Tae-Soo, ein Profikiller findet nach Jahren des Suchens seinen
Zwillingsbruder Tae-jin wieder. Doch bevor sich die Beiden in die Arme
fallen können, wird vor den Augen Tae-Soo's sein Bruder regelrecht
hingerichtet. Um den Mord aufzuklären und sich an den Auftraggebern
rächen zu können, nimmt er die Identität seines Bruders an, der bei der
Polizei gearbeitet hat. Er findet heraus, dass der Mann hinter dem Mord
derselbe ist, der damals für die Trennung der Brüder verantwortlich war
und begibt sich auf einen blutigen Rachefeldzug.
Der Japaner Yoichi Sai, dessen Filme "Blood & Bones" und "Im Reich
der Sinne" wohl zu seinen bekanntesten Werken zählen, legt hier mit
"Soo" ein heroic Bloodshed Szenario vor, welches in dieser oder
ähnlicher Form in letzter Zeit in Korea häufiger verfilmt wurde. Die
Ähnlichkeit mit "A Bittersweet Life" ist ziemlich verblüffend und
leider muss man feststellen, dass "Soo" im direkten Vergleich ganz klar
den Kürzeren zieht. Zu unstrukturiert, hingerotzt, unausgegoren und ein
wenig blass wirkt "Soo". Das Drehbuch holpert ein paar mal recht heftig
und der Zuschauer wird mit seinem fragendem Blick allein gelassen.
Dabei fängt der Film vielversprechend an. Die rasant gefilmte, knackige
Anfangssequenz macht Lust auf mehr, auch wenn sich der Sinn der
erzwungenen Vertragsunterzeichnung (noch) nicht erschliesst. Leider
wartet man dann den Rest des Films vergeblich auf eine Erklärung und
auch über die Tatsache, wie der andere Cop die Querverbindung von
seinem "Kollegen" Tae-jin zu Soo zieht, bleibt der Zuschauer im
Unklaren. Diese Ungereimtheiten und die Abnutzungserscheinungen, die
die wenig innovative Story hat, lassen die ruhigeren Passagen etwas
langweilig erscheinen. Das nächste Problem ist die emotionale Distanz
der Figur Soo. Trotz der Bemühungen uns einen charismatischen Helden zu
präsentieren, wirkt Soo in einigen Szenen stur, ja teilweise sogar
unsympathisch. An den darstellerischen Leistungen der Akteure liegt es
nicht, denn die sind wie der Schnitt und die Musik hochklassig. Auch
die Kampf-Choreografien sind ziemlich gut, weil sie nicht einstudiert
wirken. Die Actionszenen können sich sowieso sehen lassen. Sie sind
abwechslungsreich inszeniert und gewohnt koreanisch hart und roh. In
den Gewaltspitzen ist "Soo" recht drastisch ausgefallen. So wird im
langen Showdown schön langsam ein Katana durch die Schulter des Helden
gezogen oder mit ekligen Geräuschen ein Beinpaar krankenhausreif
überfahren. Da wundert es auch nicht, dass Soo übermenschliche
Nehmerqualitäten zeigt. Wo normal Sterbliche aufgrund der vielen Hieb-,
Stich-, Schuss,- und Schlagwunden längst das Zeitliche segnen würden,
rappelt sich Tae-soo nach ein paar Minuten wieder auf, schüttelt sich
und prügelt munter weiter.
So bleibt unterm Strich am Ende ein lautes Zungeschnalzen für die
gebotene blutige Action, mehrmaliges ratloses Schulterzucken für die
Löcher im Drehbuch und ein leiser Seufzer aufgrund des fehlenden
frischen Windes, den das Genre ruhig mal vertragen könnte.