Zwei Jahre nach „Madhouse“ markierte „Furnace“ (2006) den zweiten Horror-Thriller des Multi-Talents William Butler, bei welchem er Regie führte sowie mit am Verfassen des Drehbuchs beteiligt war. Aufgewachsen im Umfeld eines durch die Lande ziehenden Jahrmarkts, vermag er, seines Zeichens übrigens der Präsident und Begründer der Schmiede „Transition Entertainment“, schon jetzt auf eine ziemlich interessante und abwechslungsreiche Karriere zurückzublicken: Unter anderem gehörte er sowohl der Improvisations-Truppe „Theatersports“ als auch dem Comedy-Ensemble „the Bubalaires“ an, arbeitete als ein Autor des Magazins „National Lampoon“, war ein Designer bei Madonna´s „Girlie Show“-Tour, drehte zig Werbe-Clips sowie einige Folgen der „Power Rangers“-Reihen „Lightspeed Rescue“ und „Wild Force“, erwarb sich einen Namen als Special-F/X- und Make-up-Künstler (z.B. bei „From Beyond“ oder „Army of Darkness“), schrieb an diversen Skriptvorlagen mit (wie zu dem vierten und fünften „Return of the living Dead“-Teil oder der gesamten „Gingerdead Man“-Franchise) und trat darüber hinaus auch etliche Male als Schauspieler in Erscheinung – im Zuge dessen er sogar den drei Horror-Ikonen Jason Voorhees, Freddy Krueger und Leatherface jeweils vor der Kamera zum Opfer fallen „durfte“, nämlich in „Friday the 13th, Part VII“, „Freddy´s Nightmares“ und „Texas Chainsaw Massacre III“. Über einen Mangel an einschlägigen Genre-Erfahrungen muss man sich bei ihm also keinerlei Gedanken machen…
Als der Vollzugsbeamte Joey Robbins (Paul Wall) an seinem Hochzeitstag seinen Dienst in der geschichtsträchtigen „Blackgate“-Haftanstalt beendet und nach Hause zu seiner Frau zurückkehrt, welche ihn bereits, gekleidet in schicken Dessous sowie mit stimmungsvoll im Haus verteilten Kerzen, zum Feiern ihres Jubiläums in romantisch-trauter Zweisamkeit erwartet, verfügt noch keiner (außer vielleicht er selbst) über eine Vorahnung oder Kenntnis darüber, wie der Abend schon in baldiger Kürze enden wird: Daheim angekommen, schreitet er gleichermaßen stracks wie wortlos an ihr vorüber, schließt sich im Bad ein und beäugt sein Antlitz einfach nur einige Sekunden lang im Spiegel vor sich – bevor er seine Dienstwaffe zückt, den Lauf in seiner Mundhöhle platziert und unmittelbar darauf den Abzug betätigt…
Der Fall wird Detective Michael Turner (Michael Paré) zugeteilt – seines Zeichens ein Cop, der seit der Ermordung seiner Familie (Frau und Kind) im Prinzip nur noch für die Ausübung seines Job lebt. Was auf den ersten Blick nach einem klaren Suizid ausschaut, wirft bei näherer Betrachtung aber so einige Fragen auf – zum Beispiel nach dem zugrunde liegenden Motiv oder warum dem Toten zwei Finger fehlen, was wohl einige Stunden zuvor geschehen sein muss. Am Arbeitsplatz des Verstorbenen erfährt Michael dann am nächsten Morgen von dem zuständigen Warden (Andy Stahl), dass gerade am Tag zuvor ein seit 50 Jahren zugemauerter Trakt aufgebrochen wurde, um die Kapazitäten des Gefängnisses für die Aufnahme neuer Insassen zu erweitern. Vorrangig waren Robbins und einer der Häftlinge mit der Ausführung jener Arbeiten betraut gewesen – und auch letzterer hat sich in der vergangenen Nacht (unter ähnlich mysteriösen Umständen) das Leben genommen…
