Romanverfilmung, Drama, Sittenbild der 50er Jahre und Horror in Einem. Das kann ja ganz schön "Evil" werden, was hier auf Jack Ketchums Buch "The Girl Next Door" basiert.
"Heute weiß ich was Schmerz ist, ich werde nie wieder die Chance verstreichen lassen jemandem zu helfen."
Eingefasst mit einer Rahmenhandlung in der heutigen Zeit entpuppt sich das Geschehen als Rückblende unserer "Identifikationsfigur", die damals, anno 58, die Geschehnisse um Folter und Unterdrückung eines Nachtbarsmädchens hautnah mitbekommen hat.
Sonderlich viel Potential bietet die Geschichte ja eigentlich schon, was aber dann im Endeffekt über den Fernseher flimmert ist "Fremdschämen" pur. Aber fangen wir mal vorne an.
In bester King'scher Kinder-Idylle landan wir nach der kurzen Einführung und bekommen erstmal mit, dass auch damals die Kids gern schon mit Wörtern wie "Schwuchtel", "Wixer" und allerlei anderen Flüchen um sich geworfen und den Gegenüber gern mit "Alter!" angeredet haben, dass verkommene Gesocks macht merkwürdige Spielchen im Wald die auch schon einen Blinden auf die kommenden Ereignisse einstimmen werden, so platt und überdeutlich wird dem Zuschauer hier alles aufs Brot geschmiert.
Krönender Abschluss dieser Peinlichkeit ist dann die "böse Stiefmutter" zu Hause. "Ich war mal so reich, wurde dann verlassen und Männer gehen mit Frauen eh scheiße um (so wie mit mir), so dass ich jetzt alle hübschen Mädchen hasse!" Blablabla, dies in circa 1001 Ausführung bekommt man dann nochmal auf die Stulle geschmiert, die langsam durch Pathos und Klischees überläuft.
Die Nachbarskinder, wie auch unsere Hauptfigur, werden so gut wie überhaupt nicht charakterisiert, ist ja auch eh unnötig, sind diese doch meistens nur "Im-Hintergrund-rumsteher" oder befolgen die drastischen Anweisungen der "Bad Momma".
"Von so einem Mädchen kann man maximal einen Tripper erwarten:"
Die beiden Mädels (eine groß und hübsch, eine klein und stereotyp puppenhaft) kommen nach dem Tod ihrer Eltern nämlich zu unserer bösen Stiefmutter und müssen ab dann halt deren ungefilterte Ablehnung ertragen. Was beim Poppo-Klatsch beginnt hört dann auch erst mit Vergewaltigung und Beschneidung per Bunsenbrenner auf, dazwischen gibt es Leerlauf der obersten Güteklasse. Kleine, gute Ansätze wie das zwiespältige Gespräch mit dem Vater, der empfiehlt das "man sich nur um den eigenen Kram kümmern sollte" und damit nett die 50-er Mentalität aufs Korn nimmt verschwinden genauso schnell wie alle Anflüge von Spannung oder innerer Dramaturgie. Was hier abgefeiert wird füht sich eher wie das x-te "Texas Massacre" an, irre Familienmitglieder und Keller-Flair inklusive.
Natürlich wird allein das, verbunden mit der biederen Kameraarbeit und natürlich dem Skandal um die "realen Ereignisse" ausreichen, um manche Leute vor lauter Entsetzen an die heimische Couch zu fesseln, aber wenn man darüber hinaus schaut gibt es eigentlich kaum etwas nennenswertes zu finden. Wer jetzt auch noch hofft wenigstens ein bisschen "krasse Folter" sehen zu können, der bekommt auch gleich den inszenatorischen Stinefinger gezeigt. Zwar läuft alles off-screen ab, aber dafür ergötzen sich Drehbuch und Regie reihenweise an den Anfängen der Taten und Umschiffen so auch noch gekonnt die beiden Wörter "Andeutungen" und "Exploitation", nur um sich genau in die Mitte zu setzen. Dem Einen wirds zu viel, dem Anderen zu wenig sein, dafür reiht sich dieser Aspekt dann auch wieder wunderbar in den restlichen Film-Kanon ein.
Weder die voyouristische Seite unserer Identifikationsfigur, noch der Zwiespalt in dem er steckt werden akkurat thematisiert, noch kommt "Evil" an irgend einer Stelle über lächerliche Schwarz-Weiß-Malerei was die Motive angeht hinaus. Das unverfroren lächerliche Ende setzt dem Ganzen dann auch noch die Krone auf. Klischeehafter konnte man die Geschichte wohl nicht beenden und dank Moral-Keule schwingendem Endmonolog wird auch der dümmste Zuseher mit der Nase auf die Message gestoßen.
"Evil" ist einer dieser Filme die richtig weh tun. Leider nicht durch die spannende Inszenierung, die guten, an die Story-bindenden Darsteller oder gar durch die gekonnte Visualisierung, sondern schlicht und ergreifend aufgrund der totalen Blödheit des Geschehens. Ein richtiges Ägernis von einem Film und die Definition des Wortes ZEITVERSCHWENDUNG!