Wieso es der japanische Monsterfilm Nezulla – The Rat Monster 2002 zu einer Nominierung auf dem Tokioter International Fantastic Film Festival gebracht hat, bleibt ein großes Rätsel. Denn der Film recycelt im Grunde alles, was schon zigmal da gewesen ist—und macht seine Sache auch noch grottenschlecht.
Ein Forscherteam will einen Supersoldaten kreieren. Leider läuft das Experiment schief und diverse Viren mutieren zu einem Supervirus, der nicht nur tödlich ist, sondern gleich noch die titelgebende Ratte mutieren lässt, warum auch immer. So ist die Ratte nämlich ein menschengroßes haarloses Gummimonster mit roten Augen und wenig furchteinflößenden Nagezähnen, das aufrecht geht, stinksauer ist und kaum noch als Ratte durchgehen kann. Dieses Rattenmonster lebt nun in der stillgelegten Forschungshalle und infiziert Stadtbewohner mit dem tödlichen Virus. Ein Haufen mehr als blass gezeichneter Soldaten und eine Forscherin, von denen einer unsympathischer und/oder unfähiger ist als der andere, wagen sich also in das bald hermetisch abgeriegelte Gebäude, um die Bedrohung zu stoppen.
Da man bei Nezulla – The Rat Monster jedoch nicht auf plumpen Splatter setzt, steht direkt neben der Halle ein Krankenhaus, in dem zufällig die todkranken Infizierten behandelt werden. In einer emotional plattgewalzten Parallelhandlung wird hier von einem Arzt und einer Krankenschwester erzählt, die die Patienten behandeln und dabei ordentlich absurden Kitsch verspritzen. Der Arzt stellt melodramatisch seinen Beruf in Frage, die infizierten Patienten können ihr Quarantänezimmer jederzeit verlassen und Krankenschwestern umarmen, wodurch diese ebenfalls vom tödlichen Virus angesteckt werden. Was aber niemanden weiter stört. Schließlich sind sie alle Menschen, egal ob krank oder gesund und als Mensch muss man zusammenhalten. So viel naive Weltanschauung tut bald schon weh und ist ohnehin nur da, um den mit rund 90 Minuten ohnehin schon kurzen Film auf Spielfilmlänge aufzublasen.
In dem Gebäude, in dem das Rattenmonster haust, sieht es leider auch nicht besser aus. Die Gewalt ist meist im Off impliziert und das Gummivieh, das relativ selten (und wenn dann nur recht kurz, harmlos oder in nervigen Aufnahmen) zu sehen ist, sorgt weder für Spannung noch für Action oder blutige Szenen. Es reicht ja noch nicht einmal zu passabel trashiger Unterhaltung.
Charakterzeichnung fehlt völlig. Absolut blasse Figuren chargieren sich ohne Sinn und Verstand durch das abgeriegelte Gebäude, stolpern durch alle möglichen Logiklöcher und müssen zu allem Überfluss auch noch eine Bombe aufstöbern und entschärfen. Zeitdruck, der Tod und ein Monster im Nacken sind hier aber so einschläfernd inszeniert, dass es wohl nur der Zuschauer mit übermäßigem Durchhaltevermögen zum großen Abschlusspalaver zweier Überlebender schafft, der ihm dann in seiner Länge und Banalität sicherlich den Rest gibt. Womit sich der Zuschauer glücklich schätzen kann: denn das Finale zeichnet sich nur noch durch überzogen heroische Attitüden aus. Dass dabei einem dank der Ratte der Arm fehlt, ist reine Formsache.
Die Inszenierung der beiden Handlungsstränge, die aneinander vorbeilaufen, ohne sich je richtig zu kreuzen, wirkt unnötig und unausgegoren. Da hätte man fast zwei Filme daraus machen können—einen Horrorfilm und ein Melodrama. So funktioniert das nämlich überhaupt nicht.
Nezulla – The Rat Monster macht also alles falsch, was man so falsch machen kann. Das ist ziemlich lahm, obwohl Zuschauer von durchschnittlichen Monsterfilmen normalerweise ja nicht allzu hohe Ansprüche stellen. Bei Nezulla – The Rat Monster kommt aber niemand auf seine Kosten—noch nicht einmal der Trash-Fan. Hier mangelt es einfach an allem: Handlung, Action, Spannung, Horror und Trash. Was bleibt ist ein leeres Gebilde, das mit einem Wort charakterisiert werden kann: schlecht! Für den nächsten japanischen Monsterhorror vielleicht doch lieber wieder auf einen Godzilla-Film zurückgreifen.