Review

Gesamtbesprechung

"Es sieht so aus, als ob wir in den letzten hundert Jahren mehr als nur unsere Bräuche und Legenden verloren haben."

Seit sie 8 verlorene Leben zu verantworten hat, bietet die Speerkämpferin Balsa ihre Dienste als Leibwächterin an, um ihre Schuld abzutragen. Bereits bei 7 Personen war sie erfolgreich dienlich ohne ein weitere Leben nehmen zu müssen, als sie von der zweiten Kaiserin den Auftrag bekommt ihren Sohn Prinz Chagum vor dem Kaiser selbst zu schützen. Dieser trachtet nach dem Leben seines Sohnes, da Chagum der Träger eines Wasserdämons ist und für eine vorhergesehene Dürre verantwortlich sein soll. Während ihrer Flucht werden Balsa und Prinz Chagum von Attentätern verfolgt. Dank des Kräutersammlers Tanda und dessen Lehrmeisterin, der Schamanin Torogai, können sie sie aber abschütteln und in einer Wassermühle ein abgeschiedenes, ländliches Leben beginnen.

"Guardian of the Spirit" ist eine vom Studio Production I.G. ("Jin-Roh", "Ghost in the Shell"-Reihe, "Blood - The Last Vampire") produzierte Serie, die traditionelle sowie spirituelle Elemente in einer fantastisch-historischen Umgebung vermischt. Wie man es von Production I.G. sind die Bilder überwiegend beeindruckend. Durch seine komplexe Handlung wird die Serie ab der fünften Episode jedoch ganz schön langwierig.

Die Speerkämpferin Balsa ist eine ungewöhnlich Heldenfigur, hat sie doch zunächst nur wenige Eckpunkte, die sie sympathisch macht. "Guardian of the Spirit" nimmt sich aber die Zeit seine Charaktere nachvollziehbar zu präsentieren. Nicht nur die handlungsführenden sondern auch manch eine Nebenfigur, was die Geschichte schon ein wenig überlädt. Angenehm ist dabei die Tatsache, dass trotz den verschiedenen Fraktionen keine wirkliche Gut- / Böse-Zeichnung existiert.

In den ersten 4 Folgen zeigt sich die Serie gänzlich in dem Schema, in welchem man sie erwartet. Furios sind die nur wenigen Kämpfe inszeniert und durch die Verfolgung der Helden ist das Tempo zunächst hoch. Dann aber wandelt sich "Guardian of the Spirit" und verlässt die Wege eines Krieger-Epos um einem langatmigen Gesellschafts-, Beziehungs- und Charakterdrama Platz zu machen. Erst im episodenübergreifenden Finale erreicht die Serie wieder das Tempo, das es zu Beginn hatte.
Der Grund für den Einbruch des Tempos in der überwiegenden Anzahl der Folgen ist eine beständige Wiederholung der sehr umfangreichen Handlung. Häufig tritt "Guardian of the Spirit" dadurch auf der Stelle und bewegt sich nicht oder nur mäßig vorwärts. Die komplexe Geschichte mit ihren vielfältigen Figuren ist zwar angenehm und fordernd, gerade da selbst Randthemen wie ein betrügerisches Glücksspiel ihren Platz finden, im gesamten Kontext passiert jedoch zu wenig oder die Serie verliert gar die eigentliche Handlung aus den Augen.

Audiovisuell kann sich die Serie wie erwartet sehen lassen. Erstaunlich detailreich sind die Zeichnungen, harmonisch die Animation der Figuren. Besonders die Landschaften und Massenszenen vermitteln eine lebhafte Atmosphäre. Obwohl "Guardian of the Spirit" den Schwerpunkt auf klassische Handzeichnungen setzt, finden sich auch hin und wieder, überwiegend gut integrierte, digital unterstützte Bilder. Nur hin und wieder wird das hohe Niveau der Zeichnungen durch eine schwankende Qualität getrübt.
Zu den Bildern gesellt sich ein melancholisch-orchestraler Soundtrack, der sich den jeweiligen Ereignissen dynamisch anpasst.

Der Beginn von "Guardian of the Spirit" spiegelt nicht wieder, wohin sich die die Serie letztendlich bewegt. Aus dem vermeintlichen Krieger-Epos wird nach dem Einstieg ein sehr träges Drama, dass nur sporadisch von furiosen, überwiegend unblutigen Kämpfen unterbrochen wird. Die Erzählweise erweist sich durch ihre figurennähe als ungeschickt. Denn trotz der nachvollziehbaren Figuren und der komplexen Geschichte will sich die Handlung häufig nicht voran zu bewegen. Erst am Ende findet die detailreich gezeichnete Serie wieder zu ihren anfänglichen Stärken zurück und kann kurzzeitig, trotz entstehender Logiklücken, begeistern.

6 / 10

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