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Hmmmm... Indiana Jones á la Danielle Steel? Rosamunde Pilcher verfilmt Karl May? Oder doch einfach nur eine weitere SAT1 Schmonzette im Mäntelchen eines Historienfilm? Naja, die Bezeichnung spielt ja eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, auf den Inhalt kommt es schließlich an.

"Der geheimnisvolle Schatz von Troja" ist diesbezüglich von einer Seichtheit, dass sich die Frage aufdrängt, wie man es dennoch geschafft hat, unter der dünnen, bunten Lackschicht derart viele Klischees unterzubringen.

Selbst wenn man mal die Geschichtswissenschaft und alle realhistorischen Bezüge zur Seite läßt und sich stattdessen einfach nur von einem feschen Abenteuerfilm unterhalten lassen will, steht schon nach einer Viertelstunde (von insgesamt 180 "epischen" Minuten) fest, dass das nichts werden kann.

Inhaltlich nimmt die für diese Art von Produktionen obligatorische "Romanze" (an der nichts, aber auch gar nichts romatisch ist - es sei denn, man verwechselt Kitsch mit Romantik)  mindestens die Hälfte des Films in Anspruch. Die Charakterzeichnungen sind so flach wie Pfannkuchen, der Handlungsablauf vollkommen spannungsfrei. Eine Pyramide mit einem Backpinsel freizuschaufeln (oder dabei zuzusehen) ist definitiv aufregender. Die Handlung tröpfelt vor sich hin und gelegentlich suggeriert mal eine Hiobsbotschaft, ein böser Zwischenfall (arrangiert durch die mißgünstigen Forscherkollegen) oder sonst ein Schicksalsschlag wohl etwas wie Dramatik... cheap thrills, leider.

(Merke: das Unglück kommt immer in Gestalt eines Berittenen ins Ausgrabungscamp galoppiert. Hört man kein Hufgetrappel, ist die Welt in Ordnung - mal abgesehen von der permanent verkorksten Beziehungskiste des Herrn Schliemann)

Irgendwie drängt sich dann auch noch das Gefühl auf, dass dies eine tolle Parodie auf entsprechende Genrefilme hätte werden können, allein schon weil eigentlich jede der Figuren wie eine Karrikatur rüberkommt und sich auch so verhält. Ist aber leider alles völlig ernst gemeint.

(Merke: um sich im harten Archäologengeschäft - ein Haifischbecken - gegenseitig zu bespitzeln reicht es aus, wenn man sich in ca. 20 Meter Entfernung von der gegnerischen Partei hinter einen Sandhügel hockt, die Ohren spitzt und ab und an mal vorsichtig den Kopf hebt, um rüberzuschielen. Großartig - das erinnert mich an 1000fach nachgespielte Szenen aus "Western von Gestern" in meiner Kindheit!)

Die Optik ist zwar noch relativ ansehnlich - die Ausstattung ist für einen TV-Film ganz OK -, dafür sind die Dialoge von vorne bis hinten ein ziemliches Geseiere. Insgesamt verdient der Film meines Erachtens daher das Prädikat "Kitsch", denn fast alles, was einen guten Film ausmacht, wirkt hier unecht, aufgesetzt und billig. Typische Schonkost fürs Privat-TV mit ein paar Schauwerten (Schliemanns Braut etwa ist für männliche Zuschauer einen Hingucker Wert - aber leider auch nur einen), die den Film aber nicht über drei Stunden retten können.

Fazit: Harmlos bis langweilig. Selbst für eine TV-Produktion unterdurchschnittlich.  3.5 / 10 Punkten.

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