Der Film Abbitte von Joe Wright ist wie ein spannendes, romantisches Buch, welches allerdings noch mit einer wundervollen Musik und perfektionierten Bildern veredelt wird. Die Geschichte spielt sich zuerst im Jahr 1935 in England ab und beschreibt das Leben einer anscheinend gut betuchten Familie. Die jüngste Tochter des Hauses schreibt leidenschaftlich gerne Geschichten und Theaterstücke, so auch an diesem Tag. Allerdings sieht sie in einer Szene ihre Schwester mit einem "Dienstangestellten" in der Bibliothek zusammen, wie sie ihre Liebe ausleben. Da sie selbst auch verliebt in den Jungen gewesen ist, schiebt sie aus rachegefühlen eine Vergewaltigung auf ihn, worauf er von der Polizei gefangen genommen wird. Die eigentliche Story des Filmes besteht aus den einzelnen Geschehnissen nach dieser Gefangennahme.
Die Schauspieler in Abbitte sind von aller erster Güte. Vorrangig sind da zu nennen: Saoirse Ronan, welche die junge Tochter aus dem Hause Tallis spielt, James McAvoy, der den jungen "Dienstangestellten" zum besten gibt und sogar Keira Knightley, die sich in der Rolle der älteren Schwester Cecilia entfaltet. Die Stärke des Films besteht zu einem Großteil auf der klasse Darbietung aller Schauspieler und vorallem bei McAvoy kann man die exzentrische Darbietung wirklich tief im inneren fühlen. Seine Darstellung des gebeutelten und sehnsüchtigen Robbie liegt mir immer noch schwer auf dem Herzen und mir ist unerklärlich, warum der Film keine großen Preise abgeräumt hat, zumindest für die makellosen Schauspieler.
Alles in Abbitte wirkt einfach wie ein Komplettpaket. Ob es die Romanze zwischen Robbie und Cecilia oder die Fehde zwischen den beiden und der kleinen Schwester ist, oder auch die Zustände während des Krieges, alles wirkt wirklich real und trifft den Zuschauer voll im tiefsten Inneren. Und genau diese Gefühle werden durch die oben schon genannten wundervollen Lieder noch verstärkt, so dass man sich wirklich in der Welt verirren und auch verlieren kann. Der Film schafft es den Zuschauer nach und nach immer weiter in seinen Bann zu ziehen. Eben genau wie ein gutes Buch, dass einen anfangs immer wieder vor unvollendete Tatsachen stellt, aber dann eins nach dem anderen klärt und es dann wirklich sinn ergibt und dem Zuschauer ein Gefühl übergibt, was sich je nach Situation ändert - Liebe, Hass, Trauer, Mitleid. Ich habe selten einen Film gesehen, der diesen Gefühlswust bei mir angerichtet hat. Vorallem zum Ende hin überkommt einen eine Gefühlswelle, die man kaum für möglich hält. Das einzige was man dem Film anprangern könnte, ist die teilweise zu kurze beschreibung der Verhältnisse der einzelnen Seiten. Vieles wird nur kurz angerissen, ohne es wirklich zu hinterleuchten. Ich hätte lieber einen Film mit 160 Minuten Laufzeit gesehen und dann alles noch etwas genauer beschrieben gehabt, aber das ist meine subjektive Meinung.
Abbitte hat alles, was ein romantisches Drama ausmacht. Wundervoll beschriebene Charaktere, eine Romanze die zum scheitern verurteilt ist, eine perfekte Szenenwahl und einen unbeschreiblichen Soundtrack. Jedem in irgendeiner Hinsicht romantischen Zuschauer sei dieser Film sehr nah ans Herz gelegt.
FAZIT: 9/10