„Vorehelicher Sex? – Nein, danke!“ – so die Lebensmaxime von Dawn O’Keefe, einem relativ typischen Teenager-Mädel. Relativ typisch bis auf die Tatsache, dass sie an ihrer Highschool Vorträge über die positiven Aspekte der Enthaltsamkeit hält und einer Organisation namens „The Promise“ angehört, deren Mitglieder sich offen zu einem Leben in sexueller Abstinenz bekennen.
Dawns selbstauferlegtes Keuschheitsgelübde gerät aber stark ins Wanken, als sie Tobey, einen neu zugezogenen Jungen und ebenfalls „Promise“-Mitglied, kennen lernt. Als sich die beiden näher kommen und Dawn sich tatsächlich dazu durchringt, ihre Jungfräulichkeit über Bord zu werfen, enthüllt sich eine grauenvolle Erkenntnis: Dawn ist nicht nur wegen ihren zu stramm gezogenen Moralvorstellungen anders als die meisten Mädchen, sie leidet auch unter einer Art Geschlechtskrankheit bzw. einer körperlichen Anomalie, die noch nicht wirklich ihren Weg in die Medizinbücher gefunden hat und für ihre Sexualpartner eine tödliche Gefahr darstellt...
Handlung in Kurzform:
Mädel mit einem mit Reißzähnen besetzten „Schmuckkästchen“ sorgt für ordentlich viel Verstümmelungen im Urogenitalbereich. Da heißt es ganz schnell „Schnapp schnapp – Pimmel ab!“…
„Every Rose Has its Thorns…“
(Werbezeile)
PUSSIES, PUSSIES, PUSSIES! TRETET NÄHER PUSSY-FREUNDE! …Denn was uns Mitchell Lichtenstein (übrigens Sohn des berühmten Popart-Künstlers Roy Lichtenstein) mit seinem Regiedebüt hier hinpfeffert, kann sich wahrlich sehen lassen: Teils Horrorfilm, teils Komödie, teils Teenie-Romanze, teils Gesellschaftssatire – einen derartigen Genre-Mix hat man wohl zuletzt bei „The Host“ oder „History of Violence“ erlebt, da wusste man auch nie wirklich, in welche Sparte man denn nun abgerutscht ist.
Und dann dieses Topic: „Vagina Dentata“, zu deutsch: „bezahnte Vagina“ – ganz schön abgefahrener Stoff. Aber: Tod durch oder beim Sex – dieses Thema wurde schon des Öfteren in Filmen verbraten, siehe u.a. „Basic Instinct“ oder „Baise Moi“. So richtig als Mordwerkzeug kam die Vagina aber erst in ein paar wenigen Billig-Splattertrash-Erzeugnissen („Penetration Angst“, „Sexual Parasite: Killer Pussy“) zum Einsatz, welche man allesamt als belächelnswert abtun kann.
Und hier gleich der große Unterschied zu TEETH: Der ist nämlich überhaupt kein Trash, sondern Big Budget, mit talentierten Darstellern und in edle Optik gehüllt, womit der Streifen mal so ganz nebenbei eine Brücke zwischen Mainstream und Schmuddelkino aus dem Boden stampft. Klingt jetzt wohl übertrieben, trotzdem dürfte diese bissige Pussy eher ihr Publikum finden als ein Film mit dem Titel „Fick mich und du bist tot“, oder was meint ihr!?
Aber noch mal zu der Mumu mit den Piranha-Beißerchen: Dieser uralte Mythos, welcher für Altspezi Siggi Freud ein Ausdruck für die männliche Angst vor Kastration oder Geschlechtsverkehr war, kann nämlich heute ganz easy als Kritik am verprüdeten Amerika und/oder der parallel laufenden sexuellen Dauerbeschallung ausgelegt werden. Mythos in die Moderne übersetzt – cool!
Dass Lichtenstein Junior mit TEETH gar keinen typischen Horrorfilm fabrizieren wollte, sondern dass es ihm eher um Gesellschaftskritik ging und darum, auf überspitzte Weise die Doppelmoral und die Schizophrenie der heutigen, in den USA vorherrschenden Sexualerziehung darzustellen (einerseits sexy Hip Hop-Clips mit nackten Ischen, andererseits zensierte Biologielehrbücher), schimmert deutlich durch. Ein bisschen metaphorisch erzählter Pubertätshorror kann dem Streifen freilich auch angedichtet werden und auch Kritik an der Männerwelt, welch hier fast ausschließlich aus lüsternen, sexhungrigen Triebtätern zu bestehen scheint, deren Vollstreckung Titelheldin Dawn übernimmt bzw. ihre gefräßige Möse.
Was weiter:
Inszenatorisch hätte man vielleicht einiges anders machen können. Der Spannungsbogen kommt relativ flachbrüstig daher. Dafür entschädigen aber die heftig-deftigen Gore-Einlagen, von denen es zwar nur zwei-drei sehr kleine gibt, bei denen aber mit Sicherheit jedem männlichen Zuschauer die Eier auf Erbsengröße schrumpfen werden (ich sag nur: sprudelnde Penisstümpfe…;-).
Ansonsten meistert der Streifen den Spagat zwischen Bizarro- und Mainstream-Kino perfekt. Allein die Idee mit der menschlichen Venusfliegenfalle ist ja schon so abgefahren und gaga, dass echt alles zu spät ist. Dass so was überhaupt mit dem Budget und in diesem Rahmen produziert werden konnte – Respekt! Doch die Verpackung macht’s und die ist sehr edel, schlicht und dezent, und schlachtet auch die Idee mit der Killer Pussy nicht allzu krass aus, wie es wohl ein ordinärer Splatterfilm getan hätte. So geht dann der Porno als Familienfilm durch – perfekte Tarnung!
„Oh… Oh My God, What Did You Put In Here???“
Fazit:
„American Beauty“ goes „Cannibal Ferox“ – Irrer Mix aus Horrorfilm, Teenie-Komödie, Pubertätsdrama und Gesellschaftsschelte, der die Verklemmtheit ebenso anprangert, wie den übermäßigen Hype und die Allgegenwart des Themas „Sex“ im Alltag. Erinnert fast ein wenig an Cronenberg, also mal kucken, was der werte Herr Lichtenstein in Zukunft noch so alles bringt.
Perversität und Nonsens auf allerhöchstem Niveau – eine Muschi zum Anbeißen!