Der betreffende (nun zur „Wiederinbetriebnahme“ anstehende) Zellenblock wurde 1956 versiegelt, nachdem ein dort wütendes Feuer zahlreiche Opfer gefordert hatte – außerdem war der damalige Direktor (Frank Knapp Jr.) im Rahmen jener rasch außer Kontrolle geratenen Situation brutal ermordet worden, seine Tochter Lucille (Victoria Hester) verschwand zur selben Zeit spurlos. Seither hatten sich in der Institution ungewöhnlich viele Selbstmorde ereignet, ebenso wie (jüngst erst verstärkt) etliche mit Drogen in Zusammenhang stehende Vorfälle. Fortan beginnen nun plötzlich all diejenigen Personen, welche zuvor Fuß in den wieder freigelegten Gebäudeflügel gesetzt hatten, nacheinander einen grausamen Tod zu finden – und wie es scheint, das sogar infolge übernatürlicher Einwirkungen! Gegen den Widerstand eines ehemaligen Kollegen, dem knietief in illegale Geschäfte verstrickten Ex-Cop und jetzigen Oberaufseher Miller (Tom Sizemore), sowie mit Unterstützung der Anstalts-Psychologin Ashley Carter (Jenny McShane), begibt sich Michael fortan auf die Suche nach Hinweisen und Antworten – und kommt dabei nach und nach einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur…
In Gestalt von parallel zu den Credits eingeblendeten „schriftlichen Überlieferungen“, wie etwa Zeitungsausschnitte oder einzelne Auszüge aus alten Büchern, werden dem Zuschauer gleich am Anfang von „Furnace“ verschiedene Informationen über die bewegte Vergangenheit eben jenes Grund&Bodens dargereicht, auf dem „Blackgate“ um 1850 herum errichtet worden war: Bis ins Jahr 1611 zurückreichende Aufzeichnungen zeugen von einer ganzen Reihe vielfältig gearteter seltsamer Vorfälle (verendete Tiere, unerklärliche Bluttaten, dem unbekannten Schicksal einer kleinen Immigranten-Siedlung etc.) – wie auch davon, dass das Gefängnis damals auf „Ancient Tribal Land“ errichtet wurde, was selbstverständlich keine allzu weise Entscheidung markierte, wie wir alle ja spätestens seit „Poltergeist“ unstreitig wissen. Ein gelungener Einstieg, der schnell (und verhältnismäßig einfach) eine unheilschwangere Basis-Stimmung etabliert: Eine „böse Macht“ unklaren Ausmaßes, verbunden mit einem düsteren Ort, an dem die Gesellschaft ihren „Abschaum“ wegzuschließen versucht – die eine wurde jüngst erst wiedererweckt, die anderen können (dank Gitter, Zäune und Mauern) nicht entkommen und sind ihr demnach nahezu hilflos ausgeliefert. Eine Form von „Gerechtigkeit“ für diese Schwerkriminellen, die nicht gerade wegen kleinerer Kavaliersdelikte verurteilt wurden? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden – aber es „erwischt“ bzw. betrifft ja nicht bloß die Gefangenen, sondern im Prinzip jeden, der jenen „vermaledeiten“ Trakt betritt…
Da es sich bei der Hauptfigur um einen gestandenen Polizisten handelt, wird sich der gesamten Angelegenheit in klassischer „Detektiv-Manier“ angenähert: Stetig arbeitet sich Turner innerhalb der sich kontinuierlich deutlicher offenbarenden Grundzüge des Falles vor, erkundet im Zuge dessen die betreffenden Örtlichkeiten, befragt Zeugen, wälzt Akten und greift auf die Unterstützung zweier Damen zurück, die beide einem Flirt nicht unbedingt abgeneigt zu sein scheinen und mit einer von ihnen er irgendwann sogar im heimischen Bettchen landet. Einzelne Plot-Nebenstränge, wie zum Beispiel die auf Gegenseitigkeit beruhende Abneigung zwischen Turner und Miller oder der Alltag der Insassen (inklusive ihrer Gedanken, Ängste und Sorgen), verbleiben dabei oberflächlich und nicht genügend ausgearbeitet – einige dieser Szenen muten zudem fast schon wie „Füllsel-Material“ an, während so manch ein Protagonist (vor allem auf Seiten der Häftlinge) eh im Grunde genommen nur dazu dient, den Bodycount in die Höhe zu treiben. An einem bestimmten Punkt der Geschichte müssen sich Michael und Ashley jedenfalls schließlich (zwangsweise) die Existenz von Dingen á la Geister oder Flüche