Review

Also eins ist mal klar: “Critters 2" wird durch den dritten Teil der Reihe um die außerirdischen Freßkugeln wieder ein wenig ins rechte Licht gerückt. Was man sich mit diesem Rundumschlag der Einfallslosigkeit gedacht hat, werden wir wohl nie erfahren - auch nicht in diesem Review. Sorry, aber ich weiß es einfach nicht.
Man ist ja wenigstens selbstkritisch. Leonardo DiCaprio, mit dessen Beteiligung am Film heutzutage für diesen geworben wird, würde am liebsten das ganze Teil verbieten lassen und einen Schandfleck in seiner Karriere für immer aus den Annalen der Filmhistorie verschwinden lassen. Und das Witzige daran ist: Er war damals noch ein Knirps. Wozu soll sich ein Schauspieler für die Beteiligung an einem Film schämen, an dem er als Knirps teilgenommen hat? Nun gut, die Reaktion ist sicherlich etwas übertrieben; es ist halt “nur” ein total saublöder und überflüssiger Film, nichts weiter. Aber irgendwo kann man ihn ja verstehen. Da wird man zu Scorseses Musterschüler und in so was hat man sein Filmdebüt gefeiert. Tja, dumm gelaufen, das. Anspruchsvolle Groupies (und Kritiker?) wenden sich da ja schon ab.

DiCaprio ist aber nicht etwa Haupt- sondern nur Nebendarsteller in einem Kuddelmuddel aus erbärmlich ausgearbeiteten Figuren, die ihrerseits allesamt blass bleiben, so dass Leo in seinem Leinwanddebüt (vorher hat er sich in diversen TV-Serien herumgetrieben) noch ganz gut wegkommt. Alle miteinander dürfen sie froh sein für jeden Happen Screentime, den ihnen Regisseuse Kristine Peterson (in zweiter Instanz auch beteiligt an Artverwandten wie “Tremors”, “Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit” oder “Nightmare 5") zuwirft. Profilieren kann sich aber keiner, dazu bleibt die Zeit zu knapp und die Anzahl der Mitstreiter zu groß.

Betrachtet man sich mal den strukturellen Aufbau und die Grundidee von “Critters 3", so offenbart der unmittelbare Vorgänger plötzlich ungeahnte Qualitäten. Wurde sich nämlich dort gerade zu Anfang bemüht, eine eigenständige Atmosphäre aufzubauen, einen individuellen Ansatz einzubringen und die Critters nicht nur als McGuffin zu verwenden, so geschieht genau dies hier: Die Critters bringen nichts als sich selbst als Schauwert mit, und wenn sie nicht wären, dann wäre “Critters 3" ein Selbstbaukasten für jedermann, der mal schnell Filmchen drehen will. Quasi ein Sandkorn am Strand des gigantischen Direct-to-Video-Outputs, von dem sich der dritte Teil der Gruselcomedy kaum unterscheidet.

Irgendwie will ich aber doch versuchen, an den Gedankengängen der Produzenten teilzuhaben. Was bewegt ein Studio dazu, sich noch einen dritten Teil einer Serie aus der Nase zu ziehen, die eigentlich schon mit Teil 2 beerdigt war? Und es ist ja nicht nur das; Teil 4 war ja auch noch fest gekoppelt, das heißt zwei zum Preis von einem. Nehmen wir also mal das Sichtfeld der Macher ein, setzen zugleich die beim ersten Teil vergebene Note von 6/10 als Ausgangsindikator und schauen uns mal an, wie die Note mit jeder neuen Idee der Produzenten sinkt.

6/10

Versuche es nur oft genug, dann wird es auch mal was. Franchise schafft Merchandise. Bekanntes stößt auf Gegenliebe. Das ist doch schon Grund genug, eine Serie am Leben zu halten, oder nicht? Wir sind uns bewusst, dass der zweite Teil unter Schwächen litt, aber es gab noch genug Publikum, das der Reihe treu blieb. Deswegen lohnt es sich, die Reihe aufrechtzuerhalten. Die Fehler des zweiten Teils müssen trotzdem korrigiert werden. Da wir auch für die deutsche Version zuständig sind, entfernen wir besser mal wieder das nervige Kindergartengequake der Critters, das zwar, geht man mit der richtigen Einstellung an die Sache, inhaltlich mitunter zu Lachanfällen führen konnte, sich aber insgesamt doch als enorm störend herausstellte.

