"Ich muss dir noch zwei Dinge sagen: Erstens, ich fahr morgen mit dem Bus zurück. Zweitens, das lässt sich noch ändern."
Die Außenseiterin Lily (Loren Horsley) arbeitet in dem Fast-Food-Restaurant Meaty Boy. Ihre Kollegen ignorieren sie, da sie ihnen seltsam erscheint. Dies stört sie aber nicht weiter, denn heimlich ist sie in den unsensiblen Egomanen Jarrod (Jemaine Clement) verknallt, der täglich zum essen einkehrt. Allerdings meidet auch er den Kontakt zu ihr.
Als Jarrod eine Kollegin von Lily zu einer Party einladen will, zu der sich alle als ein Tier verkleiden, gelangt Lily an die Einladung und fügt sich unaufgefordert auf die Teilnehmerliste ein. Obwohl es anfangs nicht so aussieht, erlangt Lily während der Party Jarrod's Aufmerksamkeit, als sie sich bei einem Videospiel gegen ihre Gegenspieler durchsetzen kann. Die beiden verbringen die Nacht miteinander. Aus einem harmonischen Verhältnis wird aber nichts, denn der unter einem Minderwertigkeitskomplex leidende Jarrod will sich unbedingt an einem einstigen Mitschüler rächen.
Durch Skurrilität, verschrobenen Typen sowie dem Mut zur Hässlichkeit bietet "Eagle vs Shark“ dem Hollywood-Kitsch in der Sparte romantischer Komödien die Stirn. Dies klingt nach Abwechslung in den viel zu häufig rezitierten, leichtfüßigen Schnulzen aus Hollywood, die im Endeffekt aber immer gleich aufgebaut sind. "Eagle vs Shark“ kommt allerdings nicht aus der amerikanischen Unterhaltungsschmiede, sondern von der kleinen Insel Neuseeland, die vor allem durch ihre naturbelassenen Landschaften bekannt ist.
Erfrischend anders ist das Setting um ein exzentrisches Paar und deren kurz angerissenen Lebensabschnitt. Lily, der weiblich Part, strotzt nur so von Optimismus und wirkt absolut unbekümmert. Selbst während sie von ihren Kollegen gemobbt wird, lässt sie sich ihre Trauer nicht anmerken sondern widmet sich einzig ihren Zielen. Dieses ist unter anderem Jarrod der kaum eine Situation aus lässt, sich bis auf die Knochen zu blamieren.
Die Figuren wirken wie Kinder, die nur äußerlich erwachsen geworden sind. Die Zimmer in denen sie leben, sind oft noch wie Kinderzimmer eingerichtet, als ob es bei ihnen die Pubertät nie gegeben hätte. Dennoch stehen sie mitten in der Lebenswelt von Erwachsenen. Jarrod hat zudem noch eine Rechnung mit einem einstigen Mitschüler offen, den er durch einen Zweikampf lösen will. Auch hier zeigen sich Verweise auf kindliche Lösungsmechaniken. Desgleichen bei der Aufmachung der Party, die ihren Höhepunkt nicht durch ein kräftemessen via Alkohol, sondern durch eine an das Videospiel Mortal Kombat erinnernde Persiflage findet.
Fast alle Charaktere des Films sind liebenswerte Außenseiter und typische Verlierertypen, schlicht gezeichnet aber glaubwürdig präsentiert. Die zwangsläufige Entwicklung der Figuren wird beiläufig formuliert. Lily gewinnt an Selbstvertrauen, Jarrod lernt Demut. Nur eben nicht nach gemeingültigem Muster, dafür fehlt es den sympathischen Losern an Identifizierungspotentialen.
Das Gefühl des Fremdschämens hat der Zuschauer bei diesen Figuren des Öfteren mal. Der Humor wird durch situative Spitzen erzeugt, bevorzugt über Gesten und Gesichter. Hier macht sich schon das erste große Problem bemerkbar: "Eagle vs Shark“ bietet keinerlei Abwechslungsreichtum oder neue Ideen in Sachen Situationskomik. Während die ersten schrägen Momente noch zünden macht sich durch ständige Wiederholung schnell Langeweile breit.
Im späteren Verlauf erreicht der Film gar keine Spitzen mehr, weder vom Witz noch von der Handlung, die genau genommen von Anfang bis Ende ohne Höhen erzählt wird und mit den üblichen Ereignissen einer romantischen Komödie bestückt wurde. Da helfen auch die melancholischen Zwischentöne nicht weiter, denn diese sind viel zu Kleinlaut um überhaupt bemerkt zu werden oder werden vom durchgängigen Optimismus geradewegs weg gespült.
So wundert es auch nicht, dass "Eagle vs Shark“ keinerlei Überaschungen oder Wendungen vorzuweisen hat. Durch die geradlinige und auf Dauer seichte Handlung wird der Zuschauer mittels blumenhafter Welt der Figuren in den Schlaf gewogen. Am Ende bleibt vielleicht die heitere musikalische Untermalung hängen, die durch diverse Interpreten aus Down Under geprägt ist.
Zumindest die Schauspieler halten den Optimismus des Films. Insbesondere Loren Horsley ("The Strip") mimt das Mauerblümchen absolut glaubwürdig und herzerwärmend. Allein der Vorspann zeigt, dass sie ihre Figur flexibel und situationsbedingt anpassen kann, was zumindest in dieser Richtung einen gewissen Anschauungswert mit sich führt. Da hinkt der Neuling Jemaine Clement etwas hinterher, fügt sich aber visuell passend an Horsley's Seite.
"Eagle vs Shark“ ist eine romantische Komödie die nicht dem Mainstream unterliegt, sondern eigene Schritte gehen möchte. Das Setting passt und die Figuren wirken unverbraucht, genauso wie deren Schauspieler. Leider retten diese Punkte nicht die oberflächliche Handlung, die absolut nichts Neues bietet. Ebensowenig den sich stark wiederholenden Witz, der nach kurzer Dauer ermüdend wirkt. Schade, denn hier wäre mehr drin gewesen als eine seichte Schnulze.
3 / 10