Kalter Kaffee
„Wir brauchen dich, um ihn zu liquidiern und wir brauchen dich um wieder zu entkommen. Ich habe zwei Ausweise für dich, einen um hinein zu kommen und einen, um wieder zurück zu kommen.[...]" - „Ich weiß, was das bedeutet; wieder derselbe alte Mist."
Wer auf deratig raffinierte und geschliffene, tiefgreifende Dialoge nicht verzichten möchte, sollte sich unbedingt den Film „THE CONTRACTOR - Doppeltes Spiel" zu Gemüte führen. Der Protagonist Wesley Snipes ist bereits seit über 20 Jahren im Filngeschäft tätig, man könnte als annehmen, dass er sein Handwerk besten versteht. Bei mehr als 30 Filmen und in den unterschiedlichsten Rollen ist klar, dass da auch einmal ein wenig inspirierter und wenig gelungener Film dabei ist, wie etwa leider auch eben „THE CONTRACTOR - Doppeltes Spiel" aus dem Jahr 2007. Zuletzt machte er noch am ehesten als „Blade" im gleichnamigen Film und seinen beiden Fortsetzungen von sich sprechen, denn mit seinen letzten filmischen Veröffentlichungen, wie etwa „7 Seconds", „The Detonator", „Hard Luck" oder eben „THE CONTRACTOR" konnte er vermutlich nicht einmal mehr seine hartgesottensten Fans zu Beifallsstürmen begeistern, weshalb es sich bei diesen Filmen auch um Direct-to-DVD - Ausgaben handelt. Dass es Wesley Snipes zuletzt nicht einmal mehr in die Kinos schaffte, liegt aber vielleicht auch an seinem unredlichen Privatleben, was einen Haftbefehl wegen Steuerbetrugs mit sich gebracht hat. Ihm drohen bis zu drei Jahren Haft. Das Urteil wird noch in dieser Woche (24. April 2008) erwartet.
In dem Action-Streifen „THE CONTRACTOR" spielt Snipes den CIA - Killer im Ruhestand James Jackson Dial, der, wie es genretypisch oftmals der Fall ist (z.B. 1985: Arnold Schwarzenegger in „Phantom-Kommando) nocheinmal vom beschaulichen Leben auf dem Land reanimiert wird um noch einen letzten Auftrag auszuführen. Klingt eben alles irgendwie schon einmal dagwesen und auch zuletzt sogar nicht einmal schlecht, denn die Rahmenhandlung ähnelt doch sehr dem modernen Actionklassiker „Shooter" mit Mark Wahlberg. Leider kann „THE CONTRACTOR" bei weitem nicht an diesem Film anknüpfen oder ihn auch nur annähern von der Qualität erreichen. Die Regie bei diesem Film, der hauptsächlich in Bulgarien und in Großbritannien gedreht wurde, führte der bis dato noch kaum als Regiesseur in Erscheinung getretene deutsche Josef Rusnak (1999: Regie und Drehbuch „The Thirteenth Floor"), nach einem Drehbuch von André Farwagi und Robert Foster.
Eine Gruppe von Männern in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen mit eiskalten und versteinerten Mienen nähert sich in zwei schwarzen Geländewagen im Nirgenwo im ländlichen Montana (USA) einem versteckten Anwesen. Auf diesem, wie könnte es auch anders sein, verbringt der kampfesmüde Veteran James Dial in Rangerklamotten mit Cowboyhut als Pferdezüchter bzw. als eine Art Pferdeflüsterer, den Bildern nach zu urteilen, seinen Lebensabend. Untermalt mit einem Synthiesoundtrack, der zwar die publikumswirksamen, visuellen Eindrücke (Wesley Snipes auf dem Rücken eines großen, schwarzen Pferds) durchaus unterstreicht, aber bereits an dieser Stelle des Films stark an Filmmusiken dieses Genres aus den 80ern erinnert (billig wirkende, flächige Synthesizer bzw. Keyboardklänge unterelgt mit einem unheilbringenden Beat), ahnt bereits der schlaue Hengst bei dem Nähern der Geländewagen, dass der drohende Besuch vermutlich keine allzu guten Nachrichten zu überbringen hat. Aufgschreckt durch das forsche Heranbrausen der unerwarteten Gäste wird der überraschte Dial sogleich abgeworfen und bevor er noch auf dem staubigen Boden landet, nimmt das Pferd Reissaus und sucht das Weite, zumindest ein paar Pferdekoppeln (ist ja logisch, was sollte das Tier auch sonst tun, es weiß ja anscheinend bereits, welche Absicht der Besuch verfolgt).
Auf der Veranda von Dials Anwesen unterbreiten die Gäste ihm ihr Anliegen. Während die Bilder auf der Ranch eher „Indian-Summer"-ähnlich in warmen roten und brauen Tönen gehalten sind, werden die Rückblenden an einen Auftrag, den er als Aktiver damals vermasselt hat (er ließ den Terroristen entkommen), eher in dürsteren blaugrauen Farbtönen gezeigt, damit auch jedem klar wird, dass es sich dabei um Rückblenden handelt. Die Besucher offerieren ihm eine Art Wiedergutmachung. Er erhält die Chance, sich selbst von dem Einfluss seines früheren Arbeitgebers Jeremy Collins (Ralph Brown) zu rehabilitieren, indem er den nach einem Jahr endlich gefassten Terroristen Ali Mahmoud Jahar (Nikolai Sotirov) liquidiert, bevor er in London vor derm Untersuchungsrichter aussagen kann und somit wichtige Informationen über die US - Regierung verraten kann. Typisch für die USA, bei dem Terroristen handelt es sich, wie könnte es auch anders sein, um jemanden, der aus dem regionalen Gebiet der „Achse des Bösen" (Pakistan, Irak, Iran; Zitat: George W. Bush), zumindest dem Namen nach, stammt und verantwortlich für 200 Todesfälle ist. Wiederwillig nimmt Dial den Auftrag an, um ihn mit dem jungen Assistenten Terry Winchell (Richard Harrington) auszuführen.Nun folgt die eigentliche Handlung des Films.
