Review

Gesamtbesprechung

Freunde, steigt mit mir in die Zeitmaschine. Es ist so einfach! Wir beschleunigen auf Warp zehn, fliegen zweimal rundum und anschließend in die Sonne und VOILA! Wir befinden uns im Jahre 1990! Hier ist die Welt noch in Ordnung. Griechenland ist noch nicht weltgrößter Kohle-Exporteur, die Kühe in den U.S.A. fliegen noch nicht mit Windstärke 9 im Kreis und Sachsen ist noch noch kein Feuchtbiotop für Unterwassernazis. Sprich: Der Umwelt geht's noch ansatzweise gut. Doch die Göttin Mutter Erde sieht eine unheilvolle Zukunft nahen, denn böse Schurken machen Athmosphäre und Co. in ihrer Geldgier ruchlos den Garaus. Es sollte, ja es muß etwas getan werden! Klare Sache was da zu tun ist: Die Göttin stampft die Übeltäter also mittels ihrer überirdischen Kräfte in den Boden und... oh, Verzeihung. Ich vergaß... Nein, dass tut sie natürlich nicht! Stattdessen hat sie eine vieeel bessere Idee. Sie rekrutiert kurzerhand fünf Teenies aus verschiedenen Regionen des Erdballs und verpaßt ihnen den illustren Status von Weltenrettern nebst stylischem Erkennungsring. Doch die Kaugummiautomat-verdächtigen Utensile sind noch zu weit mehr gut als zum schnöden Verhökern beim Pfandleiher: Wenn die Jungens und Mädels nämlich ein Zaubersprüchlein aufsagen, taucht auf ihr Kommando hin der personifizierte Saubermann überhaupt auf. Captain Planet! Dieser entpuppt sich summa summarum als eine blauhäutige, allmächtige Abkupferung von Superman, nur das der "Cap" im Gegensatz zum blau-rot gewandeten Kollegen mit seinem Auftauchen einhergehend unabläßig politisch korrekte Sprüche drischt, was ihn auf Dauer äußerst nervig werden läßt und gleichzeitig erklärt, warum die Planeteer-Kiddies in nicht schon gleich zu Beginn auftauchender Probleme, sondern stets immer erst "auf den letzten Drücker" zur Hilfe rufen. Doch natürlich hat auch dieser Umweltheroe eine Archillesferse: Wird er mit Müll oder Ähnlichem unmittelbar körperlich konfrontiert, geht dem übermoralischen Kämpen rasch die Luft aus. Vielleicht der Grund, warum er im neuen Jahrtausend keinerlei Auftritte mehr feiern konnte. In China müßte man ihn dieser Tage lediglich mit Flußwasser bespritzen und schon... Aber laßen wir das. Gemeinsam mit Mutter Erde startet das besagte Sixtett jedenfalls somit den Kampf gegen die miesen Umwelt-Frefler und um das Umweltbewußtsein der neuen Generation...

Genützt hat's freilich genau genommen niente, nada, gar nix. Auch meine Generation saut auf der Jagd nach schnöden Mammon nach Kräften mit den natürlichen Ressourcen herum und fast jeder von uns könnte wohl problemfrei als Villain bei Captain Planet fungieren. Wenn ich manchen Tages realisiere, wie schnell sich schon allein die Mülltüten meines bescheidenen Ein-Personen-Haushaltes füllen, melde ich mich für den Posten sogar schon mal freiwillig vor. Und wer kann's uns verdenken? Wenn man mit Captain Planet, dem erklärten Papst der Überkorrektheit, aufgewachsen ist, wird man schon aus purem Trotz und Widerstand zum Umweltsünder. - Aber Scherz beiseite: Die ökologische Botschaft natürlich in allen Ehren. Wenngleich sie natürlich, wie so viele gut gemeinte Messages in Kinderserien, in der realen Welt nie so ganz funktionieren und sich als utopische Worthülsen entpuppen. Mit seiner Schwarzmalerei hat der Cap im Nachhinein erwartungsgemäß natürlich irgendwo Recht gehabt. Die Umweltkathastrophen fegen immer häufiger über den gegängelten Planeten und allzulange wird die Menschheit wohl nicht mehr haben. Aber kann man das wirklich ändern? Wohl kaum. Ist doch selbst das Ursprungsland des Captains darselbst doch bis heute einer der größten Raubbaustaaten überhaupt. Ach, und überhaupt: Gott segne das gemäßigte deutsche Klima und nach mir die Sintflut! He, he...

Als Serie an sich betrachtet ist Captain Planet brauchbare Dutzendware im Stile der Neunziger. Rezept: Man nehme einen oder mehrere Helden (in diesem Falle den Cap) , würze das Ganze mit ein paar Identifikationsfiguren für die halbwüchsige Zuschauerschaft (die Planeteers) und garniere das Ganze mit einer gut abgewogenen Handvoll Superschurken. Taddah! Fertig ist die Serie! Abgesehen von der Pro-Umwelt-Message ist Captain Planet komplett austauschbar und nur eine Reihe unter etlichen, die damals um die Gunst der Kids buhlten. In dieser Beziehung bleib dem Cap erwartungsgemäß übrigends eher ein Schattendasein beschieden. Denn zwar pushte man den Umwelthelden nach Kräften, inklusive Toy-Figurenreihe und allem drum und dran, selbst uns als Kindern war der Gute aber schon irgendwie einfach zu sauber, zu gutmeinend. Wer also mit einer Captain Planet-Figur erwischt wurde, der wurde verprügelt. Zumindest nehme ich das an, da ich seinerzeit nie jemanden mit so 'nem Ding angetroffen habe, was wiederum auch sehr aussagekräftig in Bezug auf den Erfolg des Captains ist.



F A Z I T :
Captain Planet ist die Zelluloid gewordene Alibi-Handlung der Erwachsenen der Neunzigerjahre-Generation: "Wir werden uns nicht mehr ändern, aber die Kids werden's dereinst dann schon wieder richten..." lautet die unterschwellige Botschaft, die uns die Elterngeneration da mitzugeben suchte und sich, so beruhigt, die Hände in wonniger Unschuld wusch. Tja, Pech, wehrte Oldies! Wir sind nämlich auch egoistische Säue geworden, genau wir Ihr! Denn wir sind Menschen! Egoismus liegt in unserer Natur. Sonst wäre die Rasse gar nicht erst so weit gekommen. Da nutzten auch die lehrreichen Abenteuer um den blaßblauen Superaktivisten nichts. Spaß gemacht haben sie aber zeitweilig doch irgendwo. Denn in den frühen Neunzigern wurde der Cap rauf und runter über die Kanäle georgelt und so schaute man sich eben auch mehr als einmal auch mal die ein oder andere Folge Captain Planet an. Tja, es war kurz nach'm Krieg. Wir hatten ja nix Anderes und all sowas. Und auch heute sind die Abenteuer um den Helden der Athmosphäre noch allemal einen nostalgisch wehmütigen Blick wert. Zumindest ein, zwei Episoden lang, dann is' auch wieder genug. Denn so wirklich aus der Masse heraus hebt die Serie Nichts.

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