Faszinierend: anno 79 / 80 schien es zu reichen, dass italienische Exploitationregisseure nur einen Finger auf die New Yorker Stadtkarte legten, um den knackigen Big Apple an der berührten Stelle der Fäulnis und Verderbtheit auszusetzen: Sind es nicht Fulcis Importzombies von Matool wüten dort gerne mörderische Stammesangehörige südamerikanischer Naturvölker, wahlweise als Blasrohrkiller in den Straßen oder als verkappte Klinikkannibalen im Pflegerstab eines Krankenhauses und wem das alles zu irdisch ist, der kann sich sicher sein, dass selbst ein Edelhorrorsnob wie Dario Argento nicht zu fein war, seine Mater Tenebrarum in durch die Stadt spuken zu lassen.
Um etwas Abwechslung in die Bedrohungslage des großen Apfels zu bringen schickte sich im Jahr von "Lebendig gefressen", "Zombies unter Kannibalen", "Inferno" und "Woodoo - Schreckensinsel der Zombies" ein Herr namens Luigi Cozzi an, diesen mehr oder minder menschlichen und / oder okkulten Gefahren etwas belebende Konkurrenz in Form einer außerirdischen Kreatur namens "Astaron" mitsamt seiner "Brut des Schreckens" entgegenzusetzen. Und dabei ganz nebenbei nach seinem "Krieg der Sterne" - Ripoff "Star Crash" das endlich zu künstlerischer Seriösität gereiftem Science Fiction - Kino ein weiteres Mal zurück in die genresteinzeit zu prügeln. Zu tun haben wir es bei Astaron nämlich mit einem mehrerer Alien - Derivate dieser Zeit, dass im Gegensatz zum Original fast komplett auf der Erde spielt.
Dafür kommt die Bedrohung der Menschheit gleich kartonweise mit einem herrenlosen Transportschiff. Die Behörden, welche den Vorfall und damit den Frachter untersuchen haben schon früh im Film große Personalausfälle zu vermelden, da sowohl unter Deck als auch bei einer anschließenden Hafenrazzia die Fetzen fliegen. Die ausgehöhlten Avocados mit LED - Blinkbeleuchtung aus den Kartons entpuppen sich nämlich bereits in den ersten Minuten als waschechte Alieneier, die bei Kontakt mit potenzieller Beute erst aufplatzend ihr Innenleben auf arglose Passanten verteilen, die wiederrum ihre inneren Organe mit einem Knall aus der Bauchdecke entlassen. Brut? Fehlanzeige. Aber das Aufplatzen von Menschen ist ja schon fies und bedrohlich genug.
Grund genug, für Col. Holmes und den New Yorker Cop Aris, der Spur aus Blut und grüner Pampe zu folgen, die sich über den toten Astronauten Hamilton und dessen psychisch abgewrackten Co - Piloten bis nach Südamerika ziehen: besagter Co - Pilot, Frührenter und Vollzeitalkoholiker Hubbard will ähnliche Killeravocados... pardon, Eier, bei einer gemeinsamen Marsexpidition der Beiden gesehen haben, was ihm keine Sau glaubte und ihm Job und Credibilität einbüßen ließ. Nach einiger Überzeugungsarbeit wittert der alte Ranzmeier die Chance auf Vergeltung, weshalb er die beiden Ermittler nach Kolumbien begleitet. Lebt Hamilton noch? Werden die Drei es schaffen, die Verschwörung zu zerschlagen? Und vor allem: Bekommt der seines Verstandes beraubte Hubbard endlich die erlösende Katharsis?
Und wie! Astaron ist ein grünglibbriger Spaß für Leute, die den Horrorbegriff nicht allzu ernst nehmen und sich auf ein trashiges kleines Knallbonbon einlassen können. Im Wesentlichen ist "Astaron" die Langfilmversion der Chestburster - Szene aus "Alien" mit einer seichten Ermittlungsgeschichte im Hintergrund, die ein Dan Shocker uns so auch in "Larry Brent" präsentieren könnte. Zwischenzeitlich etwas langsamer getaktet bietet der Film dennoch auch außerhalb der Platzszenen einiges an Schauwerten, besonders die Marssequenz ist ein optisches Highlight im klassischen Sinne und großartig inszeniert. Astaron selbst bekommt ein cooles Retrodesign jenseits giger'scher Moderne spendiert und dass Ian McCulloch und Siegfried Rauch sich gegenseitig nach allen Regeln der Italohorrorkunst gegen die Wand spielen muss hoffentlich nicht erklärt werden. Ebenso muss hoffentlich nicht auf den Score von Goblin eingegangen werden, die hier die ganz große Graborgel hervorholen.
Der Ripoff ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber auch nicht komplett gerechtfertigt. Italofans sollten diesen Film ohnehin zumindest einmal gesehen haben, aber auch Alienfans mit einem Faible für das cineastisch Ungewöhnliche können ein Zyklopenauge auf diesen Film riskieren.