Ein famoser Start, eine grandiose Darstellerriege und eine Inszenierung, die nicht von ungefähr an die besten Momente in Syriana oder die besseren Michael-Mann-Verfilmungs-Shootouts erinnert, gepaart mit einer äußerst interessanten Geschichte, was kriegt man dann?
Im Idealfall einen grandiosen Polit-Thriller, der vielleicht neue Perspektiven eröffnen könnte, im Durchschnitt eine angestrengte Parabel, die mehr versucht als ihr gelingt, der man dann doch zugestehen möchte: Stets bemüht.
Oder man bekommt einen Krawumm-Action-No-Brainer wie diesen Film vorgesetzt, der sich selbst zu ernst nimmt und auf Teufel komm raus auf eine Schlußpointe abzielen will, die einen äußerst schalen Nachgeschmack hinterlassen soll..
Und das ist im Endeffekt umso trauriger, da dieser Film tatsächlich das Potential hatte, richtig groß aufzutrumpfen, auf mehreren Ebenen.
Statt dessen wird nur eine Ebene bedient: die amerikanische Auge-um-Auge-Mentalität! Sicher, ab und zu kommt durch, dass es auch gute Araber gibt und dass nicht alle Terroristen sind.
Sicher die Action ist wirklich über jeden Zweifel erhaben, wenn auch ziemlich unglaubwürdig in vielen Szenen. Sicher, diesmal stirbt nicht der gute schwarze Ami, wie sonst früher üblich in dieser Art von Film.
Dafür tauscht man nun den Schwarzen Ami gegen (SPOILER)....
das wird nicht verraten.
Ärgerlich kommt hinzu, dass die Araber als die letzten Hinterwäldler dargestellt werden, teilweise geht das soweit, dass die FBI-Leute ihnen Gummihandschuhe (!!!!!!!!) - GUMMIHANDSCHUHE - näher bringen.
Und bei der Obduktion von Leichen schauen die Araber mit riesigen Glupschern zu, so als ob sie niemals davon gehört hätten.
Ja, wo sind wir denn hier? Im Dschungel bei ein paar Bonobos oder in einem der reichsten Länder der Welt, wo man so (wenn auch nur technologisch gesehen) modern daher kommt, wie es manchmal nur kommen kann.
Aber nein, die vier FBI-Beamten zeigen diesen Hinterwäldlern alles was moderne Untersuchung auszeichnet, z.B. die Untersuchung des Tatorts auf Spuren.
Doch nicht nur da geht Operation Kingdom wie Benjamin Blümchen im Porzellan-Laden zugange. Die beharrliche Blauäugigkeit geht sogar so weit, dass Jennifer Garner den ganzen Film hindurch in Saudi-Arabien mit Tank-Top durchs Bild läuft, obwohl man sich zumindest als Gast in einem fremden Land doch ein bißchen an die ländlichen Gegebenheiten anpassen sollte, aber das haben ja unsere Ami-Helden nicht im geringsten nötig. Wozu auch, diese Araber sollen sich doch an unsere Amis anpassen, schließlich bezahlen die doch den gesamten Reichtum dieser Nation!!! Vorspann: Ölkonsument weltweit Nummer 1: USA!!!! (Ziemlich geiler Anfang, um ehrlich zu sein, richtig vielversprechend!!)
USA!!!
USA!!!
USA!!!
Dieser simple Hurra-Patriotismus des Films beißt sich ein bißchen mit der verdammt professionellen Machart, denn zumindest der Shoot-Out am Ende ist unglaublich intensiv und brillant choreographiert. Und selbst das muß man dem Film dann auch ankreiden, denn der Verlauf dieser Schießerei, bei welchem schätzungsweise 1200 Araber über den Haufen geballert werden (gefühlterweise mehr als Somalesen in Black Hawk Down!!!) ist derart erzkonservativ und vorhersehbar altbacken, dass es einem wehtut mitzudenken. Jawohl mitdenken, denn wer diesen Fehler begeht, braucht danach fünf Packungen Aspirin.
Wie gesagt, sicherlich gibt es gute Ansätze, auch zur Völkerverständigung, aber die Machart dieses Films ist derart dumm und unnötig in die Länge gezogen, dass einem fast schon übel wird.
Denn bis der Film offensichtlich ins Krawumm-Genre wechselt und nur unterhalten will auf Rambo2-Niveau vergeht eine gefühlte 105-Minuten-Ewigkeit, wo er so tut als wäre er ein ernstzunehmender Konkurrent für den weitaus ambitionierteren und besseren Syriana.
Und diese beiden Hälften passen leider nicht so gut zusammen.
Man kann teilweise fast so weit gehen, dass dieser Film das amerikanische Pendant zum türkischen No-Brainer Tal der Wölfe ist, in der Machart, ein bißchen vom Inhalt und erst recht in der Tasache, dass er sich ernster nimmt, als ihm zusteht.
Beides sind lächerliche Machwerke ohne Tiefe und so sollten sie auch betrachtet werden.
Inszenierung: Propandahafte 10 Punkte
Inhalt: genauso Propagandahafte 2-3 Punkte
Macht, dadurch dass Inhalt mehr wiegen sollte als ein paar schicke Bildchen maue 4 Punkte.
Doch das sollte niemanden abhalten, der gerne gute Action ohne große Story schaut, den Film zu begutachten. Mit Sicherheit werden einige einstmals unbedarfte Leutchen fröhlich pfeifend und/oder Araber-Verachtend aus dem Kino stürmen.