Review

Wer die „Kino Kontrovers“-Reihe kennt (bei mir war „Zoo“ der 6. Film), weiß worauf er sich einlässt: diskussionswürdige Inhalte, die visuell meist sehr explizit aufbereitet sind. Der vorliegende Streifen ist in dieser Hinsicht harmlos – keine entblößten Geschlechtsteile und der sexuelle Akt wird auch nicht gezeigt. Das wäre auch ziemlich derb gewesen, denn hier geht es um Zoophilie, die Liebe bzw. das über Tierliebe hinausgehende Hingezogensein zu einer anderen Spezies. Das Ganze basiert auf einer wahren Geschichte, in der sich ein paar Pferdefreunde auf einer Farm trafen, zusammen Party machten und anschließend Sex mit den Vierbeinern hatten, was auch – da wir im Medienzeitalter leben – digital dokumentiert wurde und irgendwie den Weg ins Internet fand.
Es gab dann ein paar "Witzbolde", welche dieses krasse Material direkt in irgendwelche Diskussionsforen einbanden, sodass man beim Anklicken eines interessant klingenden Threads unfreiwilliger Zeuge davon wurde, wie ein Mann einen riesigen Pferdepimmel hinten rein gerammt bekommt. Ich kann Euch sagen, das war kein schöner Anblick. Von allein hätte ich natürlich nicht nach solchem Material gesucht, denn ich stehe nur auf Menschen, aber da ich den Scheiß nun gesehen hatte, informierte ich mich über besagten Fall dank beigefügter Quelle. Und als ich hörte, dass es einen Film zu diesem Thema gibt, wurde ich neugierig. Schließlich fand ich alle bisher gesehenen KK-Filme zumindest interessant, und mit „Menschenfeind“ war auch ein wirkliches Meisterwerk dabei.

Meisterlich ist „Zoo“ in technischer Hinsicht. Ich habe selten so eine perfekte Symbiose aus Bild und Ton gesehen – fast unberührte Natur trifft auf einen klassischen Score, versprüht dabei eine unglaubliche Melancholie, die gut zu den Schilderungen der Pferdefreunde passt. Teilweise konnte man die damals Beteiligten für den Film gewinnen, sodass man hier wenigstens akustisch Informationen aus erster Hand bekommt, zu einer Sache die 99,9% aller Menschen ziemlich fremd sein dürfte. Ich versteh auch nicht, wie man Tiere erotisch finden kann, aber zumindest wurde mir klar, dass solche Leute ansonsten das sind, was weitläufig als „normal“ bezeichnet wird.  Selbstverständlich ändert das nichts daran dass man ihre Neigungen zum Wohle anderer Lebewesen unterbinden bzw. verhindern sollte, denn Tiere können keine Willenserklärung zu einvernehmlichen Sex abgegeben.
Diesbezüglich wurde aber eine nachdenklich machende Frage gestellt (sinngemäß): „Kann eine solche Tat (Hengst poppt Mensch) überhaupt geschehen wenn der Hengst nicht damit einverstanden ist?“ Immerhin ist er viel größer und stärker, könnte sich also leicht weigern, einen Mann statt eine Stute zu besteigen. Wer jetzt denkt, dass „Zoo“ Verständnis für Zoophile erwecken will, irrt meiner Meinung nach. Es geht – wie immer bei den Vertretern dieser speziellen Filmreihe – um die Infragestellung moralischer Grenzen, die womöglich gar nicht so berechtigt sind, wie es zunächst erscheint. Am Ende von „Menschenfeind“ z.B. hatte ich überhaupt kein Problem mit dem Gedanken, dass der Vater mit seiner erwachsenen Tochter eine inzestuöse Beziehung führt wenn Beide das wollen. Dass viele Leute das anders sehen, ist mir genauso klar wie egal. Und bei „Zoo“ ist es so, dass Sex mit Tieren zum Zeitpunkt der Tat im betreffenden US-Bundesstaat nicht unter Strafe stand. Und es gibt viele Leute – auch selbsternannte Moralapostel – die der Meinung sind, dass etwas erlaubt ist wenn es nicht unter Strafe steht. Wie soll man in so einem Fall entscheiden? Meine Meinung: im Zweifel für die Tiere, aber deshalb finde ich den Film nicht schlecht!

Er behandelt ein brisantes Thema, mit dem man sonst in der Regel nicht konfrontiert wird, und ich betrachte solche Dokumentationen als Erweiterung meines Wissens über skurrile Vorgänge in dieser Welt. Wer das vorliegende Werk kategorisch ablehnt, aber andererseits Gewalt dokumentierende Gangsterfilme mag, muss sich zu Recht fragen lassen, was diese Doppelmoral soll. Gangster richten mindestens genauso viel Schaden an wie die hiesigen Tierliebhaber, gesamtgesellschaftlich betrachtet wahrscheinlich sogar noch viel größeren. Aber es ist immer leicht, Andersdenkende zu verurteilen. Und auch wenn ich absolut nicht nachvollziehen kann, dass jemand ein Tier einem Menschen als Partner vorzieht, sehe ich dieses Problem in einem größeren Zusammenhang. Wenn man in unserer ach so freien und aufgeklärten Gesellschaft alles von der Norm Abweichende verbieten würde, hätten bald auch wieder Schwarze, Juden und Homosexuelle nichts zu lachen.
Damit will ich nicht sagen, dass Zoophilie als Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe mit den genannten früheren Opfern von abscheulichen Gewalttaten vergleichbar ist, sondern nur darauf hinweisen, dass Andersartigkeit nicht grundsätzlich eine Gefahr für unsere Zivilisation darstellt. Wie man die spezielle Neigung der hier präsentierten Charaktere bewertet, bleibt sowieso Jedem selbst überlassen. Ich finde sowas nicht gut, aber den Film trotzdem sehr interessant, vor allem moralisch, optisch und akustisch – deshalb 8 von 10 Punkten.

P.S.: Wer die KK-Reihe bisher nicht mochte, wird auch mit diesem Beitrag trotz visueller Zurückhaltung seine Meinung nicht ändern.

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