Eigentlich haben die Eltern Brad (Sam Rockwell) und Abby (Vera Farmiga) allen Grund zur Freude. Ihr zweites Kind Lilly ist gerade zur Welt gekommen und der große Bruder Joshua ( Jacob Cogan) zeigt alle Anzeichen einer Hochbegabung.
Nicht nur sein Klavierspiel ist überdurchschnittlich, auch in der Schule scheint er vieles leichter zu verstehen als seine Mitschüler.
Doch schon wenige Tage später, scheint die New Yorker Familie vom Glück verlassen. Nächtliche Geräusche und ein ewig schreiendes Baby setzen der nervösen Mutter zu. Verwirrend hinzu kommt das sehr beherrschte Auftreten von Joshua.
Aber was steckt dahinter?
Regisseur George Ratliff hat den mysteriösen Zerfall einer Familie psychologisch sehr feinsinnig und dennoch atmosphärisch dicht und gruselig inszeniert.
Angenehm überraschend ist, dass er dabei strikt auf jedwede rohe Gewaltdarstellung verzichtet – ohne dass man dem Film eine „familienfreundliche“ Darstellung vorwerfen kann.
Tatsächlich ist „Joshua“ inhaltlich eine der besten neuen Ideen zum Thema „böser Sohn“, die sich vollständig von teufelsbesessenen Vorbildern wie "das Omen" oder ähnlich Absurdem abgrenzt. Joshua ist an keiner Stelle okkulter Teufelstanz, sondern bleibt bis zum Ende auf dem Boden der Tatsachen. Und ist dennoch keine Minute lang "nett".
Am gelungensten dürfte man jedoch das Ende werten, denn hier offenbart sich – was man zuvor gar nicht für möglich gehalten hätte – ein Motiv und damit eine sehr schlüssige Erklärung für die gesamten Vorfälle.
Joshua ist nicht zuletzt dadurch eine sehr runde und auch spannende Angelegenheit.
Darstellerisch überzeugt die gesamte Mannschaft, allen voran der Vater Sam Rockwell und seine Frau Vera Farmiga.
Jacob Cogan (Joshua) glänzt eher mit Understatement und bleibt dabei vor allem durch seinen fast vollständigen Verzicht auf Emotionen schwer einzuschätzen.
Auch auf bildlicher Ebene ist Joshua sorgfältig angelegt, beginnt mit leicht blassen Bildern aus kurzen Perspektiven und öffnet sich erst zum Ende hin den Totalen.
Regisseur George Ratliff hat einen überraschend guten Film inszeniert, über den man auch nach Filmende gerne nachdenkt. Vor allem wenn befreundete Familien ihre talentierten Kinder vorführen ...