Als Martial Arts Fan hat man es in letzter Zeit nicht leicht. Aus Hong Kong sowie Thailand kommen nur vereinzelt gute Filme, die Amerikanischen leiden meist darunter das entweder die Darsteller nicht gut kämpfen können und dadurch die Choreographie meist nicht viel her macht oder gleich durch ätzende Wackelkamera oder schnellen schnitten unübersichtlich wirkt. Und zu guter letzt enttäuschte auch noch Isaac Florentine mit seinem Versuch Van Damme einen würdigen Martial Arts-Abschluss zu verpassen. Warum das nicht geklappt hat, weiß man inzwischen auch. Was bleibt einen da noch übrig? Nicht viel mehr als eine Budget Stufe tiefer zu gehen. Im Zeitalter der HD Kameras haben vor allem die Amateure ihre Chance Filme zu machen, welche sie selbst gucken würden. Meist entstehen Kurzfilme, denn Actionfilme sind wesentlich schwerer auf 90 Minuten zu produzieren wie vergleichsweise Horrorfilme(deren Flut man wöchentlich in den Videotheken bestaunen kann). Doch es gibt wenige Ausnahmen, wie Ross Boyask aus England, die sich auch mit Zero-Budget an Kampfsportfilme wagen die Spielfilmlänge haben. Natürlich will auch Amerika nicht zurück stecken und mit „Contour“ gibt die Gruppe „The Stunt People“ um Eric Jacobus, nach etlichen Kurzfilmen, ihr Featuredebüt.
Auf ein paar Sachen muss man sich gleich zu Beginn einlassen. Der Film kommt in Videooptik daher und ist vor allem als Komödie angelegt. Das bedeutet dass man nicht nur eine ziemlich dämliche Story geboten bekommt, sondern auch teils nervige Comedyelemente. Aber man muss auch sagen dass einige Witze wirklich sehr gutes Timing bieten und echt gelungen sind. Bei ein paar Gags musste ich herzhaft lachen, andere wirken dann aber eher peinlich. Auch die Geschichte um einen kleinen Gauner und einen Prinzen, ist ziemlich konfus, mit Figuren überladen, hektisch und nicht ernst zu nehmen(das weiß der Film aber selbst).
Deshalb überspringe ich den Part und komme auf die Action zu sprechen. Denn diese rockt ungemein. Schon lange hat kein Film mit dieser Art von Hong Kong Action der 80er/90er aufgetrumpft wie dieser. Die Vorbilder der Macher sind deutlich: Endfights wie Jackie Chan in „Action Hunter“ oder „Powerman“ oder kämpfe wie in „Red Force“ oder „Red Wolf“. Diese bekommt man hier auch spektakulär serviert. In einen Amerikanischen Film hat man seit Jahren so was nicht mehr gesehen(„Broken Path“ und die älteren Florentine Filme sind die Ausnahmen). Und auch wenn der Rest des Streifens starke Geschmackssache ist, die Martial Arts Szenen fetzen. Man bekommt über die 100 Minuten 5 längere Fights geboten, wobei der Showdown ca. 25 Minuten alleine einnimmt. Auch die anderen Szenen trumpfen mit mindesten 5-10 Minuten auf, während es zwischendurch einige kleiner Scharmützel gibt. So bekommt man genug geboten, um die abstruse Gesichte Drumherum zu schlucken.
Dabei gehen die Fights mit extrem hohem Tempo ab. Alle Beteiligten sind Experten und gleichzeitig Stuntman. So gibt es bei den Kämpfen immer wieder krachende Stürze auf Kanten, harte Böden oder gegen Regale etc. Im Making Of sieht man wie oft sie sich verletzten und mit wenig Tricks sie gearbeitet haben. Aber es hat sich gelohnt. Die Fights sind lang und bestechen durch tolle, einfallsreiche Choreographie, die nicht nur darauf aus ist einem die Fresse einzuschlagen, sondern beiden Parteien die Möglichkeit gibt zu blocken und zu kontern. Schläge und Tritte werden geblockt, es wird gekontert, es wird wieder geblockt und gekontert usw. Klar sind dadurch die Kämpfe nicht besonders realistisch, denn wer fightet schon 10 Minuten mit so prasselnden Schlägen. Aber gerade das hat doch Filme „Tiger Cage 2“ mit Donnie Yen ausgemacht. Hier wird diese Artistik mit Martial Arts verbunden, wie man es aus Filmen wie „Drive“ kennt. Dabei ist so wichtig wie die Kamera positioniert ist. Und auch hier gibt es nichts zu beklagen. Bei den spektakulären Moves gibt es immer totale Einstellungen(teilweise mit Zeitlupen unterlegt) und auch sonst ist die Kamera nie zu nah dran. Man sieht dass diese Leute kämpfen können und Hauptdarsteller und Regisseur Eric Jacobus weiß was man als Fan sehen will. Zwischendurch gibt es auch öfter Szenen die ganz ohne Schnitt auskommen und vor allem hier kann man den Machern nur Komplimente aussprechen. Mit diesem Budget und etlichen Stunden für die Kampfszenen hatten sie wahrlich schwere Arbeit zu erledigen. Doch es macht einfach Spaß den Akteuren zu zusehen, wie sie sich gegenseitig vermöbeln. Zwar gibt es dazu keine Gewalt, aber die hätte den Comicartigen Charakter des Filmes nur geschadet. Von der ganzen Truppe sticht aber vor allem Macher Eric Jacobus heraus. Neben sein können als Kampfsportler und Stuntman, überzeugt er als sympathischer Loser in der Hauptrolle. Man darf gespannt sein ob der visuell sehr interessant aussehende „Dogs Of Chinatown“ ihm als kleines Sprungbrett dient.
Fazit:
Überdrehte Low -Budget Actionkomödie, die einem zwischen den Fights manchmal hart auf die Probe stellt. Auch wenn es etliche lustige Augenblicke gibt, ist die Story doch etwas zu anstrengend auf Comedy getrimmt. Aber dafür entschädigen die vielen, toll gestalteten Kämpfe und vor allem der fast eine halbe Stunde dauernde Showdown mit verschiednen Endfights. Für Hong Kong Martial Arts Fans ist der Titel ein Tipp, denn solche Action hat man leider schon lange nicht mehr genießen können und für das kaum vorhandene Budget kann man die Stunts und die Kameraarbeit nur loben.