Es muss ein sehr spontaner Entschluss gewesen sein, diesen Film über die Tücken des männlichen Erwachsenwerdens zu drehen.
Der 19-jährige Dschenja lebt in Moskau und hat Probleme mit der Pünktlichkeit. Im Film gibt's zum Frühstück Torte, die fatalerweise schon zu Tagesbeginn seine unstillbare Wodkasehnsucht aufflammen lässt. Dschenja entpuppt sich als Typ ohne jede Inspiration, der seine Zukunft hauptsächlich als drohende Einberufung in die russische Armee wahrnimmt. Bis dahin arbeitet er unterbeschäftigt als Bote für eine obskure Importfirma, die technische Ausrüstungen für die Filmindustrie besorgt und dabei hauptsächlich von Wechselkursschwankungen profitiert.
Anastasia Malkhazova fängt dabei mit der Digitalkamera viel Wahnsinn von Moskaus Straßen ein und lässt ihren Film mit Hilfe der Cross-Cut-Technik effektvoll überschnappen, was allerdings den vorhergehenden Eindruck einer ungelenken Rohschnittfassung nicht ganz kompensieren kann.
Es fällt auf, dass auf Dschenja sehr viel herumgehackt wird. Sein überheblicher Junior Chef nennt ihn schlicht und ergreifend "Spasti", die Großmutter hält vor laufender Kamera einen langwierigen Vortrag über seine Verwöhntheit und die moralische Verwerflichkeit seiner drogengeschwängerten Egomanie und sein Erzeuger ist der Meinung, dass die russische Jugend von heute sowieso zu viele Freiheiten genösse und deshalb nichts mit sich anzufangen wisse, weil sich das menschliche Streben eben allgemein von der Freiheit fortentwickle. Und Dschenja? Der lamentiert in seinen seltenen klaren Momenten darüber, dass der Staat ihm praktisch keine Entfaltungsmöglichkeiten ließe, dass Drogensüchtige härter bestraft würden als Mörder und dass in Russland jeder Mensch seinen Preis habe, egal wie hoch.
"DSCHENJA" ist deutlich augenfreundlicher als ein Dogmafilm der alten Schule. Nichtsdestotrotz muss man der jungen Filmemacherin und Kunstmalerin Anastasia Malkhazova bescheinigen, dass sie im Bereich Filmmontage und Filmschnitt wohl noch einiges dazulernen kann und auch muss.