Acht Jahre nach dem umstrittenen Erstling führte Michael Winner die Geschichte mit „Der Mann ohne Gnade“ in die nächste Runde, wobei er schon deutlich mehr in Richtung Actionkino ging als der Vorgänger.
Architekt Paul Kersey (Charles Bronson) lebt ca. fünf Jahre nach seinem Rachefeldzug durch New York in L.A. Er hat ein eigenes Haus, seine Freundin Geri Nichols (Jill Ireland) ist glücklich mit ihm und seine Tochter Carol (Robin Sherwood) macht Fortschritte in der Therapie. Ein paar Räuber klauen Paul die Brieftasche, der zwar einen von ihnen niederknüppelt, aber der Geprügelte hat sie nicht. Damit soll man dann merken, dass Paul auf das Niveau eines wehrhaften Normalbürgers zurückgegangen ist, auch wenn jeder nur darauf wartet, dass der wieder loslegt.
Doch die Räuber wollen sich rächen, finden Pauls Adresse anhand seiner Papiere heraus und dingen dort ein. Erst fallen sie über seine Haushälterin her und töten sie, als Paul mit Carol nach Hause kommt wird er niedergeschlagen und Carol entführt. Diese wählt nach Qualen in der Gefangenschaft der Gang den Freitod und springt aus dem Fenster. Auch wenn Michael Winner die derbsten Momente nur kurz andeutet, so ist der Film doch hier etwas sehr geschmacklos, denn man hat schon viel früher begriffen, wie abartig die Gang ist.
Paul gönnt sich nach Carols Beerdigung einen kurzen Urlaub und behauptet der Polizei gegenüber, er habe die Räuber nicht erkennen können. Doch nachts holt er seine Pistole hervor und beginnt in den Slums der Stadt nach den Schuldigen zu suchen, um sie selbst zu richten…
Man merkt „Death Wish II“ an, dass er von Menahem Golan und Yoram Globus und nicht wie der Vorgänger von Dino de Laurentiis produziert wurde. Die Ansätze von Tiefgang werden hier ausgespart und die Fieslinge schlichtweg als absolut verdorben gezeigt. In der kurzen Laufzeit begeht die Gang nahezu jedes Verbrechen vom Raub bis zu Waffen- und Drogenhandel. Auch die Figur von Paul Kersey ist deutlich weiter recht anzusiedeln: Er versucht gar nicht mehr sich auf die Polizei zu verlassen, sondern greift direkt selbst zur Knifte. Das Ende deutet auch schon an, dass man Kersey als Rächer in Serie gehen lassen wollte.
Im Bereich Action hat „Death Wish II“ im Vergleich zum Vorgänger aber zugelegt. Ein paar kurze Faustkämpfe sowie einige Schießereien. Diese sind auch schon recht gut inszeniert und spektakulärer als im Vorgänger, erreichen aber nicht das Niveau von Teil 3 und 4. Der Härtegrad ist auch deutlich höher, denn es gibt einige blutige Einschüsse und ähnliches Gedöns zu sehen. Zwar ist das Ganze noch nicht so spektakulär wie in einem richtigen Actionfilm, aber für einen Selbstjustizkrimi recht aufwendig.
Leider ist die Story nicht so spannend, denn der Film läuft sehr formelhaft ab: Paul sammelt Hinweise und arbeitet die Liste der Schuldigen ab. Die Ermittlungen der Polizei gegen ihn werden nur noch am Rand behandelt, dramatischere Ansätze (Paul gibt viele soziale Bindungen zugunsten des Rachefeldzugs auf) bleiben nur angedeutet. Zudem fehlt dem Film ein echter Höhepunkt. Der letzte Lump beißt genauso wie die anderen ins Gras und kurz darauf ist der Film vorbei – kein nervenaufreibender Showdown oder ähnliches. Dies stößt dann doch recht übel auf. Aber Michael Winner zieht den Film mit kurzer Laufzeit und ohne Längen durch, sodass man auch nicht angeödet wird.
Bronson tapert hier in seiner Paraderolle durch die Gegend, aber er hat es drauf grimmig zu gucken und später vor Genugtuung breit zu grinsen. Mal wieder an seiner Seite ist seine Ehefrau Jill Ireland, die ganz ordentlich ist. Auch der Rest der Darsteller, darunter ein junger Laurence Fishburne, ist OK, aber Glanzleistungen darf man nicht erwarten.
So bleibt ein grundsolider Actionkrimi nach Schema F, der mit netten Schießereien unterhält, der aber mehr Spannung und ein vernünftiges Finale vertragen könnte.