Von der Jugend überannt... - oder die Nacht der gähnenden Toten
Nach dem schon schwächelnden Land Of The Dead erwartete man bereits eher Wenig vom fünften Aufguss der original Living Dead-Reihe.
Kann man den ersten drei Teilen (ja, wäre es doch nur bei der Trilogie geblieben...) ganz objektiv je den Klassikerstatus zuerkennen, so bot Land Of The Dead schon nur noch bedingt Neues und verblasste gar hinter dem ein Jahr zuvor entstandenen Remake des zweiten Teils Dawn Of The Dead des damals noch unbekannten Zak Snyder.
Vier Jahre und einige (ok, eigentlich zahlreiche - aber wer hat schon die Zeit?) Zombiestreifen später kommt nun der Altmeister erneut mit einem offiziellen Sequel um die Ecke.
Wieder gibt es einen neuen Grundansatz im Universum der lebenden Toten zu vermelden: den Wackelkamera-Pseudo-Doku-Stil; doch konnte man diesen auch mehr oder minder zeitgleich in (teilweise besseren) Werken wie Cloverfield, [rec] oder dessen Remake Quarantine bewundern. Hinzu kommt, dass alle diese ebengenannten Filme verglichen mit Romeros Neuling eine bessere Dramaturgie, bessere Akteure und ein besser genutztes Budget aufweisen.
Denn der Hauptkritikpunkt an Diary O. T. D. ist m. E. in erster Linie dessen billiges Auftreten! Und das in jeder Hinsicht!
Die Idee der Medienkritik und das Nicken in Richtung Blogger-Kultur und Freiheit der Berichterstattung ist diesmal so dick aufgetragen, dass es nämlich eins nicht schafft: die schlechte, episodenhafte Story zu kaschieren. Wo in dieser Hinsicht in Land O. T. D. noch Stars und Budget die Fehler und Längen verbargen, gibt es nun schlechte Newcomer in überzeichneten Klischeerollen zu bewundern, die wirklich einem Altmeister nicht würdig sind.
Es scheint fast so, als würde Romero sich und das von ihm initiierte Subgenre, teilweise selbst parodieren zu wollen; so unglaublich jämmerlich wirkt hier manche Idee.
Der taubstumme Amish-Trottel, der sich selbst seine Sense in den Schädel kloppt, der arrogante Schnösel im Mumienkostüm, welcher selbst zum lebenden Toten wird - all das wirkt unglaublich bemüht um nicht zu sagen lächerlich.
Die bösen Militärs hatte man eigentlich schon im Erstling; wenn nicht gar omnipräsent in Day O. T. D., wo in Sachen Bosheit und Unmenschlichkeit dieses Thema eigentlich bereits abgehakt sein sollte.
Gleiches gilt für Romeros allgegenwärtige Kritik an den Massenmedien - alles schon gesehen!
O. K., die Goreeffekte sind nett...
Aber netter Gore allein machte noch nie einen Guten Horrorfilm aus.
Wo bleibt Romeros bissiger Blick auf den Menschen und seine Fehler? Wo der Zweifel an Authorität und Ordnung, an Gier und Forschung, etc. etc?
Wüsste man es nicht besser, man würde diesen Film für die Low-Budget-Produktion eines mässig begabten Filmstudenten halten. Eben eines solchen Typens, wie er in Romeros Film die Hauptrolle spielt und dort die Regie bei einem dummen, abgeschmackten 08/15-Mumienfilm führt...
Ist das jetzt vielleicht doch unglaublich subtile Selbstreflektion?
4,5/10