eingestehen, wonach es dann im Prinzip primär bloß nur noch darum geht, die entscheidenden Hintergründe aufzudecken und die „rastlose(n) Seele(n)“ auf eben diesem Wege zu „besänftigen“. Leider fehlt es der Auflösung an echten Überraschungen: Vieles kann man sich bereits im Vorfeld erdenken, und ferner stellen einen gewisse Details der präsentierten Erklärung nicht umfassend zufrieden, wenn man denn mal etwas genauer darüber nachdenkt – des Weiteren bleiben einige Fragen unbeantwortet sowie einzelne Story-Elemente unvollendet. Eine farbverfremdete Flashback-Sequenz, die dem Publikum im finalen Akt noch einmal das ein halbes Jahrhundert zuvor tatsächlich Geschehene veranschaulicht, darf in diesem Zusammenhang „natürlich“ ebenso nicht fehlen wie der obligatorische Cliffhanger unmittelbar vorm Einsetzen des Abspanns – ja, einen Mangel an Klischees (inhaltlicher wie stilistischer Beschaffenheit) gibt es hier definitiv nicht zu verzeichnen…
Turner ist ein charakterfester Cop, dessen Familie ermordet wurde und welcher sich seither strikt auf seine Arbeit konzentriert, um den Schmerz des Verlusts zu unterdrücken bzw. zu übertünchen – eine Rolle, die ungemein stereotyp daherkommt und überdies von Michael Paré („Seed“/„Moon 44“) zwar durchaus solide, insgesamt aber doch ein wenig farblos verkörpert wird. Aus dem Flirt mit der Gerichtsmedizinerin Karen, gespielt von der unheimlich süßen Kelly Stables (Samara aus „the Ring two“), wird im Verlauf zwar nichts – wohl hingegen aus seiner (zuerst nur beruflichen, dann aber auch privaten) Nähe zu der Psychologin Ashley (an sich okay: Jenny McShane aus „Shark Attack III“), welche ich persönlich allerdings der jüngeren und hübscheren Karen nie im Leben vorgezogen hätte. Als „Knastis“ treten u.a. Hip-Hop-Künstler Jeffrey 'Ja Rule' Atkins („Assault on Precinct 13“) sowie der immer wieder markant aus der Masse hervorstechende Danny Trejo („Machete“) in Erscheinung, welche beide absolut brauchbar agieren, von der Konzeption ihrer Parts her allerdings jeweils beinahe restlos verschenkt wurden. Den amtierenden Warden mimt Andy Stahl („the Real McCoy“) manierlich, die Rapper Paul Wall und 'Cowboy' Troy Coleman hat man als Vollzugsbeamte besetzt – und Tom Sizemore („Black Hawk Down“) nutzt seine paar Minuten Screen-Time mal wieder für seine gewohnte „One Man Show“, die permanent zwischen einer „locker-amüsanten Art“ (an der Oberfläche) und einer „gewalttätig-fiesen Ader“ (darunter) hin und her pendelt. Schade, dass seine Figur derart grob gestrickt wurde – nichtsdestotrotz ist es jedes Mal aufs Neue unterhaltsam, Tom dabei zu beobachten, wie er jemanden darstellt, der stets kurz vorm Durchdrehen ist und diese Grenze dann auch irgendwann überschreitet…
Abgesehen davon, dass die Story von „Furnace“ relativ unoriginell und vorhersehbar ist sowie eine nicht unerhebliche Menge an Klischees und platten Dialogzeilen aufweist, fällt der Streifen (zu allem Überfluss) außerdem noch in die Kategorie all jener Veröffentlichungen, die einen an allen Ecken und Enden unweigerlich an andere (bessere) Werke denken lassen: Gleich in mehreren Belangen wird einem da Renny Harlin´s „Prison“ in den Sinn gerufen, an dem Butler 1988 übrigens ebenfalls (als Make-up-Artist) beteiligt war, wie auch verschiedene weitere in „alten geschichtsträchtigen Gemäuern“ angesiedelte Geschichten (á la „Session 9“ oder „Death Tunnel“) sowie etliche geläufige „J-Horror“-Beiträge (wie z.B. die „the Grudge“- oder „the Ring“-Reihen). In letzterer Franchise kam Samara im Wasser ums Leben und „nutzte“ jenes Element fortan