Review

Zwischen menschlicher Kälte, Kommunikationslosigkeit und der Monotonie des Alltags verläuft das trostlose Leben der namenloses Prostituierten (Verena Frost). Unterdrückt von ihrem Zuhälter (Simon Klein), im ständig wiederkehrenden Zyklus des Anschaffens fristet sie ihr Leben in einer unmenschlich anmutenden Behausung – Arbeitsplatz und „Heim“ zugleich. Doch als der Druck zu groß wird und sie droht an ihrem eigenen Leben zu zerbrechen, wagt sie noch einmal den Schritt in die Wirklichkeit. Aber die Welt hat nicht auf sie gewartet. Wie ein Fremdkörper bewegt sie sich durch die Massen – bis sie ein bekanntes Gesicht aus ihrer Vergangenheit entdeckt. Mit neuem Mut will die namenlose Prostituierte noch einmal alles wagen und beschließt aus ihrem Leben auszubrechen. Jedoch lässt ihr Leben sie nicht so einfach gehen …

„Kann denn Liebe Sünde sein“ ist ein Erstlingswerk, das sich ganz der Atmosphäre der Welt der Prostituierten gewidmet hat. Dies ist den beiden Regisseuren auch gelungen. Nahezu ohne Dialoge (und wenn dann sind sie ohne Inhalt) kommt dieser Kurzfilm aus. Die Interaktion (oder Nicht-Interaktion) der Charaktere entsteht aus ihren Handlungen. Gerade der monotone Ablauf des Lebensalltags der Prostituierten ist in stilisierten (meist gelungenen) Bildern montiert und vermittelt das Gefühl der Trostlosigkeit – ebenso wie ihre Behausung. Einen Höhepunkt erreicht der Film, als die Prostituierte nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Zuhälter versucht im normalen Leben wieder Anschluss zu finden. In marionettenhafter Zeitlupe bewegt sie sich durch die Menschenmassen. Eine wunderbar, gelungenes Stilmittel um das Aufeinanderprallen zweier Realitäten zu symbolisieren. Bedenkt man, dass es sich bei den Schauspielern um Laien handeln kann man nicht genug Lob aussprechen – eine glaubhafte und ernsthafte Darstellung.

Was inhaltlich wie ein typisches Erstlingswerk aussieht (Nutte und Zuhälter), schafft durch seine Inszenierung Dichte, Atmosphäre und Bekommenheit. Hier zeigt sich wieder, dass die Idee/ Umsetzung zählt und nicht das Budget, das man zur Verfügung hat. Allerdings bleibt auch ein wenig Kritik nicht aus – filmtechnisch leidet der Film an der einen oder anderen Stelle dann doch ein wenig. Die digitalen Effekte könnten überarbeitet werden und auch der ein oder andere Continuity-Fehler hat sich da eingeschlichen (Wo ist das Geld aus der Truhe?), aber allem in allem ein gutes No-Budget-Erstlingswerk und daher:

8 von 10 Punkten

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