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ER – STÄRKER ALS FEUER UND EISEN (VINDICATOR: LA GUERRA DEL FERRO – IRONMASTER, Italien, Frankreich 1983, Regie: Umberto Lenzi)

Wegen kaltblütigem Mord aus niederen, machthungrigen Beweggründen, wird Vood (George Eastman) von seinem Stamm verstoßen. Auf seiner Wanderschaft passiert er einen aktiven Vulkan und findet schwertähnlich geformtes Metall in der heißen Asche. Diese unzerbrechliche Waffe nutzt er um erst die Macht im eigenen Stamm und schließlich die Macht über alle Stämme des Tales an sich zu reißen und letztere zu Sklaven in seinen Steinbrüchen zu machen. Die Fähigkeit Metall zu schmelzen und zu formen erweist sich dabei als nützlich, da die übrigen - meist wesentlich primitiveren - Menschenarten im Tal dieser neuen Waffe (noch) nichts entgegensetzen können. Lediglich der verstoßene Ela (Sam Pasco) kann Vood nun noch Paroli bieten, sitzt aber ausgestoßen im pazifistischen Vegetarierstamm seiner treuen Gefährtin Isa (Elvire Audray) fest…

ER oder auch BARBAREN – STÄRKER ALS FEUER UND EISEN schwimmt selbstredend auf der Welle der (italienischen) Barbaren-Klopper jener Zeit. Bereits das Plakat zum Film verspricht muskelbepackte Männer in martialischer Aufmachung mit tödlichen und maßlos überdimensionierten Waffen, an deren Seite sich barbusige Schönheiten räkeln. All das ist eingebettet in eine vorzeitliche Umgebung voller prähistorischer Kreaturen, sodass die gesamte gezeichnete Welt sich als einzige Gefahr erweist, in der sich der Held gegen die feindliche Übermacht zu behaupten hat. Als Kuriosum erweist sich dieses tolle Poster erst während der Betrachtung des Films, da es vollständig irreführend angelegt ist und mit dem Inhalt (bis auf wenige Attribute) rein gar nichts zu tun hat. Denn der IRONMASTER (so ein alternativer Titel) ist viel eher Höhlenmenschen- als Barbarenfilm, der besonders in Frankreich in exploitativer Charakteristik mit Anspielungen auf ein anderes, großes Vorbild tituliert wurde: Der französische Titel LA GUERRE DU FER weckt nicht zufällig Assoziationen zum zwei Jahre älteren AM ANFANG WAR DAS FEUER (LA GUERRE DU FEU, Frankreich, Kanada, USA 1981, Regie: Jean-Jacques Annaud). Und so erzählt Regisseur Umberto Lenzi hier sehr frei die Geschichte der Entdeckung und Nutzbarmachung von Schmelzverfahren und Waffenschmiedekunst, was unweigerlich an die Geschichte des Krieges geknüpft ist. Gut, dass ein pazifistischer Menschenstamm hier auch ausreichend Möglichkeiten für moralisch völlig überzogene Floskeln und kernige Gutmenschenideologien bietet.

Insgesamt ist ER – STÄRKER ALS FEUER UND EISEN ein durchaus sehenswerter Film, dessen Handlung zwar hanebüchen aber halbwegs nachvollziehbar daher kommt. Der gestalterische Aufwand ist nicht ohne (das hübsche Matte-Painting für das Dorf am See wird nicht umsonst recht häufig vorgeführt, da steckt viel Arbeit drin!), der Bodycount ist beachtlich und das Maskendesign der unterschiedlichen Völker weiß zu amüsieren (besonders die Affenmenschen und die Zombie-ähnlichen, von einer Seuche befallenen Höhlenmenschen seien hierfür beispielhaft in den Fokus gerückt). Ebenfalls als angenehm erweisen sich die sehr knapp geschnittenen Pelzbikinis (whoahhh, ich stehe ja total auf Pelzbikinis!), was speziell bei Pamela Prati (in der Rolle der intriganten Lith, die Vood permanent zu mehr Machthunger anstachelt) im schnellen Lauf und bei hüpfender Bewegung regelmäßig dafür sorgt, dass ihr die hübschen Möpse aus dem Fell springen. Sehr sehenswert und immer für eine Überraschung gut!

Lenzis Abstecher ins Höhlenmenschen- und Barbarengenre ist demnach sowohl handwerklich als auch inhaltlich sehr sehenswert und sei jedem Freund dieses Genres wärmstens ans Herz gelegt! Zwar sucht der Barbarenfan die Radkappe vor der Brust, martialische Rüstungen und Waffen sowie die häufig obligatorische schwarzmagische Komponente vergebens, doch hat man sich mit der Fokussierung auf die Urform des Menschen in einer fantasiereichen Interpretation ihrer Lebensweisen und Umwelt gewöhnt, weiß der Film vollkommen zu überzeugen und zu unterhalten! 7/10

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