im Rahmen ihrer „gespenstischen Manifestationen“ – vorliegend verbrannten die betreffenden Personen (es sind zwei an der Zahl) im mächtigen Heizofen der Institution und können nun auf Hitze und Flammen „zurückgreifen“, um ihre Taten zu begehen bzw. Rache auszuüben. Inszenatorisch wurde dabei, frei von handwerklichen Experimenten oder nennenswerten Abweichungen vom gängigen Schema, auf die im Genre inzwischen altbekannten Stilmittel zurückgegriffen – wie schnell und „flashy“ zwischengeschnittene „creepy Images“, die immerzu nur wenige Frames umfassen, also jedes Mal bloß kurz aufblitzen sowie mit entsprechend „gruseligen“ Sound-Effekten unterlegt wurden. Unabhängig der Tatsache, dass mir ein (des Öfteren) digital hinzugefügtes Hitzeflimmern nicht allzu sehr zusagte, würde ich die Qualität der Effekte, allen voran die Gestaltung der Geister und ihrer Opfer (bzw. deren Überreste), dennoch durch die Bank weg mit „gut“ bewerten – alles davon abweichende hätte mich (angesichts William´s Beteiligung) aber auch schwer verwundert…
Die größte Stärke der Produktion markiert wohl zweifelsohne die Gegebenheit, dass es der Cast&Crew möglich war, auf dem Gelände der seit 1989 geschlossenen „Tennessee State“-Haftanstalt zu drehen. Diese ebenso beeindruckende wie überaus atmosphärische Location diente schon einigen anderen Filmen (u.a. „Against the Wall“, „the Last Castle“ und „the Green Mile“) als ins Auge springende und in Erinnerung verbleibende Kulisse – in der Hinsicht gibt es annähernd nichts an dem Gebotenen auszusetzen, denn die betagten Gänge, Zellenblöcke und Kellerräume hat man jeweils angepasst ausgeleuchtet und zudem regelmäßig noch um so manch schöne Luftaufnahme des einen unweigerlich an eine Festung erinnernden Bauwerks ergänzt, welche die düster-kühle Stimmung (selbst bei Tageslicht) ein zusätzliches Stück weit anreichern sowie gar nachhaltig unterstreichen. Ähnlich hatte sich Butler bereits „Madhouse“ angenähert – doch bewies er damals irgendwie ein besseres Händchen bei der Umsetzung der Materie, was schade ist und mich persönlich sowohl leicht überrascht als auch enttäuscht hat. Abseits der Kills und übernatürlichen Übergriffe, die zwar durchweg passabel arrangiert wurden, allerdings ohne einen dabei wirklich vom Hocker zu reißen, bietet der Streifen schlichtweg zu wenige „Pull-Faktoren“, die den Zuschauer im Rahmen des Sichtens aktiv (gespannt) bei der Sache halten können – es nützt nämlich nur bedingt etwas, dass das bescheidene Budget ersprießlich ausgeschöpft wurde, die vorwiegend „traditionellen“, sporadisch jedoch um einige CGI-Zusätze ergänzten Effekte durchweg in Ordnung sind, einzelne Set-Pieces einen guten Eindruck hinterlassen oder zum Finale hin der Action- und Tempo-Gehalt noch einmal merklich erhöht wird, wenn das Werk in seiner Gänze weder mit irgendwelchen erkennbaren Innovationen noch einer hinreichenden Suspense-Ausprägung aufzuwarten vermag…
Fazit: Obgleich „Furnace“ an einem wunderbar unheimlichen Ort gedreht wurde und insgesamt auch einen netten „creepy Vibe“ aufweist bzw. vermittelt, entpuppt sich der Film letzten Endes leider aber dennoch nur als ein bestenfalls mäßiger Horror-Thriller, was in erster Linie auf seine recht einfallslose und klischeebehaftete Beschaffenheit zurückzuführen ist – und so bleibt unterm Strich bloß eine weitere Genre-Produktion übrig, die sich einfach nicht genügend von den vielen anderen ähnlich gearteten Veröffentlichungen abzuheben vermag, die Monat für Monat (in nicht gerade unerheblichen Mengen) auf den Markt gebracht werden…
knappe „4 von 10“