Meine Mami hatte heute Geburtstag. Sie ist sehr anspruchsvoll, was Filme angeht. Deswegen schauen wir sie so gut wie nie gemeinsam an. Das erwähnte „anspruchsvoll“ ist allerdings nicht im positiven Sinne zu deuten, es bedeutet nämlich lediglich, dass es kaum Filme gibt, die sie anschauen kann. Die einzig mögliche Gattung ist das, was man wohl „Liebeskomödie“ nennt, und selbst das kann unpassend sein, wenn man zuviel Haut zu Gesicht bekommt. Die Auswahl war vorhin also gering. Doch anlässlich ihres Ehrentages wollte ich ihr eine Freude machen und setzte mich dazu. Einen Fehler möchte ich das nicht nennen, denn sie hat sich darüber gefreut und somit hat das Hinsetzen seinen Zweck erfüllt. Ich kann aber nicht ohne zu lügen behaupten, dass sich der Film gelohnt hat. Die Wahl fiel auf „Wie verführ’ ich meinen Ehemann“, ein Titel, der schon Böses erahnen lässt. Wie üblich ging ich aber unvoreingenommen in das Filmgeschehen hinein.
Der deutsche Film von Karola Hattop handelt von der Hausfrau Marie (Katharina Schubert). Sie lebt an sich ein akzeptables bis glückliches Leben mit ihrem Ehemann Paul (Jochen Horst) und ihren beiden Kindern Jonas (Frederick Lau) und Jamie (Cornelia Gröschel). Ihr Mann ist Bausachverständiger, was den Haushalt keine Geldsorgen haben lässt. Ihre Kinder gehen brav zur Schule. Doch das Feuer in ihrem Leben ist verschwunden. Ihr Mann gibt ihr nicht mehr das, was sie braucht. Zudem weiß er ihre Fürsorge nicht zu schätzen, genauso wenig wie das ihre Kinder tun. Es muss etwas passieren. Auf einem kleinen nachdenklichen Radtrip durch die Fußgängerzone begegnet sie zufällig ihrem alten Klassenkameraden Robert (Marco Girnth). Dieser ist Fotograf und es stellt sich heraus, dass sich die beiden einst geküsst haben. Für Robert wurde allerdings durch diesen Kuss klar, dass er homosexuell ist. Die Befürchtung, sie könnte ihren Mann mit Robert betrügen, wird also schnell wieder über Bord geworfen. Stattdessen schöpft sie durch den alten Bekannten neue Kraft. Sie hat die Idee, sie könnte sich als eine ausgeben, die sie nicht ist: Die verführerische Französin Isabell. Auf diese Weise könnte ihr Mann wieder Lust an seiner seit-18-Jahren-Ehefrau gewinnen und das Feuer wieder entzünden. Der Plan läuft selbstverständlich nicht so reibungslos, wie man es sich erhoffen würde...
Die Story hat zwei vehemente Probleme. Beides dürfte dem aufmerksamen Leser schnell aufgefallen sein:
1. Sie ist unfassbar langweilig! In genau dieser Form bestimmt schon 1000 mal gesehen und gefilmt worden. So kann man keine Bäume ausreißen.
2. Der erste Punkt ist offenbar auch den Machern diesen zweifelhaften Werkes schnell aufgefallen, weswegen ein Plot hermusste, der eben noch nicht dagewesen ist. Also dachte man sich das mit der Französin aus. Das Problem ist nun klar. Wenn Marie tatsächlich eine andere Frau spielen will, muss sie sich stark verwandeln, damit man sich als Zuschauer vorstellen kann, einen halbwegs realistischen Film zu verfolgen. Leider geschieht das nicht im geringsten. Marie kämmt sich einmal die Haare durch, zieht sich Stöckelschuhe an *schwupps* ist sie Isabell und ihr Mann nimmt ihr die Tour auf den zweiten Blick ab. Das ist einfach purer Blödsinn und kommt keine Sekunde plausibel herüber.
Der letzte Absatz beschreibt schon das Hauptproblem des Films, mit dem er 90 Minuten zu kämpfen hat. Es wirkt krampfhaft und nie überzeugend. Schade.
Glücklicherweise ist nicht alles schlecht an diesem Film. Die musikalische Untermalung ist mir positiv aufgefallen. Französische Liedchen werden angenehm eingestreut und laden zum Zurücklehnen in das Sesselchen ein. Das tut aber auch die Spannungskurve, die man in keiner Sekunde zu fürchten hat. Humor – denn der Film wird als Komödie deklariert – sucht man leider ebenfalls vergebens. Alles an dem Film verursacht also ein Zurücksacken des Zuschauers in seine Couch. Mehr als einmal muss man nicht grinsen, egal in welchem Alter man sich befindet (vor unserem Fernseher saßen einige Altersstufen). Kein Wunder, dass meine Mutter in der Mitte des Films eingeschlafen ist:-). Immerhin machen die Schauspieler ihre Sache ganz gut und besonders Jochen Horst war mir durchaus sympathisch.
Fazit: Ein langweiliger und trotzdem völlig unrealistischer Film, der nun wirklich zu Nichts zu gebrauchen ist. Keine Spannung, keine Romantik, kein Humor, eigentlich zeichnet den Film nichts aus. Es handelt sich um 90 Minuten, die man in den Wind schießen kann, wenn man gerade nichts zu tun hat. Man wird den Film innerhalb kürzester Zeit wieder vergessen. Deswegen habe ich das Review auch so schnell nach dem Film geschrieben. Akzeptabel bis gut sind lediglich die Musik und Schauspieler. Daher reicht es noch zu 3 Punkten. Auf diese „Weltpremiere“ muss Sat 1 wahrlich nicht stolz sein. Euer
Don
P.S.Die Ausstrahlung auf Sat1 hat im März stattgefunden, aus Formatierungsgründen musste ich mein Review neu einstellen