6/10

Huii, so weit also alles richtig gemacht. Genervt haben auch die ganzen Zugeständnisse an die speziellen Charakteristika des ersten Teils, das heißt die Bounty Hunter, Kleinstadtatmosphäre und so weiter, was dann einfach schön aufgebauscht wurde. Die Hunter bekamen mehr Screentime, die Landeier wurden in ihrer Darstellung überspitzt, alte Charaktere vergeudet. Das war nicht so dolle. Bewegen wir uns also weg davon. Machen wir einen Bruch und gehen in die Stadt. Nehmen wir andere Hauptdarsteller. Lassen wir die Bounty Hunter nur noch bedingt auftauchen. Ein ganz neues Konzept: Die Critters gehen in die Stadt! Also wenn das mal kein Brüller ist... schließlich haben sich die Gremlins vor einem Jahr auch in den Großstadtdschungel verirrt. Der Erfolg ist unser!

5/10

Was? Wo? Wie? Was soll das? Das sollte doch eigentlich zur Zufriedenheit aller sein? So haben wir uns das jedenfalls ausgeklügelt. Die Stadt bietet ja schließlich ganz andere Möglichkeiten. Zum Beispiel könnten die Critters-Eier sich unter dem Auto einer Familie einnisten, die gerade in die Stadt zieht. Und das Haus, in das die einziehen, da könnten die Critters dann ja schlüpfen. Und dann beschränken wir uns auf das Haus und machen daraus eine Falle. Damit hat keiner gerechnet, hihihi. Aber wenn das Publikum halt doch noch zusätzlich ein paar Andenken an die ersten beiden Filme haben will, dann kopieren wir halt zu Anfang ‘nen Flashback aus Szenen von “Critters” und “Critters 2" ein, und zu diesem Zwecke reaktivieren wir dann nochmal Critters-Veteran Don Keith Opper.

4/10

Hey, Moment! Dreckspublikum. Verdammtes unzufriedenes Pack! Was man auch macht, nie seid ihr zufrieden. Wie wäre das, ihr nimmersatten Zuschauer: Wir holen uns ‘nen neuen Drehbuchautoren und packen den Film mit Wummen, Moppen, Blut, Onelinern und Explosionen voll. Hä? Wie wäre das?

7/10

Könnte euch so passen!

4/10

Also gut, werden wir mal wieder etwas realistisch. Die Critters müssen natürlich die gleichen bleiben. Ich hab letzte Woche diese Futurama-Folge geguckt, die, wo für die Außerirdischen von Omicron Persei 8 “Single Female Lawyer” nachgestellt wurde. Da war dieser Film- und Fernsehexperte, Fry hieß der. Der hat gesagt, der Zuschauer will gar nix Neues sehen. Denn Neues macht ihm Angst.
Bleiben wir also beim Altbewährten. Lassen wir die Critters durch die Gegend rollen, Giftpfeile schießen und Beine abknabbern. Zwischendurch können sie mal in der Küche mit Essen herumsauen und zu grünem Matsch zerplatzen. Das kennt das Publikum von den “Gremlins”, und deswegen ist das gut, weil das ist ja nix Neues, was vielleicht abschrecken könnte.

3/10

Also jetzt hab ich aber die Schnauze voll! Wisst ihr was? Mir ist jetzt alles egal. Grast mal die Fernsehlandschaft nach ein paar bezahlbaren Schauspielern ab, richtige Kinodarsteller hat das Pack von Publikum eh nicht verdient. Außerdem: wieso viel Geld für einen bekannten Schauspieler ausgeben, wo man doch für wenig Geld viele unbekannte Schauspieler bekommt? Also nicht, dass wir überhaupt die Chance gehabt hätten, Arnie als Bounty Hunter zu verpflichten... Jedenfalls packt die mal alle zusammen, möglichst unterschiedliche Gesichter. Nen sympathischen Bartträger, ne halberwachsene Göre, einen vorlauten Bengel, einen grünen Knirps, ne fette Frau, nen Ripley-Verschnitt, ein altes Ehepaar, nen miesen Drecksack noch als potentielles Opfer dazu, ach was, packen wir gleich noch einen dazu. Und lassen den ganzen Hühnerhaufen unkoordiniert umherlaufen. Mit brontalen Ideen für das Spiel mit der Umgebung halten wir uns mal zurück - lasst lieber mal die Critters rollen, beißen und Pfeile schießen, das ist genug Action. Showdown oder so was wie ne Dramaturgie brauchen wir nicht, wir sind ja schließlich nicht zur Unterhaltung da. So, Deckel druff und ab in die Produktion.

2/10

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