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„Unser größter Erfolg: Wir haben unsere Stimme wiedergewonnen“. Das sagt am Ende ein Aktivist, nachdem eine Stadt erfolgreich, unter hohen Kosten und blutigen Opfern, ihr Grundlebensmittel Wasser vor den Privatisierern gerettet hat.
Auch der Film gibt den Unterlegenen eine Stimme. Denn er rechnet mit Privatisierungen in aller Welt ab. Ich könnte auch sagen, er „Ist ein Film über das Konzept der Privatisierung“. Das muß automatisch zu einer Abrechnung werden, einer Streitschrift, einem Appell gegen Privatisierungen öffentlicher Güter und Dienstleistungen.
Als der Film 2006 in die Kinos kam, war das vielleicht noch nicht so bekannt wie heute, im September 2009, wo z.B. die Bankenkrise gezeigt hat, wie ungeeignet privatwirtschaftlich organisierte Märkte darin sind, gesunde Wirtschaftskreisläufe zu organisieren. 2006 war noch nicht so bekannt, daß Privatisierungen zu Preissteigerungen führen, zu weniger Service, zur künstlichen Verknappung lebenswichtiger Güter, bzw. zum Entzug grundlegender Bedürfnisse wie Gesundheit, Strom, Mobilität, Wasser. Von diesen vier Beispielen erzählt der Film. Und das sehr überzeugend!
Dass der sog. Freie Markt alles zum Besten regelt, hat nichts mit Tatsachen zu tun, sondern ist ein politisch gewollter Mythos. Den Erfindern dieses Mythos geht es nur darum, schnelles Geld zu machen. Dazu wird den Menschen ein Märchen aufgetischt, demzufolge „Freier Markt“ (der sich nur mit massiven staatlichen Subventionen, z.B. Polizeigewalt halten kann) allen anderen Formen des Wirtschaftens überlegen ist. Gebetsmühlenhaft wird bei jedem Problem wiederholt, nur Privatisierung könne Abhilfe schaffen. Diese unbewiesene Behauptung dient zugleich als Begründung, nach dem Motto Privatisierung sei gut, weil Privatisierung gut sei - usw. -
Innerhalb eines Glaubenssystems, das sagt: „Freie, private Märkte = Gut“ läßt sich selbstverständlich nicht dagegen argumentieren. Weitere Rechtfertigungen erübrigen sich: Die Mächtigen haben immer Recht und können sich notfalls mit Gewalt und selbstverfaßten Gesetzen durchsetzen.
Der Nobelpreisträger Stiglitz sagt dagegen im Film, daß dieser Mythos allen Erkenntnissen moderner Wirtschaftswissenschaften widerspricht. Und das sagen auch viele andere Menschen im Film, die konkrete Beweise vorlegen können, seit der jeweilige Sektor privatisiert wurde: Die arme Mutter, die sich keine Medizin für ihr Kind mehr leisten kann und auf Almosen angewiesen ist; der verzweifelte Arzt, der seinen Beruf nicht mehr ausüben kann; die resignierten britischen Bahner, deren Strecken verfallen, die dafür aber mit monatlich wechselnden Uniformen drangsaliert werden; und der afrikanische Elektriker, der illegal Stromzugänge wiederherstellt (quasi „rekommunalisiert“) und nach den Dreharbeiten „aus ungeklärten Ursachen“ zu Tode kommt.
Und auch die Bilder sprechen eine andere Sprache: Prekäre Arbeitsverhältnisse und Entlassungen sind noch die harmloseren Folgen. Schlimmer ist, wenn vollbesetzte Züge entgleisen (England), Kinder sterben, während die Ärzte ins reiche Ausland abwandern (Philippinen), Arme ohne Strom im Dunkeln sitzen (Südafrika), die Privatisierungsgewinner auf die Verlierer schießen lassen, sogar vor laufenden Kameras (Bolivien).
Offensichtlich, das sehe ich an mir, ist der Film sehr effektiv darin, vor Privatisierungen zu warnen. Und das tut not, denn obwohl Liberalisierung und privates Profitstreben eine Krise nach der anderen auslösen, werden die neoliberalen Netzwerke nicht müde, gegen jeden Mißstand mehr Privatisierung zu propagieren. Egal, ob sie es als „Public Private Partnership“, „Cross Border Leasing“, „Deregulierung“, „Bürokratieabbau“, „Verschlankung“, „Wettbewerb“, „Freier Markt“, „freies Spiel der Marktkräfte“ „Freisetzung“ oder „Auslagerung“ verschleiern, handelt es sich doch stets um das Gleiche: „Den Grossen Ausverkauf“, der Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert.

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