinden und abertausende Menschen dabei sterben. Aber das Wasser hört schon in den Seitenstraßen auf alles platt zu machen. Geschweige denn von dem "Hauptweg" der Apocalypse, auf der sich ja mit Sicherheit keine Menschen befinden, die dabei verrecken . Aber was soll´s. Sterbende Menschen werden keine gezeigt, es wird dabei wohl keine geben weil Freeman es so gewollt hat... Wie soll man das Finale sonst gutreden?
Mich hat der Film einwandfrei unterhalten, ein bischen Kitsch, hier und da Emotionen, etwas Romantik und eine Menge Gags die bei mir zündeten. Mehr erwarte ich von einer Komödie nicht.
Man sollte sich trotzdem die Frage stellen, ob es echt sinnvoll ist, 175 Mio. Dollar in eine Komödie zu pumpen. Bei Katastrophen-Thrillern wie beispielsweise dem Remake von "Poseidon", das mit weitaus weniger Etat ausgekommen ist (wenn auch nicht viel weniger), aber da lohnt es sich wenigstens. Klar war auch bei diesem Poseidon der Nährboden der Tiefgründigkeit recht mager, aber es hat an allen Ecken und Enden gekracht und geberstet und superb unterhalten. Auch wenn diese Arche Noah bei "Evan Allmächtig" wirklich gebaut wurde, und sogar vier weitere Teilstücke des Schiffes für weitere Szenen des Filmes zusammengeschustert werden mussten, gepaart mit den CGI-Effekten, kann ich mir dieses Budget beinahe nicht vorstellen.
Das war einzig und allein die Entscheidung von Regisseur Tom Shadyac, vielleicht hat er sich auch "ein wenig" verkalkuliert, aber ehrgeizig sein Projekt durchgezogen.
"Evan Allmächtig" hat mich prächtig unterhalten, nicht mehr und nicht weniger. Eine nette Komödie für zwischendurch. Fans von Carell oder auch Tierliebhaber können dem Film evtl. einiges abgewinnen, wenn der Humor auf der Wellenlänge des Betrachters liegen soll. Aber diesen Film aufgrund dem Vergleich der Kosten/Tiefgründigkeit vernichten sollte man deswegen nicht.
8/10