Review

<!--StartFragment -->Anders als es sich vom martialischen Titel her andeutet und auch konträr zu den damaligen Gewohnheiten und dem mit entscheidenden Motiv dergleicher Arbeiten stellt sich A Tooth for a Tooth nicht als eine weitere Form des Gegenangriffs heraus und die Rache selber auch gar nicht in den Mittelpunkt, sondern erst spät und dort eher an den Rand des Geschehens. Auch die Alternativvariante Japanese Connection vermag die Intentionen zu verschleiern; griffig genug, um sofort Assoziation zu sowohl den ebenfalls üblichen, mit den Ressentiments gegenüber den Männern aus dem Land der Sonne agierenden nationalistischen Kung Fu Filmen als auch Bruce Lees Paradebeispiel Chinese Connection zu schüren, aber trotzdem fernab der Spur. Vielmehr steht ein hit and run als die Daseinsberechtigung hervor, die man zu bearbeiten sich vorgenommen hat, die progressive Abweichung des hide and seek, mit der in Ansätzen gleichfalls hantiert, dessen Verschanzen aber in zahllosen Kämpfen aufgelöst wird.

Der Held der Ereignisse wird dabei stilecht noch direkt im Vorspann vorgestellt, erfährt über die Gänze der Ereignisse zwar kaum eine Konkretisierung in Bezug auf etwaige Herkunft, das bisherige Leben oder abgesehen von seiner Schwester als dienliches Pfand für die Gauner auch nichts über seine weiteren Bindungen. Zählen tut allein die Rechtschaffenheit, und besonders die artistischen, physischen und konditionellen Fähigkeiten, welche bereits ab den ersten Sekunden zur tragenden Geltung kommen; erst in der Trockenübung vor felsigem Hintergrund, in der Können, Leistung und Ausdauer des bronzen verschwitzten Recken bereits angekündigt wird, dann schnell im direkten Zwei- oder gleich dem Massenkampf. Eingeleitet wird der eher schlichte, auch ein wenig unästhetische Stoff über den Überfluss an schätzbaren Talenten mit einer spielfreudigen Leichtigkeit des Ausdrucks. Einem Rififi auf komischer Schaubühne:

Chao [ Versuch eines verwegenen Oberlippenbartes, Babyface, stetig offenes Hemd: Nick Cheung Lik ] wird von seinen ehemaligen Freund und Geschäftspartner Hung Tien [ Eddy Ko Hung ] mit mehr oder weniger unlauteren Mitteln und etwas Überredungskunst zum Einbruch in die Villa des Unternehmers Chin Chiao-fu [ Tong Tin-hei ] angeleitet. Ein schwieriges Unterfangen mitten in dunkler Nacht, in einem fremden Haus, bevölkert von Chins Bodyguard und gleichzeitig Chaos Cousin Chin Yu [ James Nam ] und dessen raufender Belegschaft [ u.a. Wilson Tong und Lee Chiu ]. Der Coup gelingt, allerdings entwendet Chao aus dem Safe im Kleiderschrank nicht nur Gold und Juwelen, auf die der Bestohlene notgedrungen verzichten könnte, sondern zusätzlich auch einen Geheimvertrag über Opiumhandel mit den Japanern, an dem nicht nur die Polizei [ in Form von Yeung Wai & Ng Ming-choi ], sondern auch die geprellte Partei äußerst interessiert ist. Derart gefragt, bleiben Chao und seiner Schwester Su-su [ Queenie Kong in ihrem Debüt ] nur zwei Wege hinaus aus der Misere.

In dem Fall sind dies tatsächlich geographische Möglichkeiten, einmal über Berg, einmal über Tal, wobei Chin weitaus genug Beschäftigte auf der Lohnliste hat, um beide Ausgänge abzuschließen, die Wahrscheinlichkeit des Entkommens und die Schlagkraft des so dringend Gesuchten dennoch mit präzise gezielten Hinterhalten eindämmen möchte. Trotz vielerlei Attacken auf das fliehende Paar, die dann auch mit der von der Situation her erfordernden Bestimmtheit ausgeführt werden, herrscht in Joseph Kongs Frühwerk eine dies eher entwaffnende Burleskerei vor,allgemein und wie alltäglich gehalten, mit mancherlei Schilderungen von Szenen, die außer einem schmalspurigen, nicht automatisch primitiven Humor keinen weiteren zweckmäßigen Eindruck erwecken. Eine abenteuerlich lächerliche Missdeutung, in der eigentlich ernsthafte Begebenheiten in historischkomischer Phantasie [oder eher dem Mangel dessen] und stattdessen mit der Fähigkeit zum Darüberhinwegsehen und Scherzen gezeichnet werden. Das englische Dubbing mit seiner gewohnt unsauberen Aussprache, dem Hineinnuscheln der kantigen Dialoge voll Haupt- und Standardsätzen passt ausnahmsweise höchstgenau auf diese Szenerie und erweist mit dem "Goddammit, just my luck" running gag gerade zu Beginn auch seine persönliche Akkreditierung.

Als Goof in der Handlung dient dabei besonders Chins buckelnder Assistent Mister Sun [ Suen Lam ], die Karikatur eines auf harmlose Art wölfischen Wesens in entsprechend unvorteilhafter Aufmachung. Ein lüsterner Hanswurst, ein übertreibender Hofnarr, gering vom Körperbau, mit weithin sichtbarer Zahnlücke und dem Hang zu Schandtaten begleitet von quittierendem Gelächter. Aufgeheitert werden die Belange noch durch ein Schäferstündchen, der entsprechend leicht bekleideten Dame und Kongs ebenso lässiger, dennoch nicht in das Unsorgfältige abrutschender Regie; der spätere Bruceploitation-Spezialist und -Extremist verlegt sich hier auf entweder den unbestimmt angenehmen Zustand von seichtem Schwank in schiefer Lenkung oder auf die leidenschaftliche Seite des Martial Arts, Marke Feld-Wald-und-Wiesen-Action. Die ländliche Gegend abgesehen von drei Häusern und eines eng verwinkelten, aber weitgehend ungenutzten und eh von der Natur zurückeroberten Dorfes als Austragungsort der Aufholjagd und direkt anschließender Duelle, angenehm behände, ausschweifend und trotzdem zwingend genug, um auch die paar wenigen sichtlichen Luftschläge der Kontrahenten als Patzer beim Take # 1 vergessen machen zu lassen.

Da die Ansätze einer richtigen Erzählung sich eh schon nach den ersten 30min auflösen und der Rest quasi bereits und auch nur Showdown mit abwechselnden Kombattanten darstellt, ist die durchaus etwas in Richtung Überdruss schießende Kampfchoreographie im Minutentakt zwar nur reine Demonstration aller Beteiligten. Wird dies Eins und Alles an Martial Arts allerdings erstaunlicherweise durchgängig faszinierend und angenehm nüchtern zugleich präsentiert und gen Ende auch gewinnbringend mit herrischen Aktionen und flinken Sprints durch die Pampa auf Tempo angeheizt.

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