Wer glaubt, „THE CONTRACTOR" nimmt jetzt so richtig Fahrt auf, nachdem der Anfang schon so verheissungsvoll war, hat sich leider getäuscht. Verkleidet als Priester versteckt sich Dial - genial wie er eben ist - auf einem Kirchturm in London, um dann eiskalt zuzuschlagen und Jahar wie ein Sniper glatt zu erschießen, wenn dieser vor dem Untersuchungsgebäude erscheint. Beinahe hätte er die Gelegenheit auch wieder vermasselt, denn Jahar trägt eine Jacke über dem Kopf, weshalb ein platzierter Schuss kaum möglich ist. Jahar wird ins Gebäude geführt, die Situation scheint vorbei. Doch was wäre eine (ehemaliger) CIA - Agent, hätte er nicht noch einen Trick (beinahet wie James Bond, wobei man Essensreste nicht mit Kaviar und Champagner vergleichen soll) in der Hinterhand. Er bringt noch ein spezielles Fernrohr an seinem Gewähr an, welches ihm ermöglicht, durch Fenster hindurch zu sehen und ihm der tötliche Schuss doch noch gelingt. Das Blut spritzt, Jahar sinkt zu Boden, höchste Zeit für die Flucht. Diese misslingt jedoch. Winchell wird von Polizisten aufgehalten und lenkt so ihr Aufmeksamkeit auf den flüchtenden Priester.Eine wilde Verfolgunsjagd beginnt, denn was ein Actionfilm sein möchte, benötigt auch dieses trditionsreiche Element. Dial wird angeschossen und Winchell wird bei der Flucht getötet. Dial gelingt es gerade noch zurück ins sichere Haus zu flüchten, wo seine Wunden von dem neugierigen 12-jährigen Nachbarsmädchen Emily Day und ihrer Großmutter versorgt werden. Auch wenn der eigentliche Auftrag, Jahar zu töten, korrekt ausgeführt wurde, wertet Dials Auftraggeber Collins die Aktion doch als gescheitert und misserfolg, da Dial bei der Flucht gesehen wurde. Nun beginnt ein richtiges Katz- und Maus Spiel. Dial wird sowohl von der britischen Polizei, dem Vater-Tocher-Duo Andrew Windsor (Charles ance) und Annette Ballard (Lena Headay), wie auch von Collins Männern verfolgt. Während das britische Ermittlerduo versucht, Dial zu verhaften, versucht Collins den eigenen Mann, Dial, zu opfern um die eigentliche Absicht des Auftrags zu vertuschen. Dial hingegen versucht, seine „Unschuld" zu beweisen, indem er versucht klar zu stellen, dass er nur als Spielball der Auftraggeber fungierte. Möchte man meinen, dass sich der Spannungsbogen gegen Ende des Films immer steigert, so wird mein leider vom nervtötenden Gegenteil überzeugt, welches den Film als nicht sehenswert und kaum erträglich im Erinnerungsvermögen des Betrachters haften lässt. Die Macher wollten im Showdown jeder actionfilmtypische Stilmittel verbraten, egal ob es passt oder nicht. Bombastische, orchestrale Klänge (die immer noch billig wirken), unlogisch wirkende, hektische Schnitte und etliche Flashbacks zerstören nicht nur den ohnehin gediegenen Fluss des Films, sondern auch jegliche Lust beim Betrachter.
Wesley Snipes gibt sich eher wortkarg und auch sonst stehen bei einem Film dieser Güte auch weniger die Dialoge im Vordergrund. Leider genauso wenig auch die Story, oder die schauspielerische Leistung. Dass Wesley Snipes es besser kann, hat er schon bewiesen (auch wenn er vermutlich nie ein großer Charakterdarsteller wird und seine großen Erfolge schon einige Zeit zurück liegen), aber dass es auch so abgedroschen und heruntergespult, mit so wenig Herzblut und Leidenschaft und Esprit geht, wie in diesem Film, hätte ich Wesley Snipes nicht zugetraut. Was zählt, sind die Actionszenen und nicht einmal diese können einen richtig begeistern. Die Story ist so langweilig und unorginell in Szene gesetzt und birgt so wenig Überraschungsmomente wie ein drei Tage alter kalter Kaffee. Auch der lieblose Soundtrack fügt sich glänzend in das ohnehin schon langatmige und kaum Spannung besitztende „Meiserwerk" ein. Selbst für richtige Freunde dieses Genres dürfte es sich bei „THE CONTRACTOR" nur um einen schalen Aufguss handeln, der nur sehr schwer auszuhalten ist, nicht aufgrund der Actionszenen, die sogar an manchen Stellen unterhaltsam sind (auch hart mit viel Blut), sondern aufgrund der Gedult und des Durchhaltevermögens, welches der Streifen dem Betrachter abverlangt und was speziell gegen Ende des Films seinen wahren „Höhepunkt" erreicht. Dieser Film spiegelt den stetigen Abwärtstrend von Wesley Snipes wieder und hat damit seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Man darf hoffen, dass er nächstes Jahr mit „Gallowwalker" den Trend wieder umkehren kann und er auch sein Privatleben wieder ins Lot bringt.
(2 /10 